Wo bleibt die Euro-Feuerwehr? (Update)

Hübsch schaut sie aus, doch leider ist der Tank leer und die Fahrer streiten sich… 

Die Eurokrise könnte nicht nur Italien und Spanien, sondern das gesamte Eurosystem bedrohen. Davor hat EU-Kommissionschef Barroso in einem Brandbrief an die 17 Euroländer gewarnt. Erstmals gesteht Barroso ein, dass die Beschlüsse des Krisengipfels Ende Juli unzureichend waren und ergänzt werden müssen. Doch Bundesfinanzminister Schäuble stellt sich taub. Obwohl die Eurokrise außer Kontrolle ist (siehe mein Blogeintrag gestern), lehnt Berlin es ab, das Maßnahmen-Paket aufzuschnüren.

Alle Fragen seien beim Krisengipfel am 21. Juli beantwortet worden, bürstete Schäubles Sprecher die Forderungen Barrosos ab. Der Kommissionschef drängt – wie zuvor schon die EZB – auf eine massive Ausweitung des Rettungsfonds EFSF und auf eine schnelle Umsetzung der Beschlüsse. Die Regierungen müssten sicherstellen, dass der Fonds „über die Mittel verfügt, um Ansteckungsgefahren zu bekämpfen“. 

Die bisher bereit gestellten 440 Mrd. Euro reichen offenbar nicht mehr aus. Und die auf dem Krisengipfel großspurig versprochene „Feuerwehr“ zur Eindämmung der Eurokrise ist noch nicht einmal einsatzbereit. Der Tank ist bestenfalls halbvoll, und die Feuerwehrmeister in Brüssel und Berlin streiten sich über Ausrüstung und Einsatzbefehl. Kein Wunder, dass die Märkte immer neue spekulative Attacken gegen den Euro reiten.

Nur die EZB scheint bereit und in der Lage, den drohenden Flächenbrand einzudämmen. Nach monatelanger Pause nahm sie gestern wieder das Stützungsprogramm für Krisenstaaten auf und kaufte Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt. EZB-Chef Trichet reagiert damit auf das eklatante Versagen der Politik und auf den Druck der Märkte, die eine Intervention gefordert hatten. Dies sei “Trichets letzter Streich”, heißt es süffisant im Herdentrieb-Blog.

Allerdings ist die Hilfe der Zentralbank offenbar auf sechs Monate beschränkt. Zudem wird sie durch die restriktive Zinspolitik konterkariert. Im Gegensatz zu fast allen Notenbanken der westlichen Welt will Trichet an den Politik der Zinserhöhungen festhalten, was nicht nur zu einer weiteren Verlangsamung der Konjunktur in der Eurozone, sondern auch zu einer Aufwertung des Euro führen dürfte (die USA, die Schweiz und Japan streben genau dies an). 

Von einem entschlossenen und koordinierten Feuerwehr-Einsatz ist Europa offenbar noch weit entfernt…

 

Nachtrag 5.8.11

…und so weitet sich der Fächenbrand unkontrolliert aus. Als Brandbeschleuniger hat offenbar ausgerechnet die Entscheidung der EZB gewirkt, wieder Anleihen aus den Euro-Krisenländern zu kaufen. Kurz nach dem Bekanntwerden dieser unerwarteten Nachricht gingen die Börsen in Europa und in den USA auf Talfahrt.  

 

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