Macron in der Defensive
Frankreichs Präsident Macron bläst der Wind ins Gesicht. Erst brach Kanzlerin Merkel ihr Versprechen, gemeinsam mit Macron die EU zu reformieren. Nun wenden sich auch noch die Franzosen ab – am Dienstag begann eine große Streikwelle.
Die Bahn-Gewerkschaften machen mobil, aber auch bei der Müllabfuhr und den Energieversorgern planen die Gewerkschaften einen Ausstand. Mit monatelangen Streiks wollen sie geplante Liberalisierungen abwenden.
Das erinnert an 1995, als eine massive Streikwelle den damaligen rechtsliberalen Premier Juppé in die Knie zwang. Auch Macron ist ein Rechtsliberaler. Doch anders als damals sind die Franzosen diesmal gespalten.
Laut einer Umfrage für die Zeitung “Le Journal du Dimanche” halten 46 Prozent die Streiks für gerechtfertigt. Zugleich wünschen sich aber 51 Prozent der Befragten, dass die Regierung die Reformen durchzieht.
In der Sache weiß Macron also noch eine knappe Mehrheit hinter sich. Doch sein Stil, der zunehmend absolutistisch und abgehoben wirkt, kommt immer weniger an.
Anfang März waren schon 55 Prozent der Franzosen mit Macron unzufrieden – in zwei Monaten verlor er neun Prozent an Zustimmung. Lange, harte Streiks dürften die Popularität des “Sonnenkönigs” weiter ankratzen.
Für die EU ist das keine gute Nachricht. Denn je schwächer Macron zuhause in Paris dasteht, desto schwächer wird auch der Reformimpuls, mit dem er im letzten Jahr in Berlin und Brüssel gestartet war.
Zwar könnte nun Kanzlerin Merkel den Impuls aus Paris aufnehmen. Doch die hat daran offenbar kein Interesse. Oder wann hat sie zuletzt vom “Aufbruch für Europa” gesprochen?
Siehe auch “So endet der Aufbruch für Europa”
K.Anton
3. April 2018 @ 16:29
Macron sollte lernen, dass Reformen ( was immer die sein mögen…) nicht durch pseudoimperialen Offenbarungen eingeleitet werden können, sondern durch langwierige Überzeugungsarbeit und vor allem durch gute Argumente ! Verhandeln und Überzeugen scheint nicht seine Stärke zu sein.
Peter Nemschak
4. April 2018 @ 11:24
Um die Privilegien der französischen Eisenbahner sichtbar zu machen, bedarf es keiner pseudoimperialen Offenbarungen, sie zu beenden keiner langwierigen Überzeugungsarbeit. Ob Frankreich reformierbar ist, wird dieser Anlassfall und andere zeigen. Die Gewerkschaften machen den nicht-privilegierten Pendlern das Leben schwer. Man wird sehen, wie weit deren Verständnis reicht.
Christian
3. April 2018 @ 14:14
Im Gegensatz zur BRD, gibt es in Frankreich noch unabhängige Gewerkschaften, die für ihre Mitglieder auf die Barrikaden gehen. In der BRD sind es scheinbar nur noch eierlose ReGIERungsmitläufer.
Dixie Chique
3. April 2018 @ 13:35
Oh oh, und jetzt kommen auch noch Verstrickungen in der Seifenoper von Salisbury dazu.. Bei der offiziell von russischer Seite an die britische Regierung übermittelten Anfrage zur Causa Skripal implizieren 9 (!) von 14 Fragen Frankreich und dessen Schlapphutspezialisten direkt! Wundern Sie sich nicht, wenn diese Anekdote in einer der gefürchteten McMedien-Lücken kleben bleibt.
Übrigens, fürs hochauflösende Fotografieren von Batik-Hippies und Altsozialisten auf den Ostermärschen war sogar Budget für eine (?) tieffliegende AWACS über. Sapperlot, Frau Panzeruschi.
Peter Nemschak
3. April 2018 @ 10:01
Die linken Gewerkschaften kämpfen um die Beibehaltung der Privilegien ihrer Klientel. Im Vergleich zu früher hat die dem Wettbewerb ausgesetzte Bevölkerung weniger Verständnis für bestimmte soziale Relikte aus längst vergangenen Tagen. Die Gewerkschaften sollten sich besser darauf konzentrieren Macrons Bemühungen zu unterstützen, dass Frankreich ein Zentrum für digitale Forschung wird. Gewerkschaften neigen dazu strukturkonservativ zu sein statt lebenslange Bildung für ihre Mitglieder und Sympathisanten zu fordern. Jobsicherheit liegt nicht in der Vergangenheit sondern in der Fähigkeit Jobs der Zukunft ausüben zu können.