Krise ohne Ende
EZB-Chef Draghi will die Leitzinsen noch lange auf niedrigem Niveau halten. Sein bisher beispielloses Versprechen hat die Finanzmärkte beruhigt, die wegen Portugal und Griechenland nervös werden. Dabei heißt es nichts anderes, als dass die Eurokrise noch länger dauert – ein Ende ist nicht mehr absehbar.
Bisher hatte es immer geheißen, zum Jahresende werde die Rezession in Euroland überwunden sein, danach werde ein langsamer, diesmal “nachhaltiger” Aufschwung einsetzen.
An diese Version klammert sich auch die Bundesregierung, die die jüngsten Fieberschübe an den Märkten zum Nicht-Ereignis erklärte – vor der Bundestagswahl kann, ja darf einfach keine Krise ausbrechen.
Doch Draghi hat eine ganz andere Botschaft. Mehr als zwölf Monate – also bis Herbst 2014 – will er an der Politik des billigen Geldes festhalten. Vorher dürfte es also nicht aufwärts gehen.
Zudem warnte der Italiener davor, dass seine Zinssignale in Südeuropa immer noch nicht ankommen. Die Kreditklemme der kleinen und mittleren Unternehmen werde sogar immer schlimmer.
Im Klartext: die EZB-Geldschwemme beruhigt zwar die Spekulanten, doch der Realwirtschaft hilft sie nicht. In Wahrheit versagt die europäische Geldpolitik, genau wie die Wirtschafts- und Finanzpolitik.
Vermutlich müssen wir uns nicht nur auf eine verlorene Dekade, sondern auf eine noch nie dagewesene Krise epischen Ausmasses einstellen. H. Huett von “Wiesaussieht” verglich die Lage schon mit dem Dreißigjährigen Krieg…
…während die Leser dieses Blog an der Euro-“Rettung” verzweifeln. In meiner aktuellen Umfrage zeichnet sich eine stabile Zwei-Drittel-Mehrheit derjenigen ab, die nicht mehr an eine Krisenlösung glauben…
ECB’s Coeure warns of a “Japanese-style lost decade” http://t.co/jK5r9rcfSj
— ForexLive (@ForexLive) July 5, 2013
ralph hirnrabe
8. Juli 2013 @ 19:23
Weidmann, der Hardliner? Ja, er hat damals auf Angie so viel Druck ausgeübt, nachdem sie seinen Tipps als persönlicher Berater nicht folgen wollte und ihn dann auf den Bundesbankpräsiposten weggelobt. Ach, was war es schön, als ich an den Weihnachtsmann glaubte
Meinereiner
6. Juli 2013 @ 13:27
Hach, freud’scher Verleser:
“Sein bisher beispielloses Verbrechen” hab ich im ersten Moment gesehen 🙂
Robert
5. Juli 2013 @ 18:20
Ich hab da keine Gegenargumente, da ich ihre ganz gut finde. 😀
Mir würde es vorerst auch reichen, wenn die Konditionalitäten für OMT entfallen würden.
In Bezug auf Draghi könnte es viel schlimmer sein, z.B. wenn Weidmann oder ein anderer deutscher Hardliner EZB Chef geworden wäre.
Er würde wahrscheinlich sogar mehr machen, wenn er nicht diesen riesigen Wackerstein namens Deutschland am Bein hätte.
Hyperlokal
6. Juli 2013 @ 09:29
Man macht einen Bankräuber nicht zum Sparkassendirektor.
Und was ist ein Bankräuber gegen einen Länderbilanzfälscher?
Hyperlokal
5. Juli 2013 @ 11:25
Was soll man anderes erwarten, wenn man einen Goldman Sachs Banker zum EZB-Chef macht.
Wer wundert sich da, wenn der keine Politik für Unternehmen der Realwirtschaft macht, sondern eine exklusiv für Banken und Spekulanten?
Ich fordere ein Berufsverbot von ehemaligen oder heutigen Goldman-Sachs-Bankern und ihren Beratern in allen Jobs, die irgendwie mit Politik in Verbindung stehen.
Robert
5. Juli 2013 @ 13:56
Wie sieht denn dann ihre Geldpolitik für die kleinen und mittleren Unternehmen aus? Zinsen rauf, dass die Refinanzierung für die Unternehmen von Vorneherein teurer wird?
Hyperlokal
5. Juli 2013 @ 15:47
– Bankensektor sanieren (notleidende Banken verstaatlichen oder kontrolliert pleite gehen lassen)
– Länderfinanzierung direkt über die EZB, aber leider ist das Verbot der direkten Finanzierung eine heilige dumme Kuh der allgegenwärtigen Neoliberalen. Und Goldman Sachs und Co. freuen sich weiter über leistungslose Gewinnmaximierung. Deswegen wird der Unsinn der Maklerfunktion der Banken bei der Länderfinanzierung auch nicht angetastet.
– die Unternehmensfinanzierung – nur kleine und mittelständische Unternehmen -.kann dann von den verstaatlichen Banken übernommen werden. Die können Staatsgarantien auf die Einlagen geben und deshalb günstige Zinsen liefern.
– die großen Konzerne kriegen keine, aber auch gar keine Unterstützung. Die können ja notfalls ihre eigenen Banken gründen (oder ihr Kapital aus den Offshore-Steuerparadiesen wieder aktivieren oder aus ihren Immo-Projekten in Dubai oder Singapur).
– Laufen die Banken wieder, können sie später mit Gewinn für den Steuerzahler zurück an Privat verscherbelt werden oder auch nicht. Warum soll der Staat nicht auch mal von schönen Gewinnen profitieren..
– Die Zinsen bleiben niedrig. Niedrig heißt aber 2-3% und noch 0-0.5%, also Verhältnisse wie früher.
Aber jetzt kommen Sie wahrscheinlich gleich mit dem Gegenargument: Der Staat kann nicht mit Geld umgehen, Beispiel Landesbanken, etc. Nun ja, wenn auf dieser Schiene erst gar nicht nach Lösungen suchen darf, dann wird man wohl auf ewig stark schwankende und wackelnde Banken mit niedrigen Zinsen künstlich beatmen müssen. Jedes Jahr mit immer größeren Summen. Natürlich zur außerordentlichen Freude von Bankstern und Spekulanten.