Ökonomen für Tsipras
Das dürfte Berlin gar nicht gefallen: Zwei Wochen vor den Wahlen in Griechenland kocht die Diskussion über einen Schuldenschnitt wieder hoch. Und siehe da: Viele Ökonomen geben dem Linkspolitiker Tsipras Recht.
Zwar hat die Debatte noch nicht die offiziellen EU-Gremien in Brüssel erreicht, wie die „Welt“ ohne Nennung von Quellen meldete. Doch der Schuldenerlass schwebt im Raum, nicht zuletzt wegen eines alten EU-Versprechens.
Ende 2012 hatten die EU-Finanzminister beschlossen, Griechenland weitere Schulden zu erlassen, wenn es einen Primärüberschuss (ein Plus im Staatsbudget, vor Abzug des Schuldendienstes) erzielen sollte.
Versprechen nicht eingelöst
Diese Vorgabe erfüllt Athen bereits seit Monaten, doch die EU hat ihr Versprechen nicht eingelöst.
Nun fordert es nicht nur der Chef der griechischen Linkspartei, Tsipras, ein. Auch prominente Ökonomen in Brüssel und Berlin sprechen sich für einen Schuldenschnitt aus.
In Berlin plädiert Regierungsberater Fratzscher plädiert dafür, Griechenland bei weiteren Reformzusagen die Hälfte seiner Staatsschulden zu erlassen. Der Chef des DIW schätzt, dass Deutschland “mit 40 bis 50 Milliarden Euro dabei” sein werde.
“Ökonomische Notwendigkeit”
In Brüssel meldete sich der frühere Wirtschaftsberater der EU-Kommission, Legrain, zu Wort. Ein Schuldenschnitt sei „nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern eine ökonomische Notwendigkeit“.
Denn angesichts sinkender Preise steige die reale Schuldenlast von derzeit 175 Prozent der Wirtschaftsleistung weiter.
„Wenn Frau Merkel klug wäre, würde sie aus der Not eine Tugend machen und den Schuldenschnitt als Akt der Solidarität gewähren“, so der Ex-Berater des früheren Kommissionschefs José Manuel Barroso weiter. Denn wenn wegen der Griechenland-Krise der Euro scheitern sollte, würde man Deutschland dafür verantwortlich machen.
“Berlin blufft nur”
Ähnlich dramatisch beschreibt der Erfinder des „Grexit“, also des griechischen Austritts aus der Eurozone, Buiter, die Lage. Die Eurokrise sei derzeit schlimmer als 2012, als Griechenland bereits schon einmal kurz vor dem Kollaps stand, sagte der Citigroup-Experte.
Die deutsche Drohung mit einem Rausschmiss Griechenlands aus dem Euro sei nur ein „Bluff“, das Risiko sei viel zu groß.
Für einen „schrittweisen Schuldenschnitt“ spricht sich auch Jens Bastian aus, der bis 2013 Mitglied der “Task Force for Greece” der Europäischen Kommission in Athen war.
Griechenland könne unmöglich aus seinen Schulden „herauswachsen“, so der deutsche Fachmann. Nötig seien „europäische Lösungen”, die Griechenland und anderen verschuldeten Ländern wie Portugal oder Spanien helfen.
Testmann
13. Januar 2015 @ 13:57
Was hat die “schwarze Null” mit Demokratie zu tun? Hast du sie gewählt?
Johannes
13. Januar 2015 @ 13:43
Und wer ist für die Demokratie und gegen diese Pläne, ach stimmt, die Demokratie hat den Mund zu halten wenn der Euro und die Griechenbetrüger sprechen 😉
Nemschak
13. Januar 2015 @ 09:29
Was die Ökonomen behaupten, weiß auch die deutsche Regierung. Letzterer geht es darum: wie sag’ ich es meinem Kinde? Erklären Sie einmal den Wählern, dass 50% der gewährten Kredite abgeschrieben werden müssen, gleichzeitig viel neues Geld gegeben werden muss, um die nötigen Reformen in Griechenland zu finanzieren und erklären Sie der zukünftigen griechischen Regierung, dass sie diese Reformen auch durchführen muss, damit Griechenland den Anschluss an die EU findet. Die Ökonomen tun sich dabei wesentlich leichter. Will Europa 2050 die stärkste Wirtschaftsmacht der Erde sein, bleibt wohl nichts anderes übrig, als all diese bitteren Pillen und noch mehr davon zu schlucken. Liest man die Postings in diesem Blog, aber auch in anderen Qualitätsmedien, versteht man, dass Politik ein Sch***Geschäft ist.