Die Entzauberung des Wolodymyr S.
Erst wollte er den sofortigen Nato-Beitritt, dann wenigstens einen schnellen. Doch nach dem Gipfel-Beschluß in Vilnius steht Wolodymyr Selenskyj mit leeren Händen da. Der gefeierte „Leader of the free world“ ist entzaubert.
English version here
Bisher schien ihm alles zu gelingen. Selenskyj wurde in Washington, London und Brüssel wie ein Held gefeiert, die Medien lagen ihm zu Füssen, die Experten plapperten seine Parolen nach.
Bis zuletzt forderten C. Major & Co., die Ukraine müsse in die Nato aufgenommen werden. Wenigstens brauche es verbindliche Garantien. Alles andere sei „absurd„, so Selenskyj bei seiner Ankunft in Vilnius.
Und nun das: „Wir werden in der Lage sein, die Ukraine zu einem Bündnisbeitritt einzuladen, wenn die Verbündeten sich einig und Voraussetzungen erfüllt sind“, heißt es in der Gipfelerklärung.
Das ist eigentlich noch weniger als in Bukarest 2008. Denn zu den Voraussetzungen zählt nun auch die Demokratisierung – und alles, was sich die Verbündeten sonst noch so einfallen lassen.
Selenskyj steht mit leeren Händen da, sein Zauber wirkt nicht mehr. Zu oft hat er versucht, die Nato direkt in den Krieg mit Russland zu ziehen, zu wenig hat er sich in die Karten schauen lassen. Nicht mal die CIA blickt durch.
Am Ende hat er zu hoch gepokert – und gedroht, er werde erst nach Vilnius kommen, wenn die USA und Deutschland den Weg frei machen. Doch US-Präsident Biden und Kanzler Scholz blieben standhaft.
Er sei mit dem „starken Glauben an eine starke Nato“ nach Vilnius gereist, sagte Selenskyj vor tausenden Fans. Es klang wie eine magische Zauberformel. Doch sie hat nicht gewirkt.
Nun ist nicht nur Selenskyj entzaubert. Auch die Medien, die einen regelrechten Kult um den ehemaligen Schauspieler entwickelt haben, stehen dumm da. Sie sind der ukrainischen Propaganda aufgesessen.
Richtig peinlich ist die Nato-Entscheidung aber für all die Experten, die die ukrainische Brille aufgesetzt haben. Sie müssen nun auf die harte Tour lernen, was deutsche und amerikanische Interessen sind – und wie die Nato funktioniert…
Siehe auch „Wenn deutsche Experten die europäische Sicherheit aus Sicht der Ukraine definieren„ sowie unseren Update hier
P.S. Dass Selenskyj keine militärischen Erfolge vorweisen kann, trägt natürlich auch zu seiner Entzauberung bei – und zur Distanzierung. Die Nato ist zwar direkt in die ukrainische Gegenoffensive verwickelt, möchte aber nicht mit den Rückschlägen und Enttäuschungen der vergangenen Wochen verbunden werden…
KK
17. Juli 2023 @ 00:39
@ ebo:
„Und was soll man über einen US Präsidenten sagen, der in 500 Tagen Krieg kein einziges Mal zum Roten Telefon greift? “
Im besten Fall hat er Parkinson und kann den Hörer nicht halten… im schlimmsten legt er es auf einen dritten Weltkrieg an. Ich tippe auf letzteres.
Art Vanderley
16. Juli 2023 @ 21:48
@ebo
“ Biden trägt ebenfalls Verantwortung, wenn nicht Schuld.“
Das stimmt.
„meint er es mit dem Nato Beitritt der Ukraine nicht wirklich ernst. “
Gottseidank, möchte man sagen. Ist irgendwie fies aber besser so, außerdem müssen sich viele in der Ukraine auch fragen lassen, ob sie wirklich geglaubt haben der Westen würde bei ihnen etwas anderes vertreten als seine eigenen Interessen. Ab wann wird Naivität übergriffig?
Art Vanderley
16. Juli 2023 @ 21:26
@Helmut Höft
„Klingt wie: „Die NATO ist doch okay“
Klingt es nicht. Heißt nur daß sie eine Notwendigkeit darstellt weil die Welt kein Ponyhof ist. Auch ist sie nicht zwingend die Ursache für die expansive Politik des Westens die die temporäre Schwäche Rußlands ausgenutzt hat.
Auch in der Nato gibt es diese expansiven Kräfte aber Entscheidungsträgerin bleibt die Politik ind hier hat v.a. die Bush-Administration ganze Arbeit geleistet, mit ihren Zielen der Ausweitung. Nicht Trump, Bush junior war und ist unser größtes Problem an dieser Stelle.
Die Nato aufzulösen und alles werde gut, das erinnert mich aber zu sehr an diesen Anti-Strukturalismus der bei Teilen der Linken schon immer ein Riesenproblem war, und der glaubt alles werde gut wenn man nur die Institutionen zerschlägt.
ebo
16. Juli 2023 @ 21:33
Das ist richtig, aber : Biden trägt ebenfalls Verantwortung, wenn nicht Schuld. Er hat die Nato aus Afghanistan abgezogen, um dann im Schwarzen Meer und in der Ukraine freie Hand zu haben. Seine Politik der „offenen Tür“ wird als völlig unnötige Provokation in die Geschichte eingehen – denn wie wir gesehen haben, meint er es mit dem Nato Beitritt der Ukraine nicht wirklich ernst. Und was soll man über einen US Präsidenten sagen, der in 500 Tagen Krieg kein einziges Mal zum Roten Telefon greift?
KK
16. Juli 2023 @ 12:52
@ B.Weber:
„Jetzt über Selenskyj herzuziehen, wie vorher über Melnyk, wirkt angesichts der Tatsachen zynisch…“
Nun, sowohl Selenskyi als auch der provokante Naziverehrer im Diplomatenfummel (und auch unzählige hier weniger bekannte Figuren mehr) als auch deren Angehörige leiden ja nicht derart und müssen auch nicht an die Front (Melnyk junior zB lebt trotz wehrfähigen Alters in Saus und Braus in Berlin) – die bereichern sich stattdessen persönlich.
DAS ist zynisch!
Helmut Höft
16. Juli 2023 @ 11:33
@ Art Vanderley
Was zeigt, daß es immer kurzsichtig war und ist, die Nato als Ursache der Probleme zu sehen und ihre Auflösung zu fordern. … Anti-Militarismus ist nicht die Antwort auf Militarismus.
Einspruch, Euer Ehren! Klingt wie: „Die NATO ist doch okay (so lange sie in der Schublade bleibt)!“ Und was ist, wenn sie das nicht tut? Wenn sie über Jahrzehnte Gespräche mit der anderen Seite verweigert und sich in deren Interessensphäre hinein – die man nicht gut finden aber zur Kenntnis nehmen muss – ausweitet?
Helmut Höft
16. Juli 2023 @ 11:24
@Thomas Damrau
Die Ukraine wird nach dem Krieg ein Sanierungsfall sein. Froher Gedanke! Die Ukraine bzw. das was von ihr noch übrig ist, wird nach dem Krieg ein failed state sein mit all ihren inneren Widersprüchen, Faschisten, Nationalisten, Russophilen vs, Russophoben, Oligarchen und 1,21 € Mindestlohn(!) und Korruption.
B. Weber
16. Juli 2023 @ 09:58
>>Selenskyj steht mit leeren Händen da, sein Zauber wirkt nicht mehr. Zu oft hat er versucht, die Nato direkt in den Krieg mit Russland zu ziehen, zu wenig hat er sich in die Karten schauen lassen.<< Ich sehe es andersherum: Der Ukraine wurde die NATO-Mitgliedschaft versprochen, nur um Russland (erfolgreich) zu provozieren, nicht um der Ukraine irgendeinen Gefallen zu tun. Selenskyj ist darauf hereingefallen, er und seine fanatisch nationalistischen ant-russischen Landsleute sind die bisher nützlichen Voll-Idioten der NATO. Als vermintes, überflutetes und teils ruiniertes Land taugt die Ukraine dem freien Westen immerhin noch als verbreiterte Grenzbefestigung gegen Russland, Selenskyj wird zur lästigen Plage. Die gestorbenen und immer noch zum Töten und Sterben an die Front gejagten Ukrainer werden wie zu Coronazeiten von den Balkonen der Demokratie als "Helden" mit blau-gelben Fahnen und Klatschen bebeifallt, das wars. Was vom Land noch übrig und verwertbar ist, wird Blackrock zum Opfer fallen. Jetzt über Selenskyj herzuziehen, wie vorher über Melnyk, wirkt angesichts der Tatsachen zynisch. Hier interessante Überlegungen zu den Gründen für den provozierten Krieg: https://www.nachdenkseiten.de/?p=100495
ebo
16. Juli 2023 @ 10:44
Nun ja, immerhin waren die Nato-Politiker so sauer, dass sie es ihm beinahe heimgezahlt hätten – schreibt die Washington Post : https://archive.md/hiFy3
Helmut Höft
16. Juli 2023 @ 09:11
Ja, so ist das, wenn man nicht weiß wozu die NATO gedacht, was ihr Zweck ist: „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“ so Hastings Ismay, 1. Baron Ismay, 1952-57 der erster NATO-Generalsekretär.
KK
13. Juli 2023 @ 01:11
@ Hansjörg:
„Das wäre mir neu, dass es den USA darum ging die Nazis zu besiegen.“
Heute natürlich nicht, im (!) WW2 vordergründig schon.
Denn direkt nach dem WW2 brauchte man die besiegten Nazis ja beim Kampf gegen die SU (man half damals auch den noch brauchbaren Kriegsverbrechern gern bei der Flucht und versteckte sie unter neuer Identität) – und daran hat sich dann bis heute nichts geändert, nur dass die SU heute Russland heisst und die hilfreichen Nazis zu grossen Teilen aus der Ukraine kommen.
Art Vanderley
12. Juli 2023 @ 21:30
„Auch die Medien, die einen regelrechten Kult um den ehemaligen Schauspieler entwickelt haben, stehen dumm da. Sie sind der ukrainischen Propaganda aufgesessen.“
Eine interssante Entwicklung. Haben da viele aufs falsche Pferd gesetzt und erleben es jetzt zum zweiten Mal nach Corona, daß du nicht mehr automatisch zu den Gewinnern zählst, wenn du Scharfmacherei betreibst?
„Sie müssen nun auf die harte Tour lernen, was deutsche und amerikanische Interessen sind – und wie die Nato funktioniert… “
Was zeigt, daß es immer kurzsichtig war und ist, die Nato als Ursache der Probleme zu sehen und ihre Auflösung zu fordern. Diese kalt wirkenden militärischen Erwägungen können auch einen stabilisierenden Charakter haben.
Das ist wie Anti-Rassismus, der nicht die Antwort auf Rassismus sein kann- Anti-Militarismus ist nicht die Antwort auf Militarismus.
Wie nahe beides beieinander liegen und wie jederzeit eins ins andere kippen kann, zeigt eindrucksvoll die Personalie Hofreiter, der bei Merkels Zapfenstreich noch faselte von einer „militaristischen Tradition“ und der heute zu den verbalen Scharfmachern gehört.
Hansjörg
12. Juli 2023 @ 21:22
@KK
Das wäre mir neu, dass es den USA darum ging die Nazis zu besiegen. Sie bräuchten D als Vorposten ggü. Russland, aber nicht zu stark. Die USA betreiben reine Interessenpolitik, das Gerede von Freiheit, Demokratie sind Phrasen fürs Volk. Über 800 Militärbasen sprechen eine klare Sprache. Taiwan als wichtigster Ausrüstungslieferant für die Megamaschine Rüstungsindustrie in den USA ist auch nur aus diesem Grund so wichtig. Die USA unterzeichnen kein Abkommen, das sie eingehen könnte.
Monika
12. Juli 2023 @ 18:54
@Karl
ja, lieber Karl, ich teile ihre Einschätzung. Es geht um nichts weiter, als den militärischen Komplex der USA weiter gut geschmiert am Laufen zu halten. Dieser Apparat kommt mir so „effektiv“ vor wie die hormongetriebenen Muckis von Bodybuilding-Junkies, auch genauso “ eindrücklich“ bei den Fans einer solchen „Körper-Kultur“. Militarismus und Operettenarmee in einem. Natürlich eine Gelddruckmaschine für die Nutzniesser.
Und um nichts anderes geht es.
Nicht sinnvolle Verteidigung oder echte Kampfkraft sind ausschlaggebend, sondern der Ruch des „wir haben den Längsten“.
Trotzdem ist es bedrückend, die Sicherheit und den Weltfrieden im Gutdünken solcher Primitivisten zu sehen.
Aber das war und ist die Crux der halbwegs Intelligenten, erkennen zu müssen und bestätigt zu bekommen, dass die kollektive Doofheit der menschlichen Spezies gegen unendlich geht, wie einst schon Einstein postuliert hat.
KK
12. Juli 2023 @ 12:46
In den USA streikt ab morgen wohl die Schauspieler-Gewerkschaft.
Ob Schauspieler Selenskji sich dem Streik anschliessen wird?
KK
12. Juli 2023 @ 12:42
@ Wolfgang Sachsenroeder:
„Dass alle Kriegsanstrengungen der USA ein Kampf für die Freiheit seien, war schon während des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Teil der internen Propaganda….In den deutschen Medien und Leserbriefspalten wird ähnlich argumentiert; dass die Ukraine für unsere Freiheit kämpft, gilt als unbestreitbar.“
Mit dem feinen, aber kleinen Unterschied, dass im WW2 die USA gegen Nazis kämpften, um die Freiheit (Europas) zu verteidigen… und heute ultrarechte Nationalisten und Nazis „kämpfen, um die Freiheit zu verteidigen“.
Finde den Fehler!
Katla
12. Juli 2023 @ 11:30
Ich hoffe, dass es sich hierbei wirklich um eine nachhaltige geänderte und konsequent behauptete Position seitens des Westens handelt.
Ansonsten befürchte ich, wie Godfried, dass das inkonsistente Verhalten – Waffenlieferungen und immer weitere Eskalationen ja, formelle NATO-Mitgliedschaft nein, oder jein – weitergeht.
Wolfgang Sachsenroeder
12. Juli 2023 @ 09:57
Dass alle Kriegsanstrengungen der USA ein Kampf für die Freiheit seien, war schon während des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Teil der internen Propaganda. Nicht nur die Soldaten an der Front, auch die Flugzeugbauer, die Munitionsarbeiter und die Zeichner von Kriegsanleihen taten dies für die Freiheit. In den deutschen Medien und Leserbriefspalten wird ähnlich argumentiert; dass die Ukraine für unsere Freiheit kämpft, gilt als unbestreitbar.
Godfried van Ommering
12. Juli 2023 @ 09:07
Zum Standhaft-bleiben von Biden und Schulz: ihre Position auf zu fassen als eine Art politische Standhaftigkeit wäre m. E. falsch. Es suggeriert ein eigenständige politische Stellungnahme, die diesen beiden Funktionären abzusprechen ist. Die Ukraine wird von der NATO instrumentalisiert als Basis für den Angriff auf Russland, und zwar so weit und so fern es geht, bis an den Rand des offenen Krieges. Es ist politisch ein niederträchtiges Vorgehen, das jetzt in Vilnius in seiner ganzen Dürftigkeit da steht: viele große Worte, enorme Versprechungen, alles politisch ohne Gewicht, ohne Gesicht, ohne Gewissenhaftigkeit, alles auch ohne ein Ziel, das die Allgemeinheit nützen würde, die Rede ist nur vom vorgeschobenen Ziel der Sicherheit und der Verteidigung der Freiheit. Ein Ziel das allein durch Entwaffnung und Gewaltlosigkeit ernsthaft angestrebt werden könnte. Die Waffenlieferungen gehen weiter, das ganze morbide „Spiel“ wird fortgesetzt, zu Kosten der Menschen in der Ukraine. Biden und Scholz und die anderen Regierungschefs sind nur die vorgeschobenen Posten, sie selber entscheiden nichts, sie funktionieren nur auf Stellen innerhalb eines geopolitischen Programms. Politisch bedeutend wären sie erst, wenn sie sich aufrafften zur politischen Entscheidungen, und im Sinne des Wohls der Weltgemeinschaft den Frieden das Wort redeten, und konsequent danach handelten. Aber den Politikern des Westens fehlt dazu die moralische Kraft.
ebo
12. Juli 2023 @ 09:14
Aber nein, so mächtig ist die Ukraine nicht. Ohne die USA und Deutschland wäre das Land morgen bankrott und militärisch verloren. Selenskyj ist ein Hochstapler, die Nato spielt sein Spiel nicht mehr mit. Das kann allerdings auch gefährlich sein – falls er sich nun zu Alleingängen hinreißen lässt, etwa mit Polen…
Thomas Damrau
12. Juli 2023 @ 08:53
Zumindest die Propaganda-Maschine läuft sich immer noch heiß.
Heute früh im DLF (https://www.deutschlandfunk.de/sicherheitsanalystin-stefanie-babst-zum-nato-gipfel-dlf-a4954c41-100.html) hat Frau Babst ( https://de.wikipedia.org/wiki/Stefanie_Babst ) – kannte ich bisher noch nicht – versucht, die subtilen Unterschiede zwischen ein bisschen schwanger und ein bisschen mehr schwanger zu erklären.
Tenor: So geht es nicht weiter – die Ergebnisse des Gipfels sind eine Nullnummer. Aber was die Alternative zum „Zuschauen der NATO“ sein soll, konnte sie nicht klar machen. Wie üblich spielte der Moderator nur den Stichwortgeber …
Deshalb bin ich mir nicht so sicher, dass Selenskyj wirlich entzaubert ist. Das neue (eigentlich alte) Narrativ heißt „Der Westen lässt die Ukraine im Stich. Der Märtyrer Selenskyj ist zu Recht enttäuscht.“ Wie schon in der Vergangenheit, wenn die Waffen nicht schnell genug geliefert wurden …
Schon seit Beginn des Krieges ist das Symbolische wichtiger als die Realität:
– Es gibt kein „bisschen schwanger“. Entweder ist die Ukraine NATO-Mitglied -> dann gelten die NATO-Beistandsverpflichtungen und NATO-Truppen müssen eingreifen. Oder eben nicht. Und dann ist es im Augenblick völlig egal, unter welchen Bedingungen und wann die Ukraine irgendwann mal Mitglied werden kann.
– Die Durchhalteparolen nutzen sich langsam ab. Die NATO kann sich nicht von einem „jetzt warten wir mal ab, ob Waffenlieferung 1025 die Wende im Krieg bringen wird“ zum nächsten Hoffnungsschimmer weiterhangeln.
– Selenskyj hat dadurch, dass er überall als großer Held gefeiert wurde, immer mehr den Kontakt zur Realität verloren. Er kann seinem Volk nicht beliebig lange Krieg zumuten. Irgendwann fragt sich auch die geduldigste Bevölkerung, ob ein sehr unrealistisches Kriegsziel die Entbehrungen wert ist.
– Die Ukraine wird nach dem Krieg ein Sanierungsfall sein. Wenn der Krieg irgendwann einmal vorbei sein und es nicht mehr um heroische Gesten gehen wird, wird Selenskyj zeigen müssen, ob er Politik kann. Daran konnte man vor der russischen Invasion durchaus Zweifel haben.
– Wenn man beobachtet, wie Selenskyj die Opposition unter Quasi-Kriegsrecht ausschaltet, stellt sich dei Frage, wie autokratisch eine Nachkriegs-Ukraine werden wird.
Ceterum censeo: Die NATO gibt schon viel zu viel Geld aus, um eine dysfunktionale russische Armee im Schach zu halten. Keine Erhöhung des Wehr-Etats!
ebo
12. Juli 2023 @ 09:02
Eben, es ist eine Propaganda-Maschine. Die Medien lieben Helden, sie werden nicht so schnell von ihrem Superstar lassen. Dennoch hat Selenskyj „absurd“ wenig erreicht – in Vilnius wurde ihm sogar mangelnde Demokratisierung vorgehalten (steht auch im Nato-Kommuniqué)!
Karl
12. Juli 2023 @ 08:10
Wie die Nato funktioniert, hatte bereits Julian Assange gesagt, bevor ihn eins der Nato-Mitgliedsländer wegen Ausübung des Journalistenberufs für Jahre illegal in einer Minizelle inhaftierte:
„Das Ziel ist ein endloser Krieg – kein erfolgreicher Krieg.“