So endet die Schuldenkrise (nicht)
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet unter der Linksregierung, die Berlin am liebsten aus dem Euro geworfen hätte, schrumpft der griechische Schuldenberg. Auch die Sparvorgaben werden übertroffen – zum dritten Mal in Folge. Doch die Gläubiger honorieren das nicht.
Ohne die Kosten für den Schuldendienst habe der Budgetüberschuss im vergangenen Jahr 4,0 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen, teilte das Statistikamt in Athen mit. Ziel waren 1,75 Prozent. Inklusive Kreditkosten betrug der Überschuss 0,8 Prozent.
Der Schuldenberg ist von 180,8 Prozent der Wirtschaftsleistung auf 178.6 Prozent geschrumpft. Das ist zwar noch leicht von den zulässigen 60 Prozent entfernt 🙂 Doch in ca. 50 Jahren wird alles gut – so die Planungen in Brüssel (kein Witz!).
Ungefähr so lange soll sich Athen auch weiter an die Sparvorgaben halten, fordert EU-Kommissar Dombrovskis. Dass das 2015 verordnete, umstrittene Hilfsprogramm im August endet, ändere daran nichts, warnt er laut “Kathimerini”.
Den Hardlinern in Berlin scheint selbst das noch nicht genug zu sein. Sie haben schon den Hinweis gestreut, dass man das Hilfsprogramm auch noch einmal verlängern könne – offiziell, um Athen den “Übergang” zu erleichtern.
Doch die Regierung Tsipras hält davon gar nichts. Sie sieht darin einen neuen Versuch, ihr Land zu bevormunden: “Wir wollen weder eine Programm-Verlängerung noch einen Fake-Exit, einen nicht-sauberen oder einen schmutzigen Ausstieg”, so Tsipras.
Viel Zeit, diese Frage zu klären, bleibt nicht mehr: am 20.8. endet der Bailout. Doch statt sich zu beeilen, schieben die Gläubiger die Sache auf die lange Bank, eine Einigung mit dem IWF gibt es auch immer noch nicht.
Es würde mich daher nicht wundern, wenn es am 15. August “plötzlich und völlig unerwartet” eine neue Schuldenkrise gäbe – pünktlich zum Höhepunkt der Sommerferien…
reiner tiroch
26. April 2018 @ 20:44
Der EU-Block aus Brüssel lügt der Welt weiterhin die Hucke voll! Die sinnlose depperte und nutzlose Dauerretterei brachte bisher nur den Reichen und Banken was, die sich artig und laufend retten lassen.
Was hier pausenlos verschwiegen wird ist die Tatsache, dass der IWF schon vor 9 Monaten zugab, dass Griechenland über 1 Billion Schulden hat! uns erzählt man was von 300 Mrd. und der Schuldenstand gehe zurück? obendrein kommen allein in Griechenland noch 23 Billionen fauler und nutzloser Derivate dazu die auch gerettet werden wollen.
Lügt euch ruhig weiter an ihr nutzlosen Dauerretter. lol. ! Billion mal.
Peter Nemschak
24. April 2018 @ 15:50
@ebo Dass die Schuldenkrise in Griechenland nicht zu Ende ist, haben Sie mit Ihrem Titel provoziert aber daraus die falschen Schlussfolgerungen gezogen. Die EU ist ein Bund von Staaten, aufgebaut auf dem Prinzip der Subsidiarität und keine karitative NGO, die Sie sich vielleicht erwarten. Die EU kann nicht die sozialen und politischen Verhältnisse und Mentalitäten in ihren Mitgliedsstaaten ändern. Das müssen letztere wohl selbst besorgen.
Schmitz Reinard
24. April 2018 @ 10:30
Tsipras hat überlebt. Das ist Berlins Problem.
Peter Nemschak
24. April 2018 @ 15:12
Eher das Problem von Tsipras, Warum sollte sich Berlin ändern?
Herbert Hensler
23. April 2018 @ 22:19
Die Herren der EU Kommission sollten sich die Rede von Gregor Gysi vom 24.04.1998 im deutschen Bundestag mal anhören. Sie ist Heute in den Nachdenkseiten.de zu finden. Wer sich diese Rede anhört und mit dem Verhalten der Kommission in dieser Zeit vergleicht, kommt auf die Idee , die Mafia sei dagegen ein Knabenchor.
Peter Nemschak
23. April 2018 @ 19:27
Griechenland leidet mehr unter seiner endemischen Misswirtschaft und Korruption als unter seinen Schulden.
ebo
23. April 2018 @ 20:15
Lieber Herr Nemschak, das nenne ich mal ‘ne steile These! Also kann man mit einem Schuldenberg von 180 % der Wirtschaftsleistung gut leben, ohne zu leiden? Und warum haben wir dann eine 60-%-Grenze im Maastricht-Vertrag? Sie kann jetzt weg, oder? Und die Troika sicher auch, denn gegen Misswirtschaft und Korruption haben EU-Kommission, EZB und IWF so gut wie nichts unternommen…
Peter Nemschak
24. April 2018 @ 10:45
„Das Elend der Griechen“, Richard Fraunberger in der FAZ vom 19.4.2018 gibt ein realistischeres Bild von Griechenland als Ihres durch die rosarote Brille gesehenes. Ich kenne die griechische Mentalität aus jahrzehntelangen geschäftlichen Erfahrungen. Es scheint, als würden jene, die hier posten in einer ähnlichen Informationsblase wie Sie leben und immun gegen Tatsachen und andere Einschätzungen sein. Die schwerfällige griechische Bürokratie und die nach wie vor grassierende Korruption gab es lange vor der Schuldenkrise und hat diese bis heute überlebt.
Schmitz Reinard
24. April 2018 @ 10:33
Wer ist denn “Griechenland”? Hier geht Ihnen wohl wieder der zynische Gaul durch.
Peter Nemschak
24. April 2018 @ 15:11
Griechenland ist die griechische Gesellschaft und ihr politisches System. Die ungeschminkte Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen hat mit Zynismus nichts zu tun. Die von Mitleid triefenden Zurufe der Empörungsgesellschaft werden die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Griechenland nicht verändern. Änderungen müssen von den Griechen selbst kommen.
ebo
24. April 2018 @ 15:16
Tja, da will man einmal positive Nachrichten aus Griechenland bringen, noch dazu aus offizieller Quelle, aber Herr Nemschak weiß es besser. Vermutlich stehen Sie mit Ihrer Meinung nicht einmal allein. Die Linksregierung in Athen kann sich noch so sehr mühen und das Berliner/Brüsseler Plansoll übererfüllen – sie kann und darf keinen Erfolg haben…
Dixie Chique
24. April 2018 @ 15:15
Endemisch korrupt und misswirtschaftend, wa?
Volksverhetzung und lupenreine Hate Speech ist qualitativ etwas ganz anderes als nur ein zynischer Gaul.
“Griechenland leidet..” also unter seinem eigenen Grundcharakter und bettelt geradezu nach Linderung durch weise, neoliberale Governance von außen.
Andrea Nikitopoulos
23. April 2018 @ 16:21
WELCHE Krise endet? Fragt mal uns hier in Griechenland – den einfachen Bürger, der unter der Überbesteuerung leidet, Schulden anhäuft und kein Licht am Ende des Tunnels sieht……….
Manfred Waltermann
24. April 2018 @ 10:28
Frau Nikitopoulos hat recht!
Wer etwa vor Monatsfrist die Dokumentation über die wirklichen Zustände in Griechenland, Portugal, Irland und …..Italien gesehen, der kann nicht anders, als sich von dieser EU und ihren Erfüllungsgehilfen – Troika – abwenden! – Die Infrastruktur in diesen EURO-Ländern ist nachhaltig zerstört, junge Menschen finden kaum – höchstens im Ausland – Arbeit! –
Und was wird uns jetzt angesichts der Karlspreisverlehung wieder alles in den rosigsten Farben gemalt?