Update: Kiew forciert Kleinkrieg um Olympia
Der Kleinkrieg um eine mögliche Teilnahme russischer und belarussischer Sportler an Olympia 2024 spitzt sich zu. Die Ukraine befiehlt ihren Athleten einen Boykott.
Die ukrainische Regierung hat ihre Sportler angewiesen, Wettbewerbe zu boykottieren, an denen Aktive aus Russland und Belarus teilnehmen. Diese Entscheidung wurde von Oleh Nemtschinow, Kabinettsminister und Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine, im Fernsehen verkündet, wie der “Spiegel” berichtet.
Wer sich der Anordnung widersetzt, muß mit Sanktionen rechnen. Offiziell handelt es sich um eine Reaktion auf die Entscheidung des IOC, unter strikten Bedingungen doch wieder (bela-)russische Sportler zuzulassen. De facto handelt es sich aber um den Versuch, die eigenen Sportler zu entmündigen und den IOC zu erpressen.
Der “Spiegel” und die meisten anderen deutschen Medien scheinen dafür großes Verständnis zu haben. Sie räumen dem unilateralen ukrainischen Vorgehen sogar gute Chancen ein – und trommeln für einen Ausschluß russischer Sportler. Daß dies dem Geist der Olympischen Spiele widerspricht, ist offenbar egal.
Dabei hat IOC-Chef Bach recht, wenn er darauf hinweist, dass es in in Sportarten wie Tennis, Eishockey oder Radsport bisher keine Probleme mit russischen Teilnehmern gab. Und dass der Westen “doppelte Standards” anwende, wenn er zwar russische Sportler für ihre Regierung in Haft nehmen wolle, aber keine westlichen.
Dabei haben Länder wie die USA, UK, Polen und sogar die Ukraine auch verheerende, völkerrechtswidrige Kriege geführt, z.B. im Irak…
Siehe auch “Der Krieg greift auf Olympia über”
P.S. Bei Wimbledon dürfen wieder russische Spieler antreten. Wird Kiew jetzt zum Boykott von London aufrufen?
Titus
1. April 2023 @ 13:40
Es ist wirklich wieder Zeit, der Olympischen Idee zu gedenken und Politik und Sport radikal zu trennen. Denken wir nur an den affigen Beitrag der deutschen Fußballer und der chaotischen Innenministrein, die sich im Ausland eh zurückhalten sollte, in Katar.
Sportler, die bei internationalen Veranstaltungen politische Äußerungen bringen, egal auf welche Weise, sollten grundsätzlich sofort ausgeschlossen werden. Im alten Griechenland mussten sogar Kriege unterbrochen werden, wenn die Spiele stattfanden.
KK
31. März 2023 @ 17:44
Danke, Herr Bonse, für das deutliche Wort “Erpressung”.
Ich bin wahrlich kein Sportfan, halte aber die “olympische Idee” als ein Element der Völkerverständigung trotz seiner immer weiter vorangetriebenen Kommerzialisierung im Grunde für eine gute. Und in der Antike hatte sie ja durchaus eine – wenn auch nur zeitlich begrenzte – befriedende Wirkung.
Sollte sich das IOC tatsächlich erpressen lassen, wird das der Anfang vom Ende der olympischen Spiele sein.
@ european:
“…denn es wird nicht lange dauern, bis jeder die neutrale Flagge kennt und weiss, wer sich dahinter verbirgt.”
Man könnte auch sagen: “…bis der Grossteil der Teilnehmerstaaten unter der neutralen Flagge antreten muss” – denn Dreck am Stecken haben viele, wo will man da die Grenze ziehen?
Arthur Dent
31. März 2023 @ 14:39
Meinethalben kann man den ganzen olympischen Zirkus lassen, ebenso Fußball- WM oder EM. Spart Unmengen Geld und vor allem CO2!! 🙂
Armin Christ
1. April 2023 @ 08:30
Zustimmung !
european
31. März 2023 @ 14:08
Afrika und Asien haben schon Anfang Maerz die Teilnahme der russischen und belarussischen Sportler befuerwortet, allerdings unter neutraler Flagge. Was irgendwie auch kein Problem loest, denn es wird nicht lange dauern, bis jeder die neutrale Flagge kennt und weiss, wer sich dahinter verbirgt.
https://www.firstpost.com/sports/paris-2024-olympics-africa-russians-belarusians-athletes-12243422.html
Es steht der Ukraine natuerlich frei, diese Spiele zu boykottieren.
Insgesamt haben wohl 35 Laender den Bann von Russland und Belarus gefordert. Leider findet man nirgendwo eine Liste der Laender. Auch hier muss man sicherlich sehen, dass ein Bann Russland’s, das immer zu den Medaillenabraeumern bei solchen Spielen gehoert, sicherlich Medaillenchancen fuer Sportler schafft, die sonst nicht in den Genuss kaemen.
Jeder denkt an sich, nur ich denk an mich 😉
Hekla
31. März 2023 @ 13:32
Auch wenn ich die Politisierung des Sports (und der Literatur und der Musik und der bildenden Künste und und und ..) unsäglich finde, hat diese Nachricht für mich auch etwas Positives: wenigstens kann es als gesichert gelten, dass Selenskij bei der Olympia-Eröffnung nicht seine üblichen “fifteen minutes of fame” bekommt, um seine aktuelle Waffenforderungsliste seinen Lieferanten durchzugeben.