Putin lässt die Maske fallen, Biden steht gefährlich blank da
Mit dem Angriffskrieg in der Ukraine lässt Russlands neuer Zar Putin endgültig die Maske fallen. Die USA haben ihm nicht viel entgegenzusetzen – US-Präsident Biden steht gefährlich blank da.
Biden hat leider recht behalten, wir lagen (wie viele Beobachter in Brüssel und Moskau) falsch: Putin wollte den Krieg in der Ukraine, auch die Hauptstadt Kiew wird von Russland angegriffen.
Es geht längst nicht mehr um den Donbass oder die Krim, wo Russlands wichtige Schwarzmeerflotte liegt. Es geht um die Macht in der Ukraine, vermutlich auch in Belarus und Georgien.
Unter Putin ist Russland zu einer revisionistischen Macht geworden, die sich ihre Einflußzonen zur Not mit Gewalt zurückerobert und ein “Rollback” der Nato fordert. Das ist gefährlich.
Gefährlich ist aber auch die Schwäche der USA. Sie bereitete sich auf eine Konfrontation mit China vor – und wollte die Ostflanke der Nato den EUropäern überlassen, die dafür kräftig aufrüsten sollen.
Doch der Konflikt um die Ukraine blieb ungelöst. Das geostrategisch wichtige Land – US-Strategen halten es für den Schlüssel zur Vormacht in “Eurasien” – blieb schutzlos in einer Grauzone gefangen.
Halb drinnen, halb draußen – das galt sowohl für die EU wie für die Nato. Besser wäre es gewesen, sie schnell an die EU heranzuführen, aber aus der Nato herauszuhalten, so wie Finnland oder Österreich.
Unter Biden haben die USA das genaue Gegenteil gemacht: Sie haben die Ukraine an die Nato herangeführt und mit großen Manövern versucht, auch im Schwarzen Meer Flagge zu zeigen.
Putin fordert Biden direkt heraus
Das hat den unerfahrenen Präsidenten – Hauptberuf: Komiker – Selenskyj ermutigt, den Nato-Beitritt in die Verfassung zu schreiben und die Rückeroberung des Donbass und der Krim zu fordern.
Putin hat dies als Provokation aufgefasst und zugeschlagen. Damit fordert er den US-Präsidenten direkt heraus. Der hat den Krieg kommen sehen, ihn jedoch nicht abwenden können.
Nun steht Biden gefährlich blank da. Die Ukraine verteidigen will und kann er nicht, die Karten in Osteuropa werden neu verteilt – und die (angebliche) Gefahr in China ist auch nicht gebannt…
european
26. Februar 2022 @ 11:41
Mir scheint, wir lernen nicht dazu.
Erinnert sich jemand an Libyen? Mal davon abgesehen, dass insbesondere die Grünen geschäumt haben, als Westerwelle sich zum Angriff neutral verhielt und damit Deutschland außen vor war. Claudia Roth hätte am liebsten selbst im ersten Bomber gesessen. Einheitlich herrschte die Meinung, dass alles gut wird, wenn nur erst Gaddafi weg ist. Dann wird das Land so wie wir, demokratisch, feministisch und reitet fröhlich dem Sonnenaufgang entgegen.
Irgendwie kam alles anders und die Situation dort ist schlimmer denn je. Was Gaddafi übrigens vorausgesagt hat. Die vielen Tribes im Land bekämpfen sich, es herrscht nackte Gewalt und immer wieder lesen wir über furchtbare Zustände in den Flüchtlingslagern. Aber wir können nichts tun, denn die Zustände sind so wie sie sind. Man muss mit den Leuten arbeiten, die da sind.
Erinnert sich jemand an den Irak. Saddam, der Tyrann, muss weg. Dann wird alles gut, nicht wahr? Im Irakkrieg starben mehr Menschen, als jemals zuvor unter Saddam. Das Land kommt nicht auf die Füße, aber dafür haben wir den IS groß gemacht. Und wenn ich richtig erinnere, hatte die USA kein Mandat, um dort einzumarschieren. In Afghanistan gab es noch den “Bündnisfall”.
Afghanistan? Alles gut, nicht wahr? Mission accomplished? Von Syrien will ich gar nicht erst anfangen.
Gleiches erleben wir mit Russland und Putin. Seit Jahren-Jahrzehnten reduzieren wir ein 140 Mio Volk auf einen einzigen Mann, ganz so als gäbe es keine Leute dahinter – Freund wie Feind, demokratische und antidemokratische Kräfte. Die Macht der Oligarchen nicht zu vergessen, denen Jelzin fruchtbaren Boden bereitet hatte.
Hat irgendeiner eine Idee für die Zeit danach in Russland? Nawalny, der homophobe Rassist? Wieviel Rückendeckung hat er denn im Land und in der Führungsspitze? Wird der die Krim als einzigen Schwarzmeerhafen freudestrahlend aufgeben, weil der Westen das so will? Was passiert denn, wenn dann in Russland lybische oder irakische Verhältnisse entstehen? Direkt an unseren Landesgrenzen? Putin hat ja Recht, wenn er einen geplanten Regimechange vermutet, so wie man lesen kann. Man weiß ja nie, ob das wirklich alles so stimmt.
Was ist der Plan für danach, der dem Westen genehm ist vom Land getragen wird?
Kostas Kipuros
25. Februar 2022 @ 10:26
Die militärische Intervention Russlands gegen die Ukraine ist ein Angriffskrieg und damit ein klarer Bruch des Völkerrechts. An dieser Tatsache gibt es nichts zu deuteln. Der Hinweis, der Westen habe sich schon vorher und ebenso schuldig gemacht, trifft zu, führt gleichwohl hier nicht weiter. Und dennoch entbindet diese Feststellung den Beobachter mitnichten von wesentlichen Fragen, von denen die wohl wichtigsten lauten: Musste es wirklich so weit kommen? Gab es keine Alternativen? Wurde von allen beteiligten Konfliktseiten restlos alles an Kompromissen ausgeschöpft? Nicht zuletzt: Sind wir als Bürger immun genug gegen die nun einsetzende argumentative Eskalationsspirale jener Kräfte, die Krieg mit noch mehr Krieg bekriegen wollen?
Wer die Reaktionen der USA, Nato und der EU in den letzten Tagen und Wochen verfolgt hat, musste entsetzt sein über die unglaubliche Ignoranz des Westens, der zum Mantra erhob: Wir akzeptieren keine russischen roten Linien, Minsk 2 scheitert eindeutig an Russland, Russland hat kein Mitspracherecht bei der Gestaltung einer europäischen und globalen Sicherheitsarchitektur, Putin ist – wahlweise – ein Killer, ein Psychopath, ein Größenwahnsinniger – wir haben es folglich mit einem individuellen Problem zu tun. Es war nicht, wie Röttgen und andere Scharfmacher tröten, der westlichen Gutmütigkeit und Gutgläubigkeit geschuldet, die diese fatale Entwicklung in Gang gesetzt haben, sondern ganz im Gegenteil, die bewusste und jahrzehntelange Negierung jeglicher russischer Sicherheitsinteressen. Gespeist aus einer Hybris, die wiederum aus einer falschen Interpretierung der Weltgeschichte seit dem Ende des Ost-West-Konflikts herrührt. Der Glaube, mit dem Sieg über den real existierenden Sozialismus habe die Idee der Demokratie und Freiheit zu sich selbst gefunden und damit das Ende der Geschichte eingeleitet, vernebelte von Anfang an die Sicht der meisten westlichen Entscheidungsträger auf die Realität sich wandelnder Machtverhältnisse.
Selbst als Putin in seiner Rede zur Begründung der Anerkennung der beiden Volksrepubliken Bezug auf ukrainische Bestrebungen nach Kernwaffenbesitz nahm, wähnten sich sämtliche westlichen Politiker von Rang noch immer am längeren Hebel – komprimiert auf die penetrante Wiederholung der Sanktionsdrohung. Dabei hatte Putin mit der klaren Ankündigung, diese Bestrebungen mit militärtechnischen Mitteln zu unterbinden, nichts weniger als die Entschlossenheit angedeutet, bis zum Äußersten zu gehen – im Klartext: die Ukraine mit militärischer Gewalt als nukleares Aufmarschgebiet gegen Russland auszuschalten. Wir wissen nicht, ob Biden mit seinen Äußerungen über eine anstehende russische Invasion lediglich propagandistisches Trommelspiel betrieb oder tatsächlich über harte Fakten verfügte. Sicher ist jedoch, dass falls die zweite Variante zutrifft, er bewusst den Krieg in Kauf genommen und damit die Ukraine auf dem Altar US-amerikanischer geopolitischer Interessen geopfert hat.
Egal, wie man sich zu einzelnen Aspekten des Geschehens stellt, ist es für den Westen höchste Zeit, endlich Fakten zu respektieren: Die brachial betriebene Osterweiterung der Nato hat nicht zu mehr sondern zu weniger Sicherheit geführt; die USA sind nicht mehr in der Lage, mit militärischen Mitteln geostrategische Ziele zu erreichen (spätestens mit dem Desaster in Afghanistan evident); die nachgerade hündische Ergebenheit der EU und Westeuropas an die USA konterkariert eigene Interessen und schließlich: der Machtverlust des Westens ist keine Momentaufnahme, sondern ein Zustand. Bleibt die Frage nach dem Umgang mit diesen Umständen. Klare Antwort: Am Verhandlungstisch führt auch jetzt noch und gerade immer noch kein Weg vorbei.
ebo
25. Februar 2022 @ 10:53
Gute Analyse, aber für Verhandlungen ist es noch zu früh. Macron hat es gestern noch einmal versucht – ergebnislos. Putin wird seinen Krieg zu Ende führen. Danach sehen wir weiter…
Thomas Damrau
25. Februar 2022 @ 10:22
Der Gedanke an eine “Konfrontation mit China” lässt mich erschauern. Die USA sind gerade in ihrer “Konfrontation mit Russland” gescheitert. Die Ukrainer müssen das jetzt ausbaden: aufs dünne Eis geschickt, eingebrochen und unter vielen guten Wünschen ertrunken.
Was ist der Plan gegenüber China: militärische Drohungen, Sanktionen, böse Gucken? Meine Phantasie ist damit überfordert sich vorstellen, welche realistischen Druckmittel Biden im Köcher haben könnte. Auf russisches Öl und Erdgas wir man nach einer Energiewende verzichten können. Aber wenn der iPhone-Nachschub aus China abbricht, …
Wer keine soliden Plan hat, sollte keine Eskalation riskieren; Sun Tzu und Clausewitz lesen!
Ich hoffe, dass wir uns nicht in einigen Monaten mit einer Taiwan-Krise beschäftigen müssen.
Wolf
25. Februar 2022 @ 08:17
was will Putin mit der Ukraine?die ist pleite und existiert nur, weil Deutschland au Druck der USA ca. 4 vMrd € reingepumpt hat! was wollen die Amis?wie im Netz zu lesen ist driftet die Türkei von ÄNATO und EUZ weg. So fehlen denen nach Gewinn des Baltikums der südl. Arm zum Zangengriff auf Rußland!mal bischen die Geo-Strategie beachten!