Lampedusa: Flüchtlingskrise eskaliert
Tausende Migranten landen auf Lampedusa, die italienische Insel versinkt im Chaos. Doch Berlin macht die Schotten dicht – und Brüssel schaut weg.
Der Stadtrat von Lampedusa hat den Notstand ausgerufen. Seit Wochenbeginn waren etwa 8.000 Migranten über das Mittelmeer bis nach Lampedusa gelangt. Allein am Dienstag kamen rund 5.000 an – die Boote stauten sich vor der Insel.
Für die rechte Regierung in Rom ist das eine Katastrophe. Schließlich wollte sie die Zahl der Boat People drücken und die gefährlichen Überfahrten stoppen – u.a. mit dem von der EU gesponserten Tunesien-Deal. Doch das funktioniert nicht.
Die “Invasion” geht weiter, sie spitzt sich sogar zu. Zuaätzlich erschwert wird die Lage durch den Aufnahmestopp in Deutschland. Das größte EU-Land übernimmt seit Ende August keine Flüchtlinge mehr aus Italien.
Berlin verweist auf die Weigerung Roms, Migranten zurückzunehmen, die Europa via Italien erreicht hatten und dann weitergereist waren. Dazu wäre Italien laut EU-Recht verpflichtet, Rom sagt aber, es sei schon mit Erstaufnahmen überlastet.
Ein klarer Fall für Brüssel, sollte man meinen. Doch die EU schaut weg – wieder einmal. Schon bei dem Bootsunglück vor Griechenland mit hunderten Toten taten die EUropäer so, als hätten sie damit nichts zu tun. Nun eskaliert die Krise…
La Stampa ärgert sich über Brüssels Passivität:
„Es geht darum, dass in Europa gerade eine neue Migrationskrise ausbricht, und die EU wieder einmal kein Rezept hat. Die Krise ist zwar nicht mit dem Sommer 2015 vergleichbar, aber die Zahl der dieses Jahr eintreffenden Flüchtlinge lässt die Alarmglocken schrillen. … Und das Klima der zunehmenden politischen Spannungen zwischen Italien, Frankreich und Deutschland verheißt nichts Gutes. Doch wenn man Ursula von der Leyens 70-minütiger Rede zur Lage der EU zuhört, scheint sich nichts zu tun. … Kein direkter Hinweis auf die Ereignisse der letzten Tage. Kein einziger Hinweis auf die zentrale Mittelmeerroute, die zum Haupttor Europas geworden ist und über die in den ersten acht Monaten dieses Jahres 114.000 Menschen gekommen sind.“
Zit. nach Eurotopics
P.S. Von der Leyen will am Wochenende nach Lampedusa reisen. Der Besuch finde gemeinsam mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni statt, teilte ein EU-Vertreter mit. Beide haben zusammen den schmutzigen Tunesien-Deal ausgehandelt, der nun die Menschen in die Flucht treibt…
Guelen Akalin
14. Oktober 2023 @ 10:04
Die EU, Politiker und Minister etc. sind alle korrupte, lobbyistische; speichelleckende Schmarotzer, die sich mit deutschen Steuergeldern bereichern. Der Rest ist ihnen egal. Sollte der Kollaps drohen, haben alle eine Alternative, sich zu verschanzen. Vermutlich im Ausland. Im Grunde regieren und bestimmen Banken und Konzerne das Weltgeschehen und die Wirtschaft. Man spricht von „Schutzsuchenden“ in der Migrationspolitik, wer bitte beschützt mich ?
Peter Michael
17. September 2023 @ 00:53
Danke für den Artikel. Er beschreibt die Unfähigkeit der EU-Monster-Bürokratie, die Grundlagenverträge umzusetzen, sowie der mutmaßlich hochkorrupten Frau v.d. L., uns ständig mit neuen Themen und geforderten Zuständigkeiten der EU von diesen grundsätzlichen Problemen durch die EU abzulenken.
Den Rest macht unsere schlechteste Regierung in Berlin, die amerikanische Interessen umsetzt und sich um die Interessen und Bedürfnisse Deutschlands wenig schert. Wir werden als dumm verkauft und müssen dies bei den nächsten Wahlen ändern – sonst sind wir verloren.
Armin Christ
16. September 2023 @ 09:44
Sie haben Kriege angezettelt und geführt, Sanktionen verhängt, Warlords gefeiert ……. und nun wollen sie mit dem Elend, das sie angerichtet haben nichts zu tun haben. Scheinheilig und selbstgerecht ……… .
european
16. September 2023 @ 11:33
@Armin Christ
Ich stimme Ihnen zu. Wenn man Militärstrategen zuhört, dann wird man erfahren, dass vor jedem Krieg die Fluchtbewegungen berechnet und einkalkuliert werden. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um die aktuelle Situation zu verstehen.
„…und in USA klirrt dabei keine Fensterscheibe…“ Klaus von Dohnanyi
KK
15. September 2023 @ 22:08
@ european:
Ich denke, Lampedusa ist bereits übervoll? Was wollen denn Meloni und von der Leyen auch noch auf der Insel? Bisschen Elend gucken und sich dran aufgeilen?
european
15. September 2023 @ 21:52
Aktuell auf ansa.it:
„Meloni has invited von der Leyen to Lampedusa“
https://www.ansa.it/english/news/politics/2023/09/15/meloni-has-invited-von-der-leyen-to-lampedusa-sources_531096a2-5390-4f2d-8cf0-36dccde5726e.html
„Von der Leyen has accepted the invitation and the leaders are set to visit the island together „in the near future“, the sources said.“
Vielleicht findet sich ja wieder ein Hubschrauber, so wie seinerzeit in Griechenland, als die EUCO Präsidentin über Griechenland propellerte, es als das „Schutzschild Europas“ bezeichnete und von dannen schwebte. Geändert hat sich danach nichts. Es musste erst brennen.
KK
15. September 2023 @ 15:44
Keiner kommt auf die Idee, dass die gerade aktuell auf Lampedusa ankommenden Massen etwas mit der Katastrophe und dem damit verbundenen Chaos in Libyen zu tun haben könnte?
european
15. September 2023 @ 13:29
Jeder weiss, dass Dublin nicht funktioniert und Deutschland sollte mal nicht so tun, als haette man dort den Stein der Weisen gefunden. Soweit mir bekannt funktioniert Abschiebung dort eben gar nicht. Und weil es bei uns nicht funktioniert, sollen die Italiener das loesen, nachdem wir Haus der Offenen Tuer verkuendet haben.
Aber ich bin sicher, dass wir bald wieder in deutschen Medien und von deutschen Politikern hetzende und abwertende Aeusserungen ueber die Suedlaender, besonders Italien, finden werden. Wenn wir eins koennen, dann sind es Belehrungen.