Lame duck Juncker
Der zweite Teil der LuxLeaks-Affäre hat Kommissionschef Juncker weiter geschwächt. In einem Interview mit “Libération” räumt er das sogar selbst ein. Aber auch seine ersten Entscheidungen lassen Tatkraft vermissen.
„Subjektiv habe ich mir nicht mehr vorzuwerfen als andere“, sagte Juncker der französischen Zeitung, die in deutschen Medien merkwürdigerweise kaum zitiert wird.
„Objektiv bin ich allerdings geschwächt, denn die LuxLeaks erwecken den Eindruck, als hätte ich mich an Manövern beteiligt, die nicht den elementaren Regeln der Ethik und der Moral entsprechen“.
Tja, das kann man durchaus so sehen. Neben “subjektiv” und “objektiv” gibt es aber auch noch die Kategorie “politisch”. Da wollte Juncker mit einer “politischen Kommission” glänzen.
Stattdessen kehrt sein “Dreamteam” alles unter den Tisch. LuxLeaks II ist der Kommission keine neuen, intensiveren Ermittlungen wert. Dabei sind 35 neue Firmen betroffen, neben den über 300 in LuxLeaks I.
Dass er nur lamentiert, aber nicht handelt, kostet Juncker erste Sympathien im Europaparlament. In der GroKo grummelt es bei den Sozialdemokraten, die Grünen drohen sogar mit Liebesentzug.
Dabei zeigt Juncker nicht nur bei der Vergangenheitsbewältigung Schwächen. Auch in der Eurokrise – seinem alten Paradethema – hat er sich einen ersten groben Patzer geleistet.
Entgegen seinem Versprechen macht die umstrittene Troika nämlich doch weiter. In Griechenland hat das gleich eine schwere Krise ausgelöst, mit vorgezogenen Wahlen und Turbulenzen an den Märkten.
Wenig überzeugend auch seine Investitions-Offensive. Aus 8 Mrd. Euro im klammen EU-Budget zaubert Juncker 315 Mrd. Euro Investitionen aus dem Hut. Die Projektliste liest sich wie eine Wundertüte.
Für Ärger dürfte auch seine unverhohlene Drohung gegen Frankreich und Italien sorgen. Entweder folgen ihr Taten – dann ist die nächste Eurokrise da. Oder es folgen keine – dann ist er eine “lame duck”…
Stefan Wehmeier
14. Dezember 2014 @ 17:39
“Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits.”
Otto Valentin (“Warum alle bisherige Politik versagen musste”, 1949)
Heute muss die Politik noch immer versagen, weil kaum jemand den Zins versteht. Dass Politiker den Zins am allerwenigsten verstehen, ergibt sich aus dem Umkehrschluss: Sobald der Zins allgemein verstanden ist, wird die Politik überflüssig! Das heißt nicht, dass die Menschen überflüssig werden, sondern nur jene tatsächlich sinnfreien Tätigkeiten, die etwas “regeln” sollen, was nicht geregelt werden kann, solange es sich durch das vom Kapitalismus befreite Spiel der Marktkräfte nicht selbst regelt. Doch so weit zu denken, fällt den Politikern noch schwer…
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html
luciérnaga rebelde
12. Dezember 2014 @ 19:34
Tja, warum musste die EU unbedingt die Ukraine haben? Jetzt müssen wir halt zahlen dafür! Mal sehen ob der geopolitische Deal aufgeht!
winston
12. Dezember 2014 @ 15:50
Ebo
Eine Art DDR 2.0, als man die Ostmark an die DM band und anschliessend die Ostmark um ca. 350% aufwertete, damit wurden praktisch über Nacht sämtliche Ostprodukte unverkäuflich. Der Export der DDR ging damals hautsächlich an die Sowjetunion 1/3, an die BRD 1/3, an die Ostblockstaaten 1/3, auch die Binnennachfrage an Ostprodukte kollabierte komplett da zu teuer, sämtliche Ostdeutsche Produkte wurden durch West(D) Produkte ersetzt, das waren paradiesische Zustände für die West(D) Industrie.
Konsequenz: eine gigantische Schliessung von Ostdeutschen Produktionsstätten, folge Massenarbeitslosigkeit und ein Exodus Ost gen West im biblischem Ausmass. Damit die Ostdeutschen die Westprodukte auch konsumieren konnten gab’s ein Zückerchen, den Soli. Betriebswirtschaftlich heisst sowas feindliche Übernahme.
Allerdings die Ukraine hat seine Währung und die wertet mittlerweile massiv ab, damit werden ausländische Produkte für die Ukrainer extrem teuer.
Rechne auch nicht das viel Kapital in die Ukraine fliesst, das Währungsrisiko ist einfach viel zu hoch.
http://www.tradingeconomics.com/ukraine/currency
winston
16. Dezember 2014 @ 19:45
“Rechne auch nicht das viel Kapital in die Ukraine fliesst, das Währungsrisiko ist einfach viel zu hoch.”
Keine schnelle EU-Hilfe für Kiew
http://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-eu-101.html
winston
12. Dezember 2014 @ 08:37
Die Ukraine braucht 12 Mrd. € innerhalb der nächsten Wochen, sonst droht der wirtschaftliche Kollaps.
(IWF)
Ukraine mit -11% des BIP’s in 2014, das 4° Semester fehlt noch.
http://www.tradingeconomics.com/ukraine/gdp-growth-annual
Liebe Ukrainer nun habt ihr eure EU. Mit Volldampf zurück in die Steinzeit.
ebo
12. Dezember 2014 @ 08:58
@Winston
Keine Sorge, die Ukraine wird Top-Thema beim EU-Gipfel nächster Woche, Mutti sorgt bestimmt für frisches Geld 🙂
Johannes
11. Dezember 2014 @ 17:40
SPD und Grüne ziehen doch eh nur wieder eine Show ab. Am Ende sind beide Partein sofort zur Stelle wenn es irgendwo Banken zu retten gilt oder man Steuerparadiese a la Luxemburg schützen muss und Juncker weiter die Träue halten muss.
Die EU, SPD und Grüne sind gegen ehrliche Steuerzahler und begünstigen die Steuerbetrüger und Konzerne *würg
Nemschak
11. Dezember 2014 @ 08:55
Vor lauter ethischem und moralischem Getue, fürchte ich, wird die Konzernsteuerreform wieder auf die lange Bank geschoben. Sich moralisch entrüsten ist einfacher als Bürgerinteressen gegen starke Lobbies durchzusetzen.
Tim
11. Dezember 2014 @ 10:31
Hauptsache, man kann sich empören und gehört dadurch zu den Guten.