Neues vom Wirtschaftskrieg (155): Dax-Konzerne melden Rekordgewinne
Europa könnte Drittländer für den durch die antirussischen Sanktionen verursachten Schaden entschädigen. Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober abermals einen Rekordwert erreicht. Und trotz steigender Energiekosten und einer Rekordinflation laufen die Geschäfte der 40 deutschen Börsenschwergewichte auf Hochtouren – sie sind Kriegsgewinner.
- Trotz steigender Energiekosten und einer Rekordinflation laufen die Geschäfte der 40 deutschen Börsenschwergewichte auf Hochtouren. Die Dax-Konzerne erwirtschafteten von Juli bis September in der Summe Rekorde bei Umsatz und Ergebnis in einem dritten Quartal, wie aus einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervorgeht. “Wer mit einem Einbruch des Geschäfts gerechnet hatte, sieht sich getäuscht: Bei der Mehrzahl der Dax-Unternehmen steigen Umsatz und Gewinn, das Geschäft brummt”, fasste Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung in Deutschland, zusammen. EY zufolge könnte 2022 trotz des konjunkturellen Gegenwinds in Summe ein Rekordjahr für die Unternehmen der obersten deutschen Börsenliga werden. – dpa
- Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober abermals einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 10,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg in einer zweiten Schätzung mitteilte. Es ist die höchste Rate seit Bestehen des Währungsraums. Die in der ersten Schätzung ermittelte Inflationsrate wurde leicht um 0,1 Punkte nach unten korrigiert. Getrieben wurde die Teuerung erneut durch die Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 41,5 Prozent erhöhten. Zudem beschleunigte sich der Preisauftrieb bei Lebens- und Genussmitteln von 11,8 im September auf 13,1 Prozent im Oktober. Die Kerninflation stieg von 4,8 auf 5,0 Prozent. – dpa – Die Politik von EZB und EU zeigt keine Wirkung. Derweil erhöhen viele Energieversorger erneut ihre Preise, oft um mehr als 100 Prozent…
- Europa könnte Drittländer für den durch die antirussischen Sanktionen verursachten Schaden entschädigen. Dies teilte der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, bei einem Briefing nach einem Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Qassym-Schomart Toqajew mit, wie die Nachrichtenseite Orda.kz berichtet. Er erklärte: “Die Sanktionen gegen Russland zielen darauf ab, Russlands Fähigkeit zur Finanzierung von Militäraktionen zu schwächen, und nicht darauf, jemand anderem zu schaden. Wenn es zu Kollateralschäden in anderen Ländern kommt, werden wir diese ausgleichen.” Wie dies geschehen soll, teilte Borrell aber nicht mit. – RT deutsch
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
european
20. November 2022 @ 10:59
Dazu aktuell auf Telepolis
https://www.heise.de/tp/features/DIHK-Umfrage-Hohe-Energiepreise-treiben-Industrie-ins-Ausland-7346237.html
“Befragt wurden 3.100 deutsche Unternehmen, die im Ausland tätig sind. Rund 62 Prozent der befragten Unternehmen bewerteten die aktuelle Geschäftslage in Nordamerika positiv. Knapp 39 Prozent von ihnen gab an, in den nächsten Monaten höhere Investitionen in den USA tätigen zu wollen. Lediglich 17 Prozent wollen sie verringern.”
Fast schon komisch muten die Äußerungen von Lars Klingbeil an, der nun die Deindustrialisierung Deutschlands (die EU interessiert ihn da weniger) beklagt und feststellt, dass die USA ihre eigenen Interessen verfolgen. Na sowas. Wer hätte das gedacht?
“Mit moralisierendem Impetus monierte Klingbeil, dass die USA ihre eigenen Interessen verfolgen. “Die Schlagworte in den USA lauten’‚Buy American’ und ‘Made in America'”, klagte er. Die USA würden nicht unterscheiden, ob sie Jobs aus China oder aus Europa in ihr Land holten. “Das geht so nicht.”
Das ist nun schon fast ein Schenkelklopfer. Man reiche ihm ein Tränenglas 😀
Deutschland macht sowas nie. Wir denken immer gesamateuropäisch, insbesondere nach der Finanzkrise und auch jetzt wieder mit unserem 200 Mrd. Förderpaket.
ebo
20. November 2022 @ 11:04
Klingbeil hatten wir auch schon, und zwar hier:
european
20. November 2022 @ 11:14
Klingbeil ist ein Opportunist erster Güte und fast schon besessen vom “deutschen Führungsanspruch in Europa”. Da kann man natürlich nicht mit Frankreich zusammenarbeiten.
Unglaublich.
Arthur Dent
19. November 2022 @ 14:48
„Die Sanktionen gegen Russland zielen darauf ab, Russlands Fähigkeit zur Finanzierung von Militäraktionen zu schwächen, und nicht darauf, jemand anderem zu schaden“. – Wie finanziert Russland denn sein(e) Militär(aktionen)? Vermutlich durch Rubel. Und Russland hat eine Zentralbank, die kann Rubel drucken. Russland braucht keien Devisen, um sein Militär zu finanzieren. Hinzu kommt, dass Russland nach den USA die zweitgrößte Waffenschmiede der Welt ist. Russland importiert nur sehr wenige Rüstungsgüter.
european
19. November 2022 @ 15:07
So ist es.
Jedes Land mit einer eigenen Zentralbank kann das tun. Nicht unbegrenzt, aber übergangsweise durchaus.
Russland hat das aber nicht nötig. Der Rubel ist stabil und 140 Nationen beteiligen sich nicht an dieser völlig absurden Sanktionitis. Das Gegenteil ist der Fall. Die Krise hat die bisherige Weltordnung auf den Kopf gestellt und die Entwicklung zur multipolaren Ordnung eher beschleunigt als gestoppt.
Der Knüller ist ja für mich, dass Saudi-Arabien den Brics-Staaten beitreten will. Wäre das ganze für die ukrainischen Bürger nicht so furchtbar, könnte man glatt von einem spannenden Szenario sprechen.
Aber wen interessieren schon die ukrainischen Bürger? Niemanden. Wenn die tatsächlich im Vordergrund stehen würden, wäre der Krieg niemals ausgebrochen bzw. längst durch Diplomatie und Verhandlungen beendet worden. Aber so ist Geopolitik nunmal. Es gibt immer wieder die Bauern auf dem Schachbrett, die geopfert werden für den großen Sieg.
Armin Christ
19. November 2022 @ 08:40
Es sind die Handwerksbetriebe, die kleinen Händler etc. die dank der superintelligenten Politik “unserer” Regierung, der EUCO und Consorten in die Pleite getrieben werden, und die sind das Rückgrat unsere heimischen Wirtschaft !
DAX Konzerne, auf die immer verwiesen wird, sind eng verflochten mit dem Internationale Finanzkapital und hier nicht mal für 20% aller Arbeitsplätze verantwortlich. Die Dividenden, die sie ausschütten stammen aus der Kundenabzocke und dem Vorenthalten der Löhne. Und wieviele dieser Profite stammen aus den Geschäften mit Kriegsgeräten, Tod und Zerstörung ???.
Es ist an der Zeit mal wieder Hammer und Sichel aus der Mottenkiste zu holen !
ebo
19. November 2022 @ 11:53
Die Ungleichheit in Deutschland ist so groß wie seit 100 Jahren nicht mehr. Und es sind wieder die großen Konzerne, die von Krieg und Krise profitieren. Bei “Hammer und Sichel” wäre ich allerdings vorsichtig, wie auch beim “internationalen Finanzkapital”. Die Extra-Gewinne sind vor allem auf spekulative Märkte und kontraproduktive Sanktionen zurückzuführen, also auf Fehler der Politik.
european
18. November 2022 @ 19:30
Meiner Ansicht nach ist es ein Fehler, von den Dax-Unternehmen auf die Wirtschaft zu schließen, zumal diese Unternehmen nicht nur international arbeiten, sondern oft sogar in der Hand internationaler Eigentümer sind. Dazu muss man sich nur mal die Aktionärsstruktur von Daimler ansehen. Was ist daran noch deutsch? Daimler hat 5 Euro pro Aktie an Dividende ausgeschüttet. Davon haben die Mitarbeiter nichts gesehen, schon gar nicht die vielen Leiharbeiter. Dieses Geld ging überwiegend nach China, Singapur und die Emirate.
https://www.finanzen.net/index/dax/40-werte
Interessant sind auch die Charts mit den Entwicklungen der Aktienkurse. Die Münchner Rück z.B. hat sich kursmäßig gut erholt. Dazu muss man wissen, dass sie über 80% (vor 2 Jahren waren es 87%) ihrer Einlagen im Ausland an. Gern in USA. Vor 2 Jahren betrug der Anteil amerikanischer Staatsanleihen 50% aller Staatsanleihen.
EY erwähnt ähnliche Zusammenhänge: „Derzeit erzielen die deutschen Unternehmen vor allem in den Vereinigten Staaten hohe Wachstumsraten: In Nordamerika stiegen die Umsätze in Summe um 29 Prozent, der Anteil der Region am Gesamtumsatz der DAX-Konzerne stieg gegenüber dem Vorjahr von 29,8 auf 32,2 Prozent. „Die Nachfrage hat sich in den Vereinigten Staaten zuletzt sehr stark entwickelt – trotz der auch dort nicht einfachen Rahmenbedingungen“
Gleichzeitig liest man aktuell nämlich folgendes in Deutschland:
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/brandbrief-unternehmer-fordern-oeffnung-von-nordstream-2,TN4haEl
„Der Unternehmerkreis „Zukunft in Not“, ein Zusammenschluss von 680 Unternehmen im Wirtschaftsraum Augsburg, hat einen Brandbrief an die Bundesregierung geschrieben. Die Unternehmer sehen die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch – aufgrund der Sanktionen.“
Solche Zusammenschlüsse und Notrufe gibt es überall und die Demonstrationen gegen diese m.E. völlig planlose und undurchdachte Sanktionitis nehmen nicht nur in Deutschland zu.
Solche Berichte, wie dieser von EY, den man übrigens hier findet,
https://www.ey.com/de_de/news/2022-pressemitteilungen/11/dax-konzerne-erwirtschaften-im-dritten-quartal-rekordgewinne#:~:text=Auch%20beim%20Gewinn%20wurde%20ein,zuvor%20in%20einem%20dritten%20Quartal.
beruhigen ein bisschen die Gemüter und lenken perfekt vom eigentlichen Problem ab.
Deutschland wird nicht von den Aktiengesellschaften getragen. Sie können hier haufenweise Leute entlassen und in USA Supergewinne erzielen.
KK
18. November 2022 @ 13:19
“Er erklärte: “Die Sanktionen gegen Russland zielen darauf ab, Russlands Fähigkeit zur Finanzierung von Militäraktionen zu schwächen, und nicht darauf, jemand anderem zu schaden.”
Die Selbstschädigung verursacht wohl ein besonders qualvollen masochistisches Vergnügen bei den handelnden Personen wie Borell, von der Leyen und unserer Ampel-Regierung…? Woher will Borell das Geld denn nehmen, wenn die Wirtschaft der EU mittels der Sanktionen selbst vor die Wand gefahren wird?
Ist der Mann jetzt völlig irre geworden – oder war er das schon immer und hat genau deshalb diesen Job bekommen?