EUropa verliert im Stellvertreter-Krieg
Mit immer mehr Geld und Waffen machen die USA den Krieg in der Ukraine zu ihrem eigenen. Derweil gerät die EU ins Hintertreffen – nicht nur bei den Sanktionen.
“Mit diesem Hilfspaket sendet Amerika der ganzen Welt ein Signal unserer unerschütterlichen Entschlossenheit, das mutige Volk der Ukraine bis zum Sieg über Moskau zu unterstützen”: Mit diesen Worten kündigte die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Pelosi, das neue 40 Mrd.-Dollar-Hilfspaket für die Ukraine an.
Kurz danach wurde bekannt, dass die USA Kampfjets nach Kreta verlegen – offenbar sind sie zum Einsatz im Schwarzen Meer bestimmt. Diese und viele andere Meldungen machen klar, dass die USA nicht nur die Führung im Ukraine-Krieg übernehmen, sondern ihn sich zu eigen machen. Er wird zum Stellvertreter-Krieg gegen Russland.
Die EU gerät ins Hintertreffen – nicht nur militärisch. Auch beim Wirtschaftskrieg kommt sie nicht mehr mit. Dies zeigt das Hickhack um das 6. Sanktionspaket. Ungarn ist immer noch nicht bereit, ein Ölembargo mitzutragen, auch andere EU-Staaten stehen auf der Bremse. Der Streit lähmt Brüssel.
Derweil planen die USA schon die nächsten Strafmaßnahmen, die vor allem die europäische Wirtschaft treffen. Nach dem Öl soll das Gas an die Reihe kommen. Dies treibt den Preis für Energie in Europa in die Höhe – und das zu einer Zeit, da die Inflation eh schon außer Kontrolle ist und eine Rezession droht.
EUropa verliert in diesem Stellvertreter-Krieg, auch politisch. Denn es sind die USA, die die Ziele vorgeben, und die Europäer, die immer abhänger von Washington werden und in die Defensive geraten – siehe Deutschland. Nicht von ungefähr warnt Chinas Präsident Xi vor einem Verlust an Autonomie.
Jeder Tag des Krieges ist für Europa eine Niederlage – militärisch, wirtschaftlich und strategisch. Die logische Konsequenz wäre, mit Hochdruck auf einen Waffenstillstand hinzuarbeiten. Kanzler Scholz und Präsident Macron haben sich auch schon dahingehend geäußert. Doch sie finden auf EU-Ebene kaum Widerhall.
Kommissionschefin von der Leyen und Ratspräsident Michel geben sich siegesgewiß – sie setzen genau wie die USA auf eine Fortsetzung von Krieg und Sanktionen, zur Not monatelang. Ein Ausstiegs-Szenario sucht man in Brüssel vergebens, von Waffenstillstand wird nicht einmal geredet…
Mehr zum Ukraine-Krieg hier
P.S. Die US-Geheimdienste rechnen mit einem “Abnutzungskrieg” in der Ukraine. Wenig überraschend – denn mit ihren massiven Hilfen befördern die USA genau dieses Szenario. Aus europäischer Sicht ist es eine Katastrophe, denn es verlängert den Krieg und die Sanktionen, erhöht also den Schaden in der Ukraine und die Kosten für Europa. Am Ende sollen Deutschland und die EU auch noch für den Wiederaufbau zahlen…
european
17. Mai 2022 @ 06:53
Sieht so aus als würde EUropa noch mehr verlieren.
Eine aktuelle Berechnung der Nachdenkseiten: Billionen für die Ukraine.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=83923
Und wieder stellen sich die Fragen: Wer ist “wir” und wieso “wir”? Ich hoffe auf Widerstand in der EU.
sanne
17. Mai 2022 @ 00:02
danke für dieses video
sanne
16. Mai 2022 @ 23:58
auch das indische Weizenembargo wird die eu im Durchhaltevermögen weiter schwächen; dieser Krieg der Nato über die Hintertür zu Selbstverteidigung der Ukraine wird die eu massiv treffen, und bekannt ist wohl auch, dass die eu mit ihren G7-Staaten, den 5 eyes, welche in G7 wiederholt vertreten sind und der Nato nicht viele Verbündete zum Thema Natoosterweiterung auf diesen Planeten hat. Das sollten die Nachrichten, die Presse bitte endlich so ehrlich und offen kommunizieren.
european
14. Mai 2022 @ 17:26
Netzfund.
Kommentar von Michael Lüders vom 20. Januar 2015 im Phoenix Interview über die Ukraine-Krise, Russland, Europa und die USA.
https://www.youtube.com/watch?v=OkChpGguM2M
Die Zeichen standen an der Wand.
Thomas Damrau
12. Mai 2022 @ 14:13
Seit 2014 sieht die USA in der Ukraine den Hebel, um Russland von einer „europäischen Regionalmacht“ (mit Atomwaffen) zu einer asiatischen Ohnmacht (leider immer noch mit Atomwaffen) zu machen.
Russland kommt diesem Plan entgegen, in dem es einem großrussisch-klerikalen Faschismus huldigt, der mit westeuropäischen Vorstellungen nicht kompatibel ist. (Bei der polnischen und der ungarischen Regierung wäre ich mir da nicht so sicher.)
Mit dem Fall Russlands in die Bedeutungslosigkeit wäre der Weg via Kaukasus nach Osten frei. Der Blick auf den Weltatlas zeigt, dass der Iran vermutlich die nächste Regionalmacht (noch ohne Atomwaffen) ist, die auf der Abschussliste steht.
Eine US-amerikanische Einflusszone (aka NATO), die sich in Asien zur chinesischen Grenze vorarbeitet, scheint der feuchte Traum so mancher Geostrategen zu sein. Und auch nur mit dieser Vision einer nächsten Osterweiterung ist die Dauerforderung nach einer Erhöhung der eh schon exorbitanten Rüstungsausgaben der NATO-Staaten zu verstehen: Da die russischen konventionellen Streitkräfte von der deutschen Presse schon zur Lachnummer erklärt wurden, fehlt eigentlich der ernstzunehmende Feind, gegen den gerüstet werden muss – und China liegt erst dann am Nordatlantik, wenn es an NATO-Territorium grenzt.