KI: Milliarden für einen bedenklichen Hype
Manchmal ist das Leben schon lustig. Als ich Anfang der 90er meine Diplomarbeit über “Modernisierungspolitik am Beispiel der Künstlichen Intelligenz” schrieb, war “KI” schon einmal schwer in Mode. 25 Jahre später ist der Hype in Brüssel angekommen.
Die EU-Kommission will nun 20 Mrd. Euro mobilisieren und selbst 1,5 Mrd. aus öffentlichen Mitteln locker machen. Wie üblich geht es darum, den angeblichen “Rückstand” gegenüber den USA und China aufzuholen.
Genau dasselbe wurde schon in den späten 80ern und frühen 90ern behauptet. Damals machte Deutschland mobil, um den angeblichen “Rückstand” gegenüber anderen EU-Ländern aufzuholen.
Doch die KI hielt schon damals nicht, was sie versprach. Es gibt keine “künstliche Intelligenz”, sondern nur von Menschenhand erstellte Computerprogramme, die Intelligenz simulieren. Turing lässt grüßen.
Sollte es aber doch einmal gelingen, eine KI zu bauen, so würden wir Menschen uns damit selbst vom Thron stürzen. Die Moderne hätte sich selbst erledigt. Deshalb gibt es jetzt “ethische Begleitforschung”.
Doch auch das ist Augenwischerei. Denn die EU arbeitet schon daran, Mediziner durch Roboter zu ersetzen. So soll im Gesundheitswesen eine Datenbank erstellt werden, um Diagnosen und Behandlungen mit KI zu verbessern.
In Wahrheit ist beides fragwürdig – die massive Förderung und die ethische Begleitung. Es geht letztlich nur darum, Akzeptanz für eine bedenkliche Entwicklung zu schaffen, die auch mich meinen Job kosten könnte.
Die ersten KI-Programme für Nachrichten laufen schon. Und wenn die EU-Kommission den gewünschten “Erfolg” hat, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis auch dieser Blog von einem Automaten erstellt wird…
Meine Diplomarbeit wurde übrigens als Buch veröffentlicht – und sie scheint sich sogar noch zu verkaufen, siehe hier
Peter Nemschak
7. Dezember 2018 @ 16:08
Es reicht mitunter schon die Vorstellung einer künstlichen Intelligenz, um Angst bei vielen Menschen auszulösen, und Angst lässt sich, wie wir wissen, trefflich politisch bewirtschaften. Mit digitaler Technik und Big Data unterstützte menschliche Intelligenz gibt es bereits heute als nicht mehr wegzudenkenden Teil unseres Lebens. Dieser Trend wird sich verstärken. Digitaltechnik wird, wie die Gesellschaftsdiagnostiker feststellen, zunehmend zum Mittel der sozialen Kontrolle in unserer “Sicherheitsgesellschaft”. Die digitale Totalüberwachung der chinesischen Gesellschaft ist dabei Realität zu werden. Wie lange sich Gesellschaften diese krankhafte Entwicklung gefallen lassen ohne Abstoßungsreaktionen zu zeigen, steht allerdings in den Sternen. Man fragt sich, wer heute unsere Politiker in Sachen künstlicher Intelligenz oder dem was ihr nahe kommt, berät. Inzwischen können wir uns mit den Worten von Voltaire trösten, der meinte, dass jede Krankheit, um sie zu heilen, ihre eigene Medizin hervorbringt.
hyperlokal
7. Dezember 2018 @ 15:12
Die EU sollte sich stattdessen dringlichst befassen mit einer allgemeinen EU-weiten Verkürzung der Wochenarbeitszeit, z.B. auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich.
Das würde die Folgen der unausweichlich zunehmenden Automatisierung für die Menschen abfedern und alle – nicht nur ein paar Schattenbanken (Blackrock) – an den positiven Folgen der mit der Automatisierung verbundenen Produktivitätssteigerung beteiligen.
Da die EU diesbezüglich leider partout begriffsstutzig bleiben will, ist ihre Perspektive hoffnungslos. Die gelben Westen lassen grüßen.
Peter Nemschak
7. Dezember 2018 @ 16:28
Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit müssen die nationalen Sozialpartner verhandeln, nicht die EU für alle gleich dekretieren.