Drei heiße Eisen für die neue Regierung (neben dem Klima)

Was kommt auf die neue Bundesregierung zu? Im Wahlkampf war vor allem vom Klima die Rede. Doch es gibt noch (mindestens) drei weitere heiße Eisen. Eins davon macht den versprochenen Klimaschutz noch schwerer…

Beginnen wir mit dem Rechtsstaat. Die EU-Kommission hält wegen umstrittener Eingriffe in die Justiz bereits Finanzspritzen für Polen und Ungarn aus dem Corona-Aufbaufonds zurück. Sie könnte noch mehr tun – wartet aber auf das höchste EU-Gericht und den nächsten EU-Gipfel Ende Oktober.

Spätestens dann muß Deutschland Farbe bekennen. Setzt die neue Bundesregierung auf “Dialog” – wie Noch-Kanzlerin Merkel? Oder unterstützt sie einen harten Kurs – wie das Europaparlament? Und was passiert, wenn Ende Oktober immer noch keine neue Regierung im Amt ist?

Ohne Rückendeckung aus Berlin, so viel scheint sicher, kann Brüssel seinen Kurs gegen Polen und Ungarn nicht lange durchhalten. Da Merkel zur “lame duck” geworden ist, muß der künftige Kanzler schnell Farbe bekennen – oder der Schaden wird noch größer.

Das zweite heiße Eisen sind die transatlantischen Beziehungen. Nach dem rücksichtslosen Abzug aus Afghanistan und dem Alleingang im Indopazifik fordert Frankreich mehr Abstand von den USA – und mehr “strategische Autonomie” für Europa.

Ist die nächste Bundesregierung bereit, sich von den USA zu emanzipieren – mehr als nur ein “Stück weit” wie unter Merkel? Oder geht sie außenpolitisch auf Distanz zu Frankreich? Merkel versuchte den Spagat, ist damit aber beim letzten EU-Gipfel gestolpert.

Ihr Nachfolger muß sich bei Themen wie China und Handel positionieren. Auch bei Nord Stream 2 ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zum Ende der Merkel-Ära sitzt Deutschland zwischen allen Stühlen (und die EU auch)…

Das dritte – und womöglich heißeste – Eisen ist die Energiepolitik. Die Preise für Gas und Strom sind völlig außer Kontrolle, die neue Energiekrise macht eine Einigung auf ein Klimaschutzprogramm (“Fit for 55”) schwierig bis unmöglich.

Die neue Bundesregierung wird einen Ausgleich zwischen Energie- und Klimapolitik, zwischen sozialen und ökologischen Imperativen finden müssen. Doch was, wenn sie sich als unvereinbar erweisen – und der Markt völlig außer Kontrolle gerät?

Dann müssen wir mit allem rechnen. Im Wahlkampf war die Energiekrise kein Thema, da waren sich alle irgendwie grün. Doch nun sehen die Bürger rot, sie warten auf Antworten aus Berlin und Brüssel. “Mehr Erneuerbare” reicht schon lange nicht mehr…

Mehr zur neuen Energiekrise hier. Siehe auch Ampel oder Jamaica – was das für EUropa bedeutet