Exportverbot? AstraZeneca hat ganz andere Probleme

Im Streit mit AstraZeneca hat Kommissionschefin von der Leyen ihre Drohung mit einem Exportstopp bekräftigt. Damit will sie UK beeindrucken – dabei gibt es ein Problem in den Niederlanden.

“Wir haben die Möglichkeit, einen geplanten Export zu verbieten”, sagte von der Leyen. “Das ist die Botschaft an Astrazeneca: Du erfüllst erst deinen Vertrag gegenüber Europa, bevor du beginnst, in andere Länder zu liefern.”

Die Kommissionspräsidentin warf dem Unternehmen vor, im ersten Quartal nur 30 Prozent der vereinbarten Menge an die EU geliefert zu haben. Das ist in der Tat ein Problem, zumal Großbritannien vollumfänglich beliefert wurde.

Die Ursache liegt aber offenbar weder in UK noch beim AZ-Konzern – sondern bei der EU selbst! Denn sie hat ein niederländisches Werk, das den begehrten Impfstoff produziert, noch nicht freigegeben.

Darauf weist der “Standard” in einem lesenswerten Beitrag hin. Zitat:

Ins Auge fällt aber das niederländische Werk. Die Fabrik des Partnerunternehmens Halix produziert zwar Corona-Impfstoff. Bis heute wurde davon aber keine einzige Dosis an die EU geliefert. Die Fabrik darf nicht. Die Zulassung der europäischen Gesundheitsbehörde EMA fehlt. Was Beobachter erstaunt: Die Fabrik wird im Vertrag zwischen Brüssel und dem Impfstoffhersteller bereits als Teil der europäischen Lieferkette angeführt. Aber erst am 8. Dezember des Vorjahrs teilte Halix per Aussendung mit, einen entsprechenden Vertrag mit Astra Zeneca abgeschlossen zu haben. Europa bestellte bereits im August Impfstoff beim britisch-schwedischen Konzern. Kritiker werfen Brüssel vor, nicht genau nachgeprüft zu haben, ob die vereinbarten Liefermengen auch realistisch seien.

Wenn diese Kritik richtig ist, dann hat die EU-Kommission ihren Job nicht gemacht – und nachgeprüft, ob und wie das niederländische Werk produziert. Doch davon sagt von der Leyen nichts.

Unerwähnt lässt sie auch, dass viele EU-Länder – darunter Deutschland – auf Millionen ungenutzter AZ-Impfdosen sitzen.

Lieber schiebt sie den Schwarzen Peter nach London…

Siehe auch “Von der Leyen droht London mit Exportstop”