Aus Unbehagen wird Wut

Gummigeschosse gegen friedliche Demonstranten

Die Proteste gegen den Sparkurs in Spanien werden immer härter. In Madrid ist die Lage in der Nacht zu Freitag eskaliert; die Polizei schoß mit Gummigeschossen auf Demonstranten. Nimmt die Eurokrise damit eine neue, gewalttätige Wendung, wie “Eurointelligence” fürchtet? Oder ist es die Wut der Verzweifelung, die bald wieder in Ohnmacht umschlägt – so wie in Griechenland?  

In den europäischen Hauptstädten macht sich Unbehagen breit. Unbehagen über die Eurokrise, die immer schlimmer wird. Unbehagen über Spanien, das nun auch noch Hilfe braucht. Unbehagen über die Banken, die sich verspekuliert haben und auf Finanzspritzen aus dem Euro-Rettungsschirm hoffen.

Dieses Unbehagen ist nur zu berechtigt. Allerdings sollten sich die Euroretter zuerst an die eigene Nase fassen. Dass nach Griechenland, Irland und Portugal nun auch Spanien taumelt, haben sie selbst verschuldet. Viel zu spät haben sie erkannt, dass neben der Schulden- eine Bankenkrise schwelt.

Und viel zu zaghaft ist die Strategie, mit der sie diese Krise bekämpfen. Statt das Problem an der Wurzel zu packen und den Finanzsektor zu sanieren (was auch Bankpleiten bedeutet), bürden sie die Lasten den Staaten auf. Damit wird der Teufelskreis aus Staatsschulden- und Bankenkrise nur noch weiter angeheizt.

In Spanien lässt sich besichtigen, wohin das führt. Die nun geplante Hilfe von bis zu 100 Mrd. Euro hat die Lage nicht beruhigt, sondern verschärft. Weil der Staat für die Kredite haftet, steigt dessen Schuldenlast – und damit das Misstrauen der Anleger. Die Zinsen springen in die Höhe, der Sparzang wird größer, die Rezession schlimmer.

Viele Spanier sind nicht mehr bereit, die Zeche zu zahlen, und gehen auf die Barrikaden. Aus Unbehagen wird Wut. In Spanien hat sie sich genau an dem Tag entladen, an dem der Bundestag die spanische Bankrenrettung abnickte. Das sollte unseren “Eurorettern” zu denken geben. Zur traurigen Wahrheit gehört, dass ihre “Hilfe” vor Ort als Zumutung empfunden wird.

 Auch in Deutschland wächst der Widerstand. Er sollte sich allerdings nicht pauschal gegen Europa richten, sondern gegen jene, die die verfehlte “Rettung” eingefädelt haben. Kanzlerin Merkel steht dabei an erster Stelle. Sie hat Spanien unter den Rettungsschirm gedrängt und versucht nun, das als Erfolg zu verkaufen.

Die Wahrheit sieht anders aus: Merkel führt Europa mit Trippelschritten in den Abgrund. Man darf gespannt sein, wann dies endlich auch die staatstragende deutsche Opposition erkennt – und Alternativen formuliert. Viel Zeit bleibt nicht mehr… 

(Dies ist die gekürzte und aktualisierte Fassung eines Kommentars,den ich in der taz veröffentlicht habe, das Original steht hier.)


 

 

 

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