Neues vom Wirtschaftskrieg (180): USA verdrängen Europa bei Chips

Die großen Rückversicherungskonzerne schließen bei Vertragserneuerungen Russland, die Ukraine und Weißrussland aus ihren Policen aus. Die Ukraine will Pharmahersteller aus der EU sanktionieren. Und die USA drängen an die Spitze der weltweiten Chipindustrie – zulasten Europas.

  • Die USA drängen an die Spitze der weltweiten Chipindustrie. Bis Mitte des Jahrzehnts werden die Chipkonzerne mehr als 122 Milliarden Dollar in neue Werke in Amerika stecken. Das zeigt eine exklusive Auswertung des Lieferkettenspezialisten Everstream für das Handelsblatt. Der Bauboom führt zu einer Kräfteverschiebung auf dem Chipmarkt. Amerika gewinnt an Gewicht, Europa fällt weiter zurück: In der EU gehen Everstream zufolge bis 2025 lediglich Fabriken mit einem Investitionsvolumen von 32 Milliarden Dollar in Betrieb. Dabei hat sich die EU zum Ziel gesetzt, bis 2030 ihren Anteil an der weltweiten Chipproduktion auf zwanzig Prozent zu verdoppeln. (Handelsblatt) – Das zeigt erneut, dass sich der Wirtschaftskrieg der USA auch gegen die EU richtet. Offiziell geht es im Chip-Krieg nur um China, die Sanktionen sollen die chinesische Rüstungsindustrie ausbremsen…
  • Ukraine will Pharmahersteller aus der EU sanktionieren. A threat from Ukraine to punish European pharmaceutical companies still operating in Russia is driving a wedge between allies. Wide-ranging sanctions levied by the European Union on Russia have dramatically cut Russian imports of everything from German cars to French designer brands. One exception is medicines, which the EU has exempted from sanctions on humanitarian grounds. (…= The EU is worried that its ally and future memberis weaponizing much-needed medicines, and willhurt European business interests in the process. (Politico) – Auch die Ukraine schreckt nicht davor zurück, die EU zu bestrafen. Das ist allerdings kaum mit einem Mitgliedsantrag zu vereinbaren!
  • Die großen Rückversicherungskonzerne schließen bei den Vertragserneuerungen im Januar Russland, die Ukraine und Weißrussland aus ihren Policen aus und reduzieren ihre Deckung für Schäden durch Wirbelstürme in den USA. Das geht aus einem Bericht des Rückversicherungsmaklers Gallagher Re vom Dienstag hervor. Zwar haben sich manche Branchenvertreter bereits von der Versicherung in den drei Ländern zurückgezogen, weil sie Sanktionen oder hohe Verluste befürchten. Für viele Rückversicherer ist die wichtige Erneuerungsrunde zum Jahresanfang jedoch die erste Gelegenheit, Policen mit zwölf Monaten Laufzeit wegen des Kriegs in der Ukraine, der im vergangenen Februar begann, anzupassen. (Reuters)

Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (der Live-Blog ist zurück!) Siehe auch Best of 2022: Sanktionen made in Washington