Energiepreise explodieren: Droht ein heißer Winter?
Die Inflation zieht an, das Essen beim Italiener wird teurer. Doch das ist noch gar nichts im Vergleich zur Explosion bei den Energiepreisen. In Spanien gibt es schon die ersten Proteste.
In manchen Ländern der EU sind die Strompreise in den Sommermonaten auf neue Rekordhochs gestiegen. In Spanien ist der Strompreis beispielsweise auf 152,33 Euro pro Megawattstunde geklettert, wie “Cashkurs” meldet.
Gleichzeitig haben sich die Großhandelspreise verdoppelt. Seit einigen Tagen marschieren immer größer werdende Protestgruppen vor den Zentralen der spanischen Energieversorger auf, was für Schlagzeilen sorgt.
Doch Spanien ist nicht allein. Auch in Deutschland und in Großbritannien schnellen die Preise für Strom, Gas und Benzin in die Höhe.
Eine für die aktuelle Jahreszeit höher als gewöhnliche Nachfrage und eine unter Belastungen und teilweisen Engpässen leidende Lieferstruktur führten jetzt zum Zusammenbrauen eines perfekten Sturms, wie sich Energieanalysten überzeugt zeigten. Sollte es in den USA und in Europa zu einem kalten Winter kommen, sei ein weiterer Anstieg der Gas- und Strompreise keineswegs auszuschließen.
Quelle: Cashkurs
Erstaunlicherweise hat bei der EU in Brüssel noch niemand etwas von der nahenden Krise gemerkt. Die EU-Kommission rühmt ihren “Green Deal” und das “Fit for 55”-Paket, das angeblich auch eine soziale Kompenente enthält.
Dummerweise ist die aber noch nicht in trockenen Tüchern. Bis der Klima-Sozialfonds beschlossen wird, können noch viele Monate vergehen.
Auch die EZB legt die Hände in den Schoß. Bei der letzten Sitzung haben die Zentralbanker die Inflation zu einem vorübergehenden Problem erklärt, von einer Zinserhöhung war keine Rede.
Immerhin sind einige Experten aufgewacht. So hat der Brüsseler Thinktank Bruegel soeben einen Blogpost veröffentlicht, in der die These vom “One-Off” infrage gestellt wird.
Eine Lösung bietet er aber auch nicht an. Der Beitrag schließt mit der Empfehlung, das “Fit for 55”-Paket schnell zu verabschieden – dabei trieben die darin enthaltenen Maßnahmen auch die Preise…
Mehr zum Klimaschutz und “Fit for 55” hier
european
15. September 2021 @ 09:44
Fossile Brennstoffe müssen teurer werden, so lange und so teuer, bis sie endgültig in der Erde bleiben. So ehrlich wird man sein müssen, wenn man Klimaschutz und eine Energiewende ernst nimmt.
Man hat viel zu viel Zeit verschlafen und das holt uns jetzt wieder ein. Heute steht im Deutschlandfunk, dass in Deutschland der Trend zum Drittwagen geht, obwohl die meisten max 10 km zur Arbeit haben. Dann kann es ja so schlimm nicht sein mit den Energiepreisen.
Die aktuellen Preissteigerungen haben viele Ursachen, die wirklich nichts mit der EZB-Politik zu tun haben. Von daher ist es gut, dass man sich dort nicht aus der Ruhe bringen lässt. U.a. holt uns jetzt die Austeritätspolitik seit der Finanzkrise wieder ein. Alle Länder haben ihre Investitionen in Infrastruktur, Klimaschutz uvm. aufschieben müssen und nun investieren alle gleichzeitig – mit entsprechenden Auswirkungen auch auf dem Rohstoffmarkt. Die Huffingtonpost Italien hatte zudem noch einen Artikel in dieser Woche über die Zollbeschränkungen der EU und ihre Auswirkungen auf den italienischen Rohstoff- und Arbeitsmarkt.
Übersetzt liest sich das dann so:
“Der Aufwärtstrend der Rohstoffpreise betrifft nicht nur Stahl, sondern ist verallgemeinert und stellt heute die größte Bedrohung für die Erholung nach Covid dar: Zwischen November 2020 und Juli 2021 stieg PVC um 73 %, Kupfer um 38 %, Nadelholz um 76 %, Polyethylen mehr als 100 %. Bei Stahl ist der Preis für Bewehrungsstahl für Stahlbeton um 243% gestiegen, eine Tonne Edelstahl hat viertausend Euro pro Tonne erreicht, während warmgewalzter Stahl auf dem europäischen Markt zweitausend Euro pro Tonne kostet, um nur einige zu nennen.”
https://www.huffingtonpost.it/entry/le-norme-ue-aggravano-la-carenza-dacciaio-tonnellate-ferme-nei-porti-di-ravenna-e-marghera_it_61376127e4b05f53edacc1c3?ncid=other_trending_qeesnbnu0l8&utm_campaign=trending
Der ganze Artikel ist übrigens lesenswert. Ein translator kann helfen.
Und die EU rührt sich nicht zu diesem Thema. Wie immer, wenn es keine Lobeshymnen gibt.
Bin gespannt, wann wieder der Fachkräftemangel ausgerufen wird, denn qualifizierte Bauarbeiter, Ingenieure und Handwerker werden jetzt überall gebraucht. Hinzu kommt, dass die Löhne z.B. in Polen so angestiegen sind, dass diese nicht mehr in den Westen gehen müssen, um besser zu verdienen. Polnische Handwerker bleiben also jetzt zuhause, es sei denn, die Löhne im Westen steigen wieder drastisch. Was in Deutschland auf jeden Fall richtig wäre. Wir liegen immer noch ca. 20-25% hinter Frankreich zurück.
Josef Berchtold
14. September 2021 @ 23:44
Frage ! Würde die EZB die Zinsen erhöhen, würde dies dann die Strom-Knappheit in Spanien beenden? Garantiert nicht, Investitionen würden noch teurer werden, dank höherer Zinsen. Manche Menschen machen sich Volkswirtschaft zu einfach mit einfachem Wenn-Dann-Denken. Das System ist leider kybernetisch zu denken aber damit wird es sofort enorm kompliziert.