Macron will “im passenden Moment” zuschlagen
Es ist ein merkwürdiges, fast perverses Setting: Im Klassenzimmer einer kleinen normannischen Schule erklärt Frankreichs Präsident Macron “seinen” Krieg in Syrien. Offenbar hat er es nicht eilig.
“En temps voulu” – also im passenden Moment – wollen Franzosen und Amerikaner in Syrien zuschlagen, sagte Macron im französischen Fernsehen. Er sei in ständigem Kontakt mit US-Präsident Trump.
Der hatte massive Vergeltung für den angeblichen Chemiewaffen-Angriff angedroht – und dabei auch Russland provoziert. Dazu kein Wort vom Sonnenkönig, der sich in seiner neuen Rolle als Kriegsherr offenbar sehr wohl fühlt.
Auch die Frage nach Beweisen spielte in dem kurzfristig anberaumten Interview keine Rolle. Und nach der (fehlenden) Rechtsgrundlage für Militärschläge wurde erst gar nicht gefragt.
Denn um den Syrien-Krieg ging es nur kurz, gleich zu Beginn des Interviews. Danach sprach man über “wichtigere” Themen – die französische Innenpolitik und Macrons neoliberale Reformen.
Die Reform bei der Staatsbahn SNCF und in den Schulen bringt die Franzosen gegen ihren Präsidenten auf. Sogar sein Amtsvorgänger Hollande hat sich von schon ihm distanziert.
Die Politik seines rechtsliberalen Nachfolgers trage dazu bei, dass die Ungerechtigkeit in Frankreich zunimmt, sagte der gescheiterte Sozialist. Bleibt die Frage, ob die Franzosen ihren Widerstand verstärken.
Bisher ist die Protest- und Streikbewegung überraschend stark. Aber was würde sich besser dazu eignen, von inneren Problemen abzulenken, als ein schöner “smarter” Militärschlag – n’est-ce pas, M. Macron?
Siehe auch “Macron in der Defensive“
Arnold Voss
13. April 2018 @ 12:44
Russland provoziert die Welt seit Putin meint, er müsste Russland wieder zur Weltmacht machen. Er ist innenpolitisch ein Autokrat übelster Sorte und außenpolitisch ein Imperialist. Wer die imperiale USA kritisiert und Macron als Kriegstreiber abstempelt , darf deswegen über Putin nicht schweigen. Das tut ihr hier am laufenden Band. Wer Putin als besonnenen Friedensapostel feiert, hat jeden Kontakt mit der Realität verloren. Ihr macht mit diesem unreflektiert unkritischen prorussischen Kurs auch den Rest eurer “Nachrichten” unglaubwürdig.
ebo
13. April 2018 @ 13:48
Wenn ich es richtig sehe, hat der US-Präsident Russland mit einem Militärschlag gedroht, nicht umgekehrt. Die Meldung kam über den Nachrichtendienst Twitter, nicht über RT. Was Macron betrifft, so finden Sie in diesem Blog viele differenzierte Posts, etwa zu Macrons Vorschlägen zur Euro-Reform. Wenn Sie Mainstream wollen, brauchen Sie keine Blogs zu lesen.
Thomas
17. April 2018 @ 18:06
Im Great Game gibt es keine Friedensapostel. Nur Player. Die Player sind: USA, China und Russland, aber Ru nur wegen seiner Atomwaffen und Landmasse. Eigentlich sitzt Russland in der Zange zwischen China und den USA.
D und Europa sind komplett raus. Raffen viele Deutsche nicht. Mit der Grenzöffnung hat sich D die finale Kugel gegeben. Bei uns herrschen Ideologie und Verblendung anstelle von Realität.
Im Gegensatz zu vielen anderen sehe ich die USA noch für sehr lange Zeit als die Nummer 1. Länger als wir leben werden.
China hat zu viele Probleme.