Das Griechenland-Drama wirkt bis heute nach
In wenigen Wochen wird Griechenland das dritte und wohl auch letzte Euro-Hilfsprogramm hinter sich lassen. Doch die Wunden, die rund um den dritten Bailout geschlagen wurden, sind immer noch nicht verheilt.
Ökonomisch und sozial hat die Austeritäts-Politik, auf der vor allem Deutschland bestand, verheerende Schäden angerichtet.
Aber auch der politische Flurschaden ist gewaltig – vor allem für die Linke, die in Athen das genaue Gegenteil dessen exekutieren musste, wofür sie Anfang 2015 gewählt worden war.
Das war nicht nur ein Schlag für Syriza, sondern für alle linken, sozialen oder grün-alternativen Kräfte in der EU. Bis heute hat sich die Linke, die 2015 von einem “europäischen Frühling” träumte, von diesem Schlag nicht erholt.
Profitiert haben von dieser Niederlage vor allem rechte und rechtsextreme Populisten und Nationalisten, die nun als einzige “Alternative” dastehen und einen Sieg nach dem anderen einfahren.
Sogar die bürgerliche Mitte ist seit 2015 immer weiter nach rechts gerückt; ein Ende ist nicht absehbar.
Doch wie konnte es so weit kommen? Welche Lehren lassen sich aus dem Scheitern von Syriza ziehen? Diesen Fragen geht der Oxiblog nach. Dabei sparen die Autoren nicht mit Kritik an die eigene, linke Adresse. Zitat:
Eine wirksame progressive Wende in Griechenland scheiterte zum Beispiel nicht nur an der EU, dem Internationalen Währungsfonds oder den Gläubigern und ihren neoliberalen Bauchrednern in den Medien, sondern auch an Korruption, Steuerflucht, einer teils unfähigen Bürokratie, mangelhaften öffentlichen Strukturen sowie klientelistischen Traditionen, die zu sozialen Asymmetrien und ökonomischen Disproportionalitäten geführt haben.
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Georg Soltau
30. Juli 2018 @ 13:11
Ihre Rhetorik finde ich reichlich plump, aber ich lasse mich lieber als kindlich bezeichnen als die Augen zu verschließen und uneinsichtig die Ursachen zu verleugnen. Natürlich ist letztlich die Regierung verantwortlich, aber was haben die Pharisäer der Bank bei der Beratung nicht alles versprochen? Reichlich und gierig am „hineinbetrügen“ verdienen und dann… abtauchen, die Schuld haben immer die Anderen. Viele der heutigen Probleme sind durch Banken entstanden, durch schlechte Beratung und versagendes Risikomanagement. Wenn man diese Fehler nicht sieht und abstellt wird es wieder passieren… wir sind auf dem besten Weg dahin.
Peter Nemschak
31. Juli 2018 @ 11:04
Der Vorteil, die Schuld bei sich selber und nicht bei den anderen zu suchen, besteht darin, dass man es in der Hand hat etwas zu ändern. Auf die anderen zu warten und sich zu empören ist billig und überdies verlorene Liebesmüh. Das gilt für Individuen genauso wie für Staaten.
Georg Soltau
1. August 2018 @ 11:56
Warum nutzen Sie diesen Vorteil nicht und gehen mit gutem Beispiel voran ?
Peter Nemschak
29. Juli 2018 @ 17:09
@Georg Soltau Fehlanzeige: die Banken haben seit Jahren keine nennenswerten Kredite gegenüber dem griechischen Staat ausstehend. Bei der ersten Umschuldung mussten sie einen Abstrich hinnehmen, den Rest haben sie längst verkauft. Griechenland ist längst kein Thema mehr für die Banken sondern für den deutschen und die anderen Steuerzahler in der EU. Sie können den Griechen helfen, wenn Sie in Griechenland Urlaub machen und ihr Geld dort ausgeben. Dass sich frühere griechische Regierungen in den Euro hineinbetrogen haben, haben Sie vergessen.
Georg Soltau
29. Juli 2018 @ 19:55
Nee, habe ich nicht vergessen aber es dreht sich nicht um die „letzten“ Jahre sondern um die Zeit davor: wer war es denn der das „hineinbetrügen“ ermöglicht hat : eine Bank und ihr Risikomanagement! Später dann durch die Überschuldung und Basel 2: hohes Risiko = hohe Zinsen! Wegen der höheren Zinsen wurde dann alles was in Griechenland nicht schnell genug auf den Bäumen war mit Krediten versorgt. Bis uns dann 2008 das alles um die Ohren geflogen ist, dank dem mangelhaften Management des Risikos.
Peter Nemschak
29. Juli 2018 @ 21:36
Wer ist verantwortlich? Griechische Regierung oder Investmentbanken? Sie infantilisieren die Politik. Wäre GS rechtlich verantwortlich gewesen, hätte ihn die Regierung Tsipras längst geklagt. GS hat im Sinne des damaligen Auftraggebers korrekt gehandelt.
Georg Soltau
29. Juli 2018 @ 14:30
Griechenland wird und wurde kaputt gespart, weil Banken zu hoch spekuliert haben, deren Risikomanagement versagt hat und nun können dieses es nicht verstehen dass auch bei der Feuerwehr gespart wurde. Aber natürlich hat nun die staatliche Unfähigkeit und Korruption, an der man so gut verdient hat, die alleinige Schuld.
Olli
29. Juli 2018 @ 17:26
Nennen Sie mir auch mal Beispiele, wo es in Deutschland seit den Schröderschen Reformen besser geworden ist.
Die Infrastruktur, Krankenhäuser, Pflegeheime, Arbeitslöhne …..
Alles ist wesentlich schlechter geworden.
Und soll mir hier ja keiner schreiben: es ist kein Geld vorhanden oder die Asylanten brauchen alles auf.
Auch in Deutschland steigt JEDES JAHR die Geldmenge an, die Steuereinnahmen steigen. Aber leider steigen die Löhne sehr ungleich an und die Gewinner sind die Reichen, die immer reicher werden ohne etwas dafür tun zu müssen.
Und die Politiker sind die ersten, die sich nach jeder Wahl erst mal ans Füllhorn setzen und einen kräftigen Schluck aus der Pulle nehmen.
Herbert Hensler
29. Juli 2018 @ 11:10
ich weiß nicht woher Herr Nemachak seine Weisheit über Griechenland bezieht,
vermute aber, es ist die FAZ. Von dort kam ein entsprechender Artikel, der von
der griechischen Presse widerlegt wird. Aufklärung tut not, zumal Journalisten nicht gerne recherchieren und oft Propagandisten aufsitzen.
Nachzulesen ist dieser Artikel unter: https//griechenlandsoli.com
Claus
29. Juli 2018 @ 09:09
Wenn Griechenland etwas hinter sich gelassen hat, dann ist es wohl auch, sich Gedanken darüber zu machen, die bis über das Jahr 20130 laufenden Kredite aus den irren Euro-Hilfsprogrammen, Laufzeit dann über 43 Jahre und von Deutschland inzwischen zinsfrei gestellt, je werde bedienen oder gar tilgen müssen. Wobei Deutschland aus diesem „Engagement“ ja bereits gute 25 Milliarden Euro Schuldenerlass geleistet hat.
Jeder anständige EZB-Funktionär oder Finanzminister hätte diese Kredite längst als uneinbringbar abgeschrieben. Wird aber nicht gemacht. Erstens könnte es das Volk beunruhigen, und zweitens: Ist man 2030 nicht schon im Ruhestand, und jemand anders hat den Schwarzen Peter?
Peter Nemschak
29. Juli 2018 @ 14:27
Würde man die Kredite abschreiben, nimmt man Reformdruck weg.
Georg Soltau
29. Juli 2018 @ 14:41
Muss eine Bank Kredite abschreiben nimmt der Reformdruck zu, und zwar bei der Bank, besonders bei deren Risikomanagement.
olli
29. Juli 2018 @ 17:19
Man kann sich auch kaputtreformieren.
Griechenland ist das beste Beispiel dafür und auch in Deutschland haben die Schröderschen Reformen viele, viele Sozialleichen und Verarmung bei der Bevölkerung hinterlassen.
Für das Wort Reform sollte daher ein anderer Ausdruck erfunden werden.
z:B. Reform = Vermögensverschiebung
Peter Nemschak
28. Juli 2018 @ 10:51
Der tragische Brand in der Nähe von Athen war ein mahnendes Beispiel für staatliche Unfähigkeit und Korruption. Warum man in Griechenland die Freiwillige Feuerwehr vor einigen Jahren per Gesetz eingeschränkt hat, ist ein Rätsel. Anderswo ist sie am offenen Land erstzuständig für die Löschung von Bränden und Beseitigung von Katastrophenschäden. Außerdem hat sie eine gemeinschaftsbildende Funktion, die man nicht unterschätzen darf.