“Einfrieren” verboten, aufweichen erlaubt – und Unsicherheit in Brüssel

Die Watchlist EUropa vom 28. März 2024 – Heute mit zwei bellizistischen Appellen zum Ukraine-Krieg, dem löchrigen “Green Deal” und der neuen Krise in der EU-Hauptstadt.

Vor einem Jahr haben die USA begonnen, über ein mögliches “Einfrieren” des Ukraine-Kriegs nach dem Vorbild Koreas zu diskutieren. Zuletzt haben dies auch der Papst und SPD-Fraktionschef Mützenich gefordert.

Angesichts des militärischen Debakels ist dies eine wichtige Debatte. Ein “Einfrieren” würde den Konflikt nicht lösen, aber zumindest weiteres Blutvergießen verhindern und womöglich den Weg zu Verhandlungen öffnen.

Dies würde auch und gerade der Ukraine helfen. Staatschef Selenskyj hat gerade erst den Chef des nationalen Sicherheitsrates gefeuert – offenbar wegen fehlender Erfolge im Krieg. Zuvor war der Armeechef ausgewechselt worden.

Doch ausgerechnet wenige Tage vor dem Lebensfest Ostern soll die Debatte abgewürgt und das “Einfrieren” verboten werden. Diesen Eindruck erwecken zwei Appelle, die von Historikern und Nobelpreisträgern veröffentlicht wurden.

Der Historiker Heinrich August Winkler und andere deutsche Wissenschaftler haben einen “Brandbrief” an die SPD und Kanzler Scholz geschrieben. Darin warnen sie vor einem “Einfrieren” des Konflikts; das sei “Realitätsverweigerung”.

Die Nobelpreisträger warnen vor “Beschwichtigung des Aggressors”. Die Ukraine müsse den Krieg gewinnen, die Waffenhilfe müsse drastisch aufgestockt werden. Unterschrieben haben die ukrainische Friedensnobelpreis-Trägerin Matwijtschuk sowie die Schriftstellerinnen H. Müller und E. Jelinek.

Denkverbote helfen nicht

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Beide Appelle sind ernst zu nehmen. Winkler und Müller sind bedeutende deutsche Intellektuelle. Doch Denkverbote helfen nicht weiter – schon gar nicht, wenn sie die reale Lage ignorieren. Diesen Krieg kann und wird niemand gewinnen.

Der Konflikt ist aus dem Ruder gelaufen, selbst die USA haben keine Kontrolle mehr. Die EU bereitet sich auf eine Ausweitung des Krieges vor, Frankreich spricht von Bodentruppen. Dies ist ein Worst case Szenario, das verhindert werden muß.

Das sehen offenbar viele Menschen in Deutschland genauso: Die Organisatoren der Ostermärsche jedenfalls erwarten für dieses Wochenende eine hohe Beteiligung…

Siehe auch Michel ändert das Narrativ – im „Kriegsmodus“ in die Europawahl?

News & Updates

  • EU weicht “Green Deal” weiter auf. Der „Green Deal“ für den Klimaschutz wird immer mehr aufgeweicht. Zwei Monate vor der Europawahl haben die Agrarminister wichtige Umwelt-Vorgaben für die Landwirtschaft ausgesetzt. Zur Gegen-Reform ruft auch die konservative EVP auf – also genau jene Parteienfamilie, die EU-Chefin von der Leyen eine zweite Amtszeit bescheren will. – Mehr im Blog
  • Brüssel will “europäischen Uni-Abschluss”. Die EU-Kommission fühlt sich für alles zuständig, auch für die Hochschulen. Nach Plänen aus Brüssel sollen künftig Hochschulen aus mehreren EU-Ländern zusammenarbeiten, um Studiengänge mit einem “Europäischen Abschluss” anzubieten. Wie schön – die billigen US-Kopien “Bachelor” und Master” haben wir der EU auch schon zu “verdanken”…
  • Moldau muss pro-russische Opposition zulassen. Das Verfassungsgericht der Republik Moldau verwirft ein Gesetz, das darauf abzielte, die Wahlteilnahme einer Partei zu verbieten, die mit dem pro-russischen flüchtigen Geschäftsmann Ilan Schor verbunden ist. Das Urteil ist eine Ohrfeige für Moldaus Präsidentin Maia Sandu, die den EU-Beitritt anstrebt. – Mehr hier (Blog)

Das Letzte

Unsicherheit in Brüssel. Von der belgischen Hauptstadt soll eigentlich Sicherheit und Stabilität in Europa ausgehen – schließlich ist sie der Sitz von EU und Nato. Doch in den letzten Wochen hat die Unsicherheit massiv zugenommen. Fast jede Nacht kommt es zu Schießereien mit Schwerverletzten und Todesopfern – angeblich haben sich Drogenbanden aus Antwerpen und/oder Marseille breit gemacht.Nach dem Attentat in Moskau wächst zudem wieder die Terrorangst. Und die teils gewalttätigen Bauernproteste haben gezeigt, dass die Polizei selbst im Europaviertel kaum noch die Kontrolle hat. Premier De Croo hat nun den nationalen Sicherheitsrat einberufen – doch die Ergebnisse sind mager. Eing war man sich nur, dass Belgien beim Verbot weicher Drogen bleiben will – die deutsche Politik sieht man mit Sorge…

Mehr Newsletter hier. Wegen der Osterfeiertage kommt am Samstag und am Dienstag kein Newsletter. Die nächste Watchlist erscheint in einer Woche – am Donnerstag, 4. April.