Die Griechenlandkrise schwelt auch weiter
Eigentlich soll 2018 das Jahr der Rückkehr Griechenlands in die Normalität werden. Premier Tsipras hofft auf eine Befreiung aus dem Schuldengefängnis, die Eurogruppe verspricht eine Rückkehr an die Märkte.
Doch ausgerechnet beim ersten Treffen der Euro-Finanzminister des Jahres in Brüssel gab es Misstöne. So war unklar, ob die Minister die nächste 6 Mrd.-Tranche der Hilfskredite freigeben würden.
Wie üblich steht Deutschland auf der Bremse – der Wechsel von Schäuble zu Altmaier hat nicht viel geändert. Bei 110 “prior actions” findet sich immer ein Haar in der Suppe, nicht wahr?
Zudem kommen nun wieder Zweifel an der Tragfähigkeit der griechischen Schulden auf. Doch diesmal ist es nicht der IWF, der die Rechnung von ESM-Chef Regling (einem konservativen Deutschen) anzweifelt.
Diesmal ist es der ordoliberale Thinktank CEP in Freiburg, der den offiziellen Optimismus stört. Die Kreditfähigkeit habe trotz des 3. Bailouts abgenommen, das hoch verschuldete Land verarme weiter.
Dies liege an mangelnden Investitionen – und an wieder zunehmender Kapitalflucht, so das CEP. Griechenland werde daher nicht ohne ein viertes Rettungspaket auskommen.
Doch einen 4. Bailout wird es nicht geben, das hat zumindest die alte Bundesregierung immer wieder betont. Nimmt man beide Aussagen zusammen, so droht eine neue Griechenlandkrise.
Allerdings wollen sich die Euro-Minister Zeit lassen, bevor sie den griechischen Patienten abschließend untersuchen. Erst nach Ende des laufenden Programms sollen die Schulden wieder zum Thema werden.
Da dieses (vermutlich wenig glorreiche) Ende für August vorgesehen ist, dürfen wir uns auf einen “heißen” Sommer freuen – genau wie 2015, als die Lage auch mitten in den Ferien eskalierte…
Siehe auch: Varoufakis lesen – Bailoutistan
Baer
23. Januar 2018 @ 10:55
@Anonymous,
Dem Kommentar ist eigentlich nichts hinzuzufügen,außer vielleicht ,es ist schön zu sehen,dass es noch eigenständig denkende Zeitgenossen gibt.
Das macht Hoffnung auf mehr.
Anonymous
23. Januar 2018 @ 12:32
Anonymous
Ich weiß nicht, warum mein Name nicht erschienen ist. –
Manfred Waltermann schreibt seine Meinung nie anonym.
Vielleicht habe ich aber auch einen Fehler gemacht. – Sorry!
Anonymous
23. Januar 2018 @ 10:15
Das griechische Märchen
Märchen haben es an sich, dass ein gewisser Kern von Wahrheit in ihnen steckt. –
Die Aufnahme Griechenlands in den Euro war die erste Lüge und der Kardinalfehler, der mit noch so vielen Milliarden-Hilfspaketen nicht mehr gut zu machen ist.
Heute liest man vom Ministertreffen aus Brüssel erstaunt, dass „Griechenland alle Verpflichtungen erfüllt habe“, um auf weitere Milliarden-Hilfen rechnen zu können.
Dem stehen harte Wahrheiten gegenüber, denn der Ausverkauf gewinnbringender Wirtschaftszweige hat die zukünftigen Gewinne aus den schlappen Taschen der Griechen in die gierigen Geldbeutel der Kapitalgeber bewirkt. Das Geld fehlt den Griechen auf Dauer!!
Ich bleibe bei meiner seit langer Zeit vertretenen begründeten Ansicht:
Der Euro für die südlichen EU-Schwellenländer ist am Ende für alle schmerzhaft bis tödlich! –
Und für „diese EU“ wird diese Fehlkonstruktion zum Sargnagel, spätestens wenn die EZB ihre Euro-Druckmaschinen stoppt!!
Reinard Schmitz
23. Januar 2018 @ 09:53
@Peter Nemschak: Das so salopp zu formulieren ist das Eine. Die Konsequenzen das Andere. Der Süden bricht weg, der Osten bricht weg, die Türkei bricht weg. Europa bricht weg. Von daher ist eine andere Politik dringend erforderlich, die Mittel sind da und den Rest Vernunft müssten unsere Politiker eigentlich aufbringen.
Peter Nemschak
23. Januar 2018 @ 21:00
Niemand bricht weg, solange er einen Vorteil aus der EU ziehen kann. Auch der BREXIT ist noch nicht gelaufen. Dies ist nach wie vor der Fall, wenn man an die 4 Freiheiten denkt. Das wirtschaftliche Interesse steht nach wie vor im Vordergrund, für Osteuropa neben dem Sicherheitsinteresse wahrscheinlich ausschließlich. Sonst wäre die EU längst zerfallen. Ich fürchte, um das Wertegelaber kann man sich keine warme Suppe kaufen.
Peter Nemschak
22. Januar 2018 @ 16:29
Es steht zu befürchten, dass Griechenland auf Dauer nicht im Euro zu halten sein wird. Mit permanenten Transfers würde man ein Präjudiz für Italien schaffen. Eine bedingungslose Transferunion in der Eurozone scheint politisch außer Reichweite. Da werden viele, nicht nur Deutschland, nicht mitspielen wollen.