Bedrohlicher Aufmarsch der Großmächte rund um Israel
Nach den USA hat offenbar auch China mehrere Kriegsschiffe in den Mittleren Osten geschickt. Russland bringt Kinschal-Raketen in Stellung.
Die EU hat vor einer gefährlichen Eskalation in und um Israel gewarnt. Doch der militärische Hintergrund dieser Warnung ist bisher reichlich vage geblieben.
Dabei geht es längst nicht mehr “nur” um Gaza, den Norden Israels, den Libanon oder den Iran, wie zuletzt EU-Chefin von der Leyen behauptet hat.
Die gesamte Region gleicht einem Pulverfaß. So haben die USA zwei Flugzeugträger in das Krisengebiet geschickt und die Raketenabwehr im gesamten Nahen Osten verstärkt.
China schickte mehrere Kriegsschiffe in den Mittleren Osten. Sie sind offenbar für Kuweit und Oman bestimmt. China kündigte an, seine Nahost-Politik mit Russland abzustimmen.
Kremlchef Putin wiederum hat Kampfflugzeuge mit Kinschal-Raketen im Schwarzen Meer in Stellung gebracht. Die Raketen können offenbar auch den Nahen Osten erreichen.
Die Kampfjets erlaubten eine “visuelle Kontrolle” der Krisenregion, meldet “Bloomberg”. Dabei geht es wohl auch um den Schutz des russischen Marinestützpunkts in Syrien.
Ein Funke genügt…
Die Stationierung sei “keine Drohung”, so Putin. Dennoch wirkt die militärische Gesamtlage zunehmend bedrohlich. Ein Funke genügt, und die Grossmächte kommen sich ins Gehege.
Umso wichtiger wäre eine Feuerpause, wie sie die Uno, Russland, Brasilien, die arabischen Staaten und Spanien fordern. Doch Deutschland und die EU-Spitze sind dagegen…
Siehe auch “Drei-Fronten-Krieg: Bidens globale Zeitenwende” sowie “USA schicken Militär-Berater, Baerbock torpediert Friedensgipfel”
P.S. Nachdem Israel die syrischen Flugplätze bombardiert hat, hat Russland offenbar seine Militärbasis Khmeimim für Iran geöffnet. Dies melden mehrere Beobachter auf Twitter. Die Angaben ließen sich aus Brüssel nicht überprüfen – sind jedoch brisant genug, um hier erwähnt zu werden…
P.P.S China hat klargestellt, dass seine Kriegsschiffe auf einer “Routine-Mission” unterwegs seien und nichts mit dem Krieg in Israel zu tun hätten. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, u.a. die “Times of India” und die “South China Morning Post“…
Robert Fitzthum
24. Oktober 2023 @ 14:27
Die chinesischen Schiffe dienen nicht dem Eingreifen im aktuellen Konflikt, sie sind die üblichen Schiffe zum Schutz von Handelsschiffen vor Piraten. Es gibt im Moment doppelt so viele chinesische Kriegsschiffe, da eine Ablösung der ‚alten Mannschaft‘ erfolgt. Es gibt keine Kriegsschiffe im Mittelmeer, sie sind von Israel und Palästina weit entfernt. Das Aufbauschen der Anwesenheit der Schiffe durch die USA ist das üblichen Propagandaspiel der USA.
ebo
24. Oktober 2023 @ 15:49
Danke für den Hinweis, hab’s nachgetragen…
Thomas Damrau
24. Oktober 2023 @ 11:13
Das Eskalations-Potential des Ukraine-Krieg wurde immer mal wieder mit der Eskalationslogik verglichen, die zum 1. Weltkrieg führte – aus meiner Sicht etwas bemüht.
Anders sieht es gerade mit dem Nahen Osten aus. Tatsächlich könnte hier ein Terroranschlag innerhalb eines inzwischen 75 Jahre alten Bürgerkriegs (der Gaza-Streifen ist de facto – nicht unbedingt de jure – eine teil-autonome Provinz Israels, die von einer Guerilla-Truppe regiert wird) in die Fläche ausweiten.
Analog zur Schilderung Christopher Clarks in “Die Schlafwandler” gibt es auch hier zu viele Spieler mit diffusen Zielen, die sich zu einem Geflecht von “muss unbedingt”, “könnte möglicherweise”, “würde, falls”, usw. zusammenfügen:
Die USA, die ihrem verlässlichsten Verbündeten in der Region ohne Wenn-Und-Aber beispringen – wobei US-Flugzeugträger im Mittelmeer die Hamas sind sonderlich interessieren werden, sondern eher den Iran.
Der Iran als Sponsor diverser Guerilla-Truppen in der Gegend mit einer Anti-USA- und Anti-Israel-Agenda, der befürchten muss, Einfluss zu verlieren.
Die Golf-Staaten, die einerseits die Palästinenser schon abgeschrieben haben, aber auf Grund der Stimmung in der eigenen Bevölkerung nicht nichts tun können – und andererseits im Augenblick zwischen den USA und BRICS+ schaukeln.
Der Sonderfall Katar, das aktiv als Guerilla-Sponsor auftritt, aber gleichzeitig im Westen wohl gelitten ist und diesen Status auch nicht riskieren möchte.
Ägypten, das kein Interesse an Millionen von Gaza-Flüchtlingen hat, aber gerne die Gelegenheit nutzt, um Sympathie-Punkte zu sammeln, die man dann gegen das Unterlassen westlicher Kritik am eigenen autokratischen Regierungssystem eintauschen kann.
Die Türkei, deren Agenda ich noch nicht durchschaut habe
Russland, das weder Syrien noch Iran als Partner im Nahen Osten im Stich lassen wird.
China, das gerade seien Einfluss in der Region vergrößert hat und sich überlegen muss, wie es sich alsn stärkste Macht innerhalb von BRICS+ positioniert.
… und dann gibt noch die EU – die mal wieder ihre Lieblingsrolle als Hühnerhaufen spielt.
Und solches komplexes Geflecht ist – wie Clark eindrucksvoll schildert – von den einzelnen Mitspielern schwer einzuschätzen, was zu Fehleinschätzungen und zu fatalen Präventiv-Maßnahmen führen kann.
KK
24. Oktober 2023 @ 13:02
Beim ersten Weltkrieg haben letztlich ein paar Pistolenkugeln gereicht, um einen Vorwand zu liefern.
ebo
24. Oktober 2023 @ 13:44
Diesmal ist es noch leichter. Es muß nur jemand “Hisbollah” rufen, und es knallt wie noch nie zuvor
KK
25. Oktober 2023 @ 01:21
Es ist wohl eher so, dass heute nur jemand zu behaupten braucht, er hätte jemanden “Hisbollah” rufen gehört… 😉
Helmut Höft
24. Oktober 2023 @ 08:33
Die gesamte Region gleicht einem Pulverfaß. Und das ist jetzt neu? Achso!
Das Palestina-/Israelproblem sollte (muss!) gelöst werden, sonst „gleicht die gesamte Region einem Pulverfass“!
Armin Christ
23. Oktober 2023 @ 11:03
Warum sind denn die Bundesregierung und die EU Spitzen gegen eine Feuerpause ????? (Die Bundesregierung ist nicht „Deutschland“).
Mittlerweile graußt es mir vor diesen militaristischen Leuten. Ich will nicht mehr von denen als „Deutschland“ oder „EU“ oder als „Wir“ subsummiert werden.
KK
23. Oktober 2023 @ 11:31
Gegen den „plural majestatis“ ist das Volk seit jeher machtlos!
Katla
23. Oktober 2023 @ 13:19
Weiter unten die Begründung der deutschen Chefdiplomatin (Quelle: Tagesspiegel):
„Deutschland stellt sich in der EU gegen Forderungen nach einem humanitären Waffenstillstand für den Gazastreifen. Die Bekämpfung des Terrorismus sei essenziell, sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Montag bei einem Treffen mit Amtskollegen in Luxemburg. Man sehe, dass weiterhin massiv Raketenangriffe auf Israel getätigt würden. „Es wird nur Frieden und Sicherheit für Israel und die Palästinenserinnen und Palästinenser geben, wenn der Terrorismus bekämpft wird“, sagte die Grünen-Politikerin mit Blick auf das Vorgehen der islamistischen Hamas gegen Israel.“
KK
23. Oktober 2023 @ 12:09
„Die Bekämpfung des Terrorismus sei essenziell…“
Nein, ohne Umsetzung der UN-Beschlüsse zur Zweistaatenlösung wird sie nur die nächste Generation Terroristen erschaffen. Und Frau Baerbock weiss das auch, sofern sie die letzten Jahrzehnte nicht im Dornröschenschlaf verbracht hat.