Eurokrise außer Kontrolle (Update)

Wie zu erwarten war, hat die Spekulation gegen den Euro nun auch Spanien und Italien voll erwischt. Weil Renditen und Risikoaufschläge historische Höchststände erreichen, die in kurzer Zeit zur Insolvenz führen können, wurden in Rom und Madrid Krisensitzungen anberaumt. Derweil appellierte EU-Kommissionspräsident Barroso in Brüssel an die 17 Mitglieder der Eurozone, die beim Krisengipfel vor zwei Wochen beschlossenen Reformen endlich umzusetzen. 

Die Entwicklung an den Märkten erfülle ihn mit „tiefer Sorge“, sagte Barroso, nachdem er noch am Dienstag erklären ließ, es gebe keinen Grund für Beunruhigung. Der Anstieg der Renditen sei nicht gerechtfertigt, Italien und Spanien stünden wirtschaftlich gut da. Seine Behörde arbeite mit Hochdruck an der Umsetzung der Reformen vom 21. Juli. Dasselbe sollten die Euro-Länder tun und die Umsetzung der Beschlüsse mit Hochdruck vorantreiben. 

Im Klartext: Seit dem Sondergipfel Ende Juli ist nicht viel passiert. Die Euro-Chefs haben geschlafen, Ratifizierung und Inkraftsetzung der neuen Maßnahmen kommen trotz der großen Worte nicht voran. Dies gilt vor allem für die Flexibilisierung und Ausweitung des Rettungsschirms EFSF. Der Fonds soll künftig als „Feuerwehr“ tätig werden und helfen, bevor ein Land in eine finanzielle Notlage gerät. 

Für große Euroländer wie Spanien und Italien steht aber nicht genug Geld zur Verfügung. Selbst wenn der EFSF schon morgen eingreifen würde, wäre es vermutlich bereits zu spät, um den heftigen Fieberanfall auf den Märkten zu stoppen. Hinzu kommt die Sorge, dass Italien nicht mehr in der Lage sein könnte, sich an den bevorstehenden neuen Rettungsaktionen für Griechenland zu beteiligen, weil es selbst klamm ist.

Dies wäre der GAU, bei dem alle Sicherungen durchbrennen würden. Offenbar ist der Euro-Club davon nicht mehr weit entfernt. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Situation außer Kontrolle gerät, denn die nötigen und teilweise bereits beschlossenen Instrumente stehen – wie Barroso selbst einräumt – nicht bereit. 

Vor allem Deutschland ist in Verzug – dort soll der Bundestag erst im Herbst die neuen Rettungsaktionen absegnen. Und Kanzlerin Merkel, ohne die in Euroland schon längst nichts mehr geht, ist in Urlaub…

Nachtrag 5.8.11

Na so was, jetzt hat auch Frau Merkel gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Sie will sogar mit Sarkozy und Zapatero telefonieren – und das noch aus ihrem Urlaub in den Dolomiten! Dabei hatte es noch vor zwei Tagen im Kanzleramt geheißen, alles sei in bester Ordnung, Italien und Spanien sollten in Ruhe ihre Hausaufgaben machen…