Nix zu BRICS, Tricks zur Krim – und kommt Groß-EUropa schon 2030?
Die Watchlist EUropa vom 29. August 2023
Es müsste eigentlich DAS Thema des europäischen Herbstes sein: Der Aufstieg der BRICS und die Entstehung einer neuen, multipolaren Ordnung. Schließlich will EUropa doch auch ein eigenständiger “Pol” sein, in der Handelspolitik ist es das sogar schon. Der größte Binnenmarkt der Welt – die EU – müßte auch größtes Interesse an den BRICS und ihrer Expansion haben – denn da könnte unerwünschte Konkurrenz heranwachsen.
Doch aus Brüssel kommt: nichts. Handelskommissar Valdis Dombrovskis war zwar gerade in Indien, wo er über Handel und Investitionen gesprochen hat. Doch zu den BRICS+ hat er bisher nichts gesagt. Auch Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die sich sonst zu allem Möglichen (und Unmöglichen) äußert, schweigt. Die EU-Kommission tut so, als habe der BRICS-Gipfel nicht stattgefunden.
Nur Werner Hoyer, der scheidende Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), wagt sich aus der Deckung. Der Westen laufe Gefahr, das Vertrauen des globalen Südens zu verlieren. Andere Länder könnten einspringen, wenn der Westen nicht dringend seine eigenen Unterstützungsbemühungen intensiviert, so Hoyer, für dessen Nachfolge sich u.a. EU-Kommissarin Margrethe Vestager bewirbt.
Da hat der FDP-Politiker wohl recht. In Wahrheit ist das Vertrauen des globalen Südens in EUropa allerdings schon jetzt angekratzt. In Niger hat die EU nichts mehr zu melden, in Iran auch nicht. Und wie sieht es in Indien aus? Dombrovskis hatte “positive und eingehende Diskussionen”, hieß es nach seinem Besuch in Neu Delhi. Doch greifbare Ergebnisse gab es keine.
Der Besuch bei den BRICS brachte – nix. Vielleicht hat Indien ja andere Pläne – mit seinen neuen, aufstrebenden Partnern?
Siehe auch Die BRICS, die EU und der Wirtschaftskrieg
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News & Updates
- Streit über Timmermans-Nachfolge. In Brüssel bahnt sich Streit über den Nachfolger von Klimakommissar Timmermans an. Der niederländische Noch-Premier Rutte hat einen finanzpolitischen Hardliner nominiert, im Parlament regt sich bereits Widerstand. – Mehr hier
- Wahlen gegen Geld. Die Ukraine steht unter wachsendem Druck, wieder Wahlen abzuhalten. Aus EU-Sicht ist dies sogar eine zentrale Voraussetzung für den Beitritt. Doch Präsident Selenskyj sträubt sich – er fordert Geld vom Westen. – Weiterlesen hier
- Verhandlungen über die Krim? Nach den Beratungen mit der Nato will die Ukraine den Weg zur Krim freikämpfen. Vor den Toren der Halbinsel könne man allerdings innehalten und Verhandlungen anbieten, erklärte Präsident Selenskyj. Hat er Kreide gefressen – oder ist das nur ein Trick? Selbst die “SZ” zweifelt…
Watchlist
Kommt Groß-EUropa im Sauseschritt? Bis 2030 müsse die geplante große Erweiterungsrunde vollzogen werden, erklärte EU-Ratspräsident Michel. “Das ist ehrgeizig, aber notwendig”, sagte Michel am Montag im slowenischen Seebad Bled. Warum die EU es so eilig hat, sagte er nicht. Unklar bleibt auch, wie man mit der Ukraine, Moldau und dem Westbalkan noch handlungsfähig sein will. Dafür brauche man vielleicht ein “Europa der verschiedenen Geschwindgkeiten”, so Frankreichs Macron. Doch dagegen ist Kanzler Scholz, der sich Groß-EUropa auf seine Fahnen geschrieben hat…
In eigener Sache
Dies ist der erste Newsletter nach der Sommerpause. Die nächste “Watchlist EUropa” ist für Freitag geplant. Sobald der EU-Betrieb wieder auf Hochtouren läuft, kommt sie wieder regelmäßig – Mitte September dürfte es soweit sein…
KK
29. August 2023 @ 12:35
@ european:
“Im eigenen Land gescheitert, also macht man in der EU weiter, was zuhause nicht mehr ging.”
Dafür hat man sich ja im Rat in seiner Amtszeit dann die nötigen Freunde gemacht. Eine Hand wäscht die andere – nur, dass dabei keine Hand wirklich sauber wird, wenn von Anfang an alle schmutzig sind.
KK
29. August 2023 @ 12:33
@ Helmut Höft:
“Herrgott, gibt es denn keine Anderen in den Parlamenten außer Juristen, Lehrer oder irgendwelche Ex-Beamte?”
Sie vergessen die vielen ungelernten Abgeordneten der GRÜNEN; die haben gar nix gelernt, bestenfalls ein abgebrochenes Studium vorzuweisen. Damit kann man bei denen sogar Aussenministerin oder Parteivorsitzende werden; Phrasendreschen ist halt noch kein anerkannter Ausbildungsgang.
Oder Generalsekretär bei der SPD… vorausgesetzt, man gibt seine sozialen JUSO-Überzeugungen an der Tür der Parteizentrale ab. Sowas kann man in der heutigen SPD nicht gebrauchen.
Helmut Höft
29. August 2023 @ 10:23
Bis 2030 müsse die geplante große Erweiterungsrunde vollzogen werden Hoi! Wir haben nicht genug Probleme, lasst uns weitere reinholen!
@european
Hoffentlich kommt de Masi durch und es nimmt einen Ende mit Schlz (Vokal nach Belieben einsetzen). Will uns dieser Jurist – Herrgott, gibt es denn keine Anderen in den Parlamenten außer Juristen, Lehrer oder irgendwelche Ex-Beamte?? *kotz* – weiß machen, dass er mit den Warburgern über die “Vergnügungen” in der Herbertstraße gequatscht hat, dass nachgeordnete Stellen hinter dem Ersten BüMei und hinter dem Finanzsenator über Millionenbeträge (“wollen wir nicht haben, könnt ihr behalten!”) entscheiden, ohne dass einer was weiß, ohne dass einer was merkt, Schlz schon garnicht (wg. Besprechungsthema Herbertstraße?)?
european
29. August 2023 @ 08:08
Man wird sehen, wie lange Olaf Scholz sich halten kann. Der Spiegel schreibt heute, dass Fabio de Masi gegen ihn Strafanzeige wegen Falschaussage gestellt hat. Es scheint so, dass er dann nicht mehr mit seinen gut gepflegten Erinnerungslücken bezüglich CumEx durchkommen wird. Das dürfte dann auch die Regierung zu Fall bringen. Näher erläutert hier:
https://youtu.be/pejbaOkzKqY?si=SoAyqtLWuf_WoaG1
Das Gezacker zwischen Scholz und Macron nimmt immer mehr Kindergartenniveau an. Scholz kann und will nicht mit Macron und von daher ist es völlig egal, welche Idee aus Frankreich kommt. Es wird abgelehnt. Klar kann man noch mehr Länder im Schnellverfahren aufnehmen – und dann? Was ist die Idee, die europäische Strategie, der Plan? Womit sollen in Zukunft die Brötchen verdient werden? Dafür gibt es nicht mal in Deutschland eine Idee, geschweigedenn in Europa. Dass die BRICS und andere Länder aus dem globalen Süden keine Lust auf Kooperation verspüren, kann man ihnen nicht verdenken. Die haben uns lange genug genossen und sind eher froh, dass sie uns und unser Besserwissertum durch den unverhofft schnellen Schulterschluss mit anderen Ländern endlich losgeworden sind.
In den Niederlanden zeichnet sich das ab, was immer wieder kommt. Im eigenen Land gescheitert, also macht man in der EU weiter, was zuhause nicht mehr ging. In Zeiten rückläufiger Inlands- und Auslandsinvestitionen braucht man einen rigiden Sparkommissar. Yep. Man sollte nicht zu sehr auf die EU Wahlen hoffen. Der Rechtsdrall in Europa beschleunigt sich weiter und könnte zu Ergebnissen führen, die niemand haben will.