Ukraine und Gaza: Too little, too late

Die Ergebnisse des “Kriegsgipfels” in Brüssel können nicht überzeugen. Die Waffenhilfe für die Ukraine reicht immer noch nicht, der Ruf nach einem Waffenstillstand in Gaza kommt zu spät. Und Doppelstandards hat das Treffen auch noch offenbart.

“Too little, too late”: Dieser Spruch aus der Eurokrise gilt auch in den neuen, kriegerischen Zeiten. Die EU liefert zu wenig – und zu spät.

Im Ukraine-Krieg wollen die Chefs zwar die Waffenlieferungen “intensivieren”. Doch die versprochenen Granaten werden frühestens in einigen Monaten an der Front eintreffen.

Zudem fehlt Geld für weitere Waffenkäufe. Dass man nun die Zinserträge der russischen Vermögen abgreifen will, hilft kaum: Das bringt vielleicht 3 Mrd. Euro im Jahr, ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die “Kriegswirtschaft”, die EU-Chef Michel fordert, kommt vorerst nicht, Deutschland ist dagegen. Selbst wenn die EU nun massiv aufrüsten sollte – Russland ist schon viel weiter.

Im Gaza-Krieg haben sich die EUropäer endlich dazu durchgerungen, eine Waffenpause zu fordern. Doch das kommt viel zu spät – und wohl auch nur, weil die Amerikaner vorangehen und Deutschland mitziehen.

Gleichzeitig beliefern die USA und Deutschland die Regierung Netanjahu weiter mit Waffen, mit denen Gaza systematisch zerstört wird. Die “Air drops” mit humanitärer Hilfe wirken vor diesem Hintergrund zynisch!

Das sieht wohl auch Uno-Generalsekretär Guterres so. Er hat in Brüssel vor Doppelstandards gewarnt. Kriegsverbrechen in Israel und Gaza dürften nicht anders bewertet werden als in der Ukraine. Doch genau das macht die EU.

Putin lässt sie per Haftbefehl suchen, Netanjahu lässt sie unbehelligt. Russland wird mit Sanktionen überzogen, doch bei Israel kann man sich nicht mal darauf einigen, das Assoziierungsabkommen auszusetzen.

Too little, too late” – so verspielt man Glaubwürdigkeit. Dem globalen Süden sei die Außenpolitik der EU nicht mehr zu vermitteln, warnte der scheidende irische Premier Varadkar. Der Mann hat leider Recht…

Siehe auch Wie der EU-Gipfel in den „Kriegsmodus“ wechselte

Dass der EU-Beschluss zu Gaza nicht weit genug geht, finden auch vier EU-Staaten. Sie erwägen daher, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Dies geht aus einer Erklärung von Spanien, Irland, Malta und Slowenien hervor, über die “Spiegel” berichtet.