„Nur leere Versprechen“: Selenskyj rückt von der Nato ab

Hat der Westen die Ukraine verraten? Der ukrainische Präsident Selenskyj wirft USA und EU Wortbruch vor – und deutet einen Verzicht auf den Nato-Beitritt und weitere Konzessionen gegenüber Russland an.

Kein Nato-Beitritt, keine alliierte Verteidigung, keine Flugverbotszone: Der ukrainische Präsident Selenskyj ist schwer enttäuscht von den USA und der EU.

„Seit dreizehn Tagen hören wir nur Versprechen. Seit dreizehn Tagen sagt man uns, dass man uns im Luftraum hilft, dass Flugzeuge kommen, dass man sie bald liefern wird“, klagte er in einer Videobotschaft auf Telegram.

Auch mit Blick auf die Nato gab sich Selenskyj enttäuscht. Das Bündnis sei nicht bereit, die Ukraine als Mitglied zu akzeptieren. „Die Allianz hat Angst vor kontroversen Fragen und einer Auseinandersetzung mit Russland.“

Er deutete sogar an, auf einen Nato-Beitritt zu verzichten. Die Ukraine sei kein Land, das auf den Knien um etwas bettele. Seit einer Verfassungsänderung 2019 ist der Nato-Beitritt das erklärte Ziel der ehemaligen Sowjetrepublik.

Ein Verzicht auf den Nato-Beitritt ist ein zentrales Kriegsziel Russlands. Kremlchef Putin hatte es bereits im Dezember – vor Kriegsbeginn – formuliert. Doch die USA und die EU waren nicht bereit, darauf einzugehen, und etwa einen neutralen Status anzubieten.

Dabei ist die Neutralität des Landes nach Ansicht der meisten – auch amerikanischen – Experten die einzig vernünftige Lösung des Konflikts. Der Politikwissenschaftler Ch. Hacke hat daran bei „Hart aber fair“ noch einmal erinnert.

Hacke ging auch US-Präsident Biden hart an. Der habe zwar rechtzeitig vor dem Angiff Russlands gewarnt, jedoch nichts getan, um die Ukraine zu schützen. Biden hat Selenskyj sehenden Auges ins offene Messer laufen lassen…

Ein weiteres Kriegsziel für Putin ist die Anerkennung der Separatistengebiete im Donbass. Auch darauf geht Selenskyj nun plötzlich ein. So zeigte er sich zu Gesprächen über den Status der Separatistengebiete im Osten des Landes und der Krim bereit gezeigt.

Im US-Sender ABC machte Selenskyj zugleich deutlich, dass er nicht bereit sei, die Unabhängigkeit der selbst ernannten „Volksrepubliken“ sowie die russische Herrschaft über die Krim anzuerkennen:„Ich bin bereit für einen Dialog. Aber wir sind nicht bereit für eine Kapitulation.“

Schade nur, dass weder die USA noch die EU bereit sind, diesen Dialog zu ermutigen und zu unterstützen. Die EU will sich nicht einmal um Vermittlung bemühen…

Siehe auch „Mit der neuen EU ist (so schnell) kein Frieden zu machen“ und „Der Westen hat die Ukraine verraten – bleibt nur die Neutralität?“