Enorme Verluste der Ukraine – nur noch drei Monate kampffähig?
Die ukrainische Gegenoffensive läuft nicht gut, da sind sich die Experten einig. Die Schätzungen über die mögliche Dauer der blutigen Kämpfe und die damit verbundenen Verluste werden immer düsterer.
English version here (Substack)
Erst war von einer “Frühjahrs-Offensive” die Rede, die der Ukraine den “Sieg” bringen und alle russisch besetzten Gebiete befreien würde. Dann wurde es Sommer. Nun hat die Gegenoffensive begonnen – doch die Prognosen werden immer bescheidener.
“Wir stellen uns darauf ein, dass der Krieg noch mehrere Monate dauern wird oder sogar länger.” Dies sagte der französische EU-Kommissar Breton der Zeitung “Le Parisien”. Die EU wolle sich daher um mehr und raschere Waffenlieferungen bemühen.
Dass die Aufrüstung zum “Sieg” der Ukraine führt, glaubt jedoch kaum noch jemand. Selbst die Führung des ukrainischen Militärs warne vor zu hohen Erwartungen, hieß es im ARD-Presseclub. Die Offensive werde den Krieg wohl nicht schnell entscheiden.
Derweil werden die Meldungen von der Front immer düsterer. Der renommierte französische Experte M. Goya schreibt, dass die Ukraine in der ersten Woche 42 Panzer und andere Militärfahrzeuge verloren habe – darunter 4 Leopard 2A4 & A6, 3 Leopard 2R und 16 VCI Bradley.
Wenn es in diesem Rythmus weitergehe, sei die ukrainische Armee in vier Monaten nicht mehr kampffähig.
Noch pessimistischer fallen die Schätzungen für tote und verwundete Soldaten aus. Die Ukraine habe allein in der ersten Woche ca. 5000 Ausfälle gehabt, so der Experte, der sich auf Angaben von Oryx beruft.
Wenn das so weiter gehe, so könnten die zwölf ukrainischen Sturm-Brigaden in drei Monaten auf 30 Prozent reduziert und damit nicht mehr kampffähig sein.
Cela donnerait donc pour cette semaine un ordre de grandeur de près de 5 000 soldats ukrainiens touchés, donc 2 500 définitivement hors de combat (tués, blessés graves, prisonniers) en une semaine et 2500 qui peuvent revenir rapidement en ligne. En considérant que 3 à 4 000 de ces hommes sont dans l’opération X, cela donne à ce rythme une capacité de combat de trois mois pour les 12 brigades de premier échelon avant d’être réduit à 30 % des effectifs. Là encore les relèves seront, normalement, effectuées avant.
La voie de l’épée
Diese Zahlen sind selbstverständlich nur Schätzungen und mit Vorsicht zu genießen. Doch klar ist, dass der Ukraine nicht nur Waffen und Munition, sondern bald auch die kampffähigen Soldaten ausgehen. Spätestens im Herbst wird sie Verstärkung brauchen…
Mehr zum Krieg in der Ukraine hier
P.S. Die Ukraine soll ihre Gegenoffensive vorübergehend unterbrochen haben, um die Taktik für künftige Operationen neu zu bewerten. Angeblich ist das völlig normal – ich werte es allerdings als Zeichen, dass es nicht gut läuft…
FrankD
19. Juni 2023 @ 12:09
Es ist schon erstaunlich, wie wenig einfachste militärische Grundlagen im Zusammenhang mit der ukrainischen „Offensive“ berücksichtigt werden. Eine miltärische Bodenoffensive gegen einen Gegner, der sich vorbereitet und in gut befestigten Stellungen eingegraben hat, kann nur dann Erfolg haben, wenn eine Zahlenmäßige ( mindestens 3:1) Truppenüberlegenheit gegeben ist und, was noch wichtiger ist, Luftunterstützung bzw. Luftüberlegenheit vorhanden ist. Nichts davon kann das ukrainische Militär realisieren. Wer angesichts dieser Lage dennoch Soldaten an die Front schickt, muss sich gefallen lassen, verantwortungslos oder vielmehr verbrecherisch zu handeln.
Guido Biland
19. Juni 2023 @ 11:12
Die Ukraine will die Russen aus ihrem Staatsgebiet entfernen – ein kühnes Projekt, das spätestens 2014 begonnen hat. Die Russen wollen für immer bleiben.
Dieser Konflikt kann nur durch einen schmerzhaften Kompromiss oder eine katastrophale Eskalation enden.
Der Westen hst sich für Letzteres entschieden. Selenski liefert.
Josef Berchtold
19. Juni 2023 @ 10:23
Es werden weitreichendere Raketen geliefert werden und so die russischen Bereitstellungsräume angegriffen werden. Hätte schon viel früher erfolgen sollen. Nun kommen auch endlich die Kampfjets, die auch russisches Gebiet angreifen könnten.
Das Schachbrett Ukraine wird erweitert werden in russische Bereitstellungsräume, nahe der ukrainisch-russischen Grenze in Russland.
ebo
19. Juni 2023 @ 11:04
Wenn Sie nicht mehr genug einsatzfähige Soldaten haben, helfen Ihnen Raketen auch nicht. Das russisch besetzte ukrainische Land kann ja nur mit Bodentruppen zurückerobert und gehalten werden, nicht mit Raketen.
Stef
19. Juni 2023 @ 10:10
Fakten zu Verlusten und zur Lage sind dünn und womöglich unerheblich. Es zeichnet sich ab, dass aktuell in den USA der weitere Kurs abgesteckt wird. Gute Chancen hat die Linie, den Krieg bis nach der US-Wahl des Präsidenten am Laufen zu halten. Weil ohne Krieg stünde Biden vor einem Scherbenhaufen und hätte reichlich unangenehme Fragen zu beantworten.
Für Bidens Wiederwahl hat die Fortsetzung des Kriegskurses viel mehr Vor- als Nachteile. Was nicht heißt, dass er automatisch gewinnt.
Setzt sich das durch, kommt eine zunehmend gefährliche Phase in einer militärisch zunehmend verzweifelten Ukraine auf uns zu. Mehr Geld und mehr Waffen ohnehin, eine tiefere logistische Verstrickung der Nato höchstwahrscheinlich und vielleicht sogar mehr Soldaten einzelner Nato Partner an der Front.
Da nehmen sich Details zu Verlusten und andere Probleme als unwichtig aus. Nichts was man mit moderner Propaganda nicht in goldene Aussichten auf einen Sieg umdeuten könnte.
Armin Christ
19. Juni 2023 @ 08:12
in der Zeit und der NZZ las ich aber gerade, daß die ukrainische Offensive sehr erfolgreich sei und von hohen russischen Verlusten
Thomas Damrau
19. Juni 2023 @ 08:09
Aussagen, dass einer der beiden Parteien bald die Luft ausgehen werde, habe ich in den letzten 15 Monaten schon mehrfach gehört – z.B. die vom britischen Geheimdienst regelmäßig gestreute Einschätzung, dass die russischen Truppen bald am Ende seien.
Dass derselbe britische Geheimdienst nun auch von hohen Verlusten der ukrainische Seite spricht ( https://www.zdf.de/nachrichten/politik/london-geheimdienst-verluste-ukraine-krieg-russland-100.html ), lässt natürlich aufhorchen. Ganz abgesehen von der militärischen Binsenweisheit, dass der Angreifer immer mit höheren Verlusten als der Verteidiger rechnen muss (spätestens seit Clausewitz amtlich dokumentiert).
Trotzdem frage ich mich, was geschehen könnte, sollte die Ukraine ihre Offensiv-Fähigkeit verlieren:
– Die russische Armee könnte die Gelegenheit zur Gegenoffensive nutzen. Allerdings hat sich seit dem Beginn der russischen Invasion gezeigt, das die Schlagkraft der russischen Armee jahrzehntelang überschätzt wurde. (Centerum Censeo: Nicht noch mehr NATO-Rüstungsausgaben mit der Begründung, man müsse „den Russen“ aufhalten!)
– Wenn beide Seiten in zwei Monaten nach Luft japsen sollten, wäre eigentlich der Zeitpunkt für einen Kompromissfrieden gekommen. Dazu müssten allerdings viele über ihren Schatten springen:
* Selenskyj, der bei der eigenen Bevölkerung unrealistische Erwartungen geweckt hat.
* Putin, der nach dem Annexions-Beschluss im letzten Jahr die russische Grenze westlich der augenblicklichen Frontlinie sieht.
* Biden, dessen Hegemonie-Streben (das eine Ausschaltung Russlands erfordert) nur durch die isolationistische Tendenzen in der amerikanischen Bevölkerung behindert wird.
* Die EU, die sich dem Sieg des Schönen, Guten und Edlen verschrieben hat.
Zu befürchten ist daher, dass erst mal wieder heftig gestorben wird, sich danach beide Seiten erschöpft in ihre Ecken verziehen werden und am Ende Selenskyj neue Waffen-Gattungen anfordern wird.
Red Rabbit
19. Juni 2023 @ 07:16
Das französische Zitat auf deutsch: „Dies würde also für diese Woche eine Größenordnung von fast 5 000 getroffenen ukrainischen Soldaten ergeben, also 2 500 endgültig kampfunfähig (getötet, schwer verwundet, gefangen) innerhalb einer Woche und 2 500, die schnell wieder an die Front gehen können. Wenn man davon ausgeht, dass 3-4.000 dieser Männer in Operation X sind, ergibt sich bei diesem Tempo eine Kampfbereitschaft von drei Monaten für die 12 Brigaden der ersten Stufe, bevor sie auf 30 % der Truppenstärke reduziert werden. Auch hier werden die Ablösungen normalerweise vorher durchgeführt.“ – Übersetzt via https://www.deepl.com/de/translator
Arthur Dent
19. Juni 2023 @ 00:11
„Selbst die Führung des ukrainischen Militärs warne vor zu hohen Erwartungen, hieß es im ARD-Presseclub“ – war wieder mal ein ARD-Presseclub zum Abgewöhnen. Erst hieß es: „wir wissen, dass wir nichts wissen“ – dann wurde ins Blaue hinein spekuliert. Mal wird behauptet, man hätte die russische Armee entzaubert, andererseits fürchtet man sich, dass Putin nach der Ukraine mit Moldau weitermacht. (Wenn Putin in dem Tempo weitermacht, braucht der aber noch 100 Jahre bis Berlin). Auf der einen Seite soll die Ukraine ihr Territorium zurückerobern einschließlich der Krim, es fehlt ihr aber immer noch an allem – (dennoch ist allein die Liste der Ertüchtigungshilfe, die Deutschland geleistet hat, schier endlos – aber natürlich nicht ausreichend). Kampf-Jets wären schön, vielleicht demnächst auch eigene Truppen entsenden – und nicht immer so zögerlich. Es ist eigentlich alles schon wieder zu spät. Und vielleicht kommt die Ukraine ja doch bald in die Nato, auch wenn Deutschland und die USA ihr Veto… usw. usf. – Träume, Wünsche, Wirklichkeit? Verhandlungen will angeblich auch niemand. Kämpfer und Munition werden knapp, aber der Krieg kann noch lange weitergehen. Offensichtlich wird mit allen Mitteln versucht, die Öffentlichkeit weiter in den Krieg hinein zu manipulieren – wenn man allerdings nichts weiß, keine gesicherten Erkenntnisse hat, vielleicht einfach doch mal die Klappe halten. Die Ukraine tut das ja auch – aus gutem Grund
ebo
19. Juni 2023 @ 10:21
Ja, diesmal ging viel durcheinander. Mich hat vor allem gewundert, wie man behaupten kann, die ukrainische Gegenoffensive werde den Krieg weder wenden noch beenden, ohne daraus irgendeine Konsequenz zu ziehen. “Weiter so” und “noch mehr deutsches/europäisches Engagement” – das war alles, was man hörte.
KK
18. Juni 2023 @ 17:15
“…dass der Ukraine nicht nur Waffen und Munition, sondern bald auch die kampffähigen Soldaten ausgehen.”
Es war schon zu lesen, dass die ukrainischen Kampfgruppen bereits jetzt bei der Rekrutierung nicht allzu zimperlich vorgehen sollen und die dann kaum ausgebildeten Neuen schnell als Kanonenfutter ganz nach vorn geschickt würden.