Aufstand gegen Macron, Kumpanei bei Metsola – und Autokrise in Brüssel
Die Watchlist EUropa vom 05. September 2024 – Heute mit der Regierungskrise in Frankreich, den Transparenzregeln im Europaparlament und schlechten Nachrichten von Audi und VW.
Kanzler Scholz führt nicht mehr, schrieben wir in unserem letzten Newsletter. Seit den verlorenen Landtagswahlen wird er von der Opposition vorgeführt. CDU-Chef Merz reibt sich die Hände, BSW-Chefin Wagenknecht auch.
Noch härter hat es Frankreichs Staatschef Macron erwischt. 50 Tagen nach den von Macron angesetzten vorgezogenen Neuwahlen, die sein libérales Lager verloren hat, gibt es immer noch keinen neuen Premierminister.
Nun probt die Opposition den Aufstand. Die radikale Linke von LFI fordert, ein Amtsenthebungs-Verfahren gegen Macron einzuleiten. Eine grüne Abgeordnete will einen Untersuchungsausschuss. Die vereinte Linke lag bei der Wahl vorn und sieht sich um ihren Sieg betrogen.
Derweil kündigen die Rechten und natürlich auch die Nationalisten an, gegen mögliche neue Premierminister sogleich ein Misstrauensvotum in der Nationalversammlung einzuleiten. Das verheißt nichts Gutes, denn bisher hat niemand eine Mehrheit.
Macron hat sich verzockt
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Macron hat sich verzockt und die präsidentielle (also nicht parlamentarische) französische Demokratie in eine Sackgasse geführt. Das ruft nun sogar schon erste Rivalen auf den Plan.
Im Falle eines Falles stünde er als Kandidat für die Präsidentschaftswahl bereit, erklärte der frühere Premier Edouard Philippe, der Macron einige Jahre treu gedient hat.
Offenbar rechnet Philippe mit vorgezogenen Wahlen. Normalerweise kann Macron bis 2027 weitermachen – doch wenn er weiter macht wie bisher, könnte er über seine eigenen Fehler stürzen…
Siehe auch “Macrons nächster Coup: EU-Mann Barnier soll es richten”
News & Updates
- Kumpanei bei Metsola. Nach dem “Katargate” gelobte EU-Parlamentspräsidentin Metsola, entschieden gegen Einflussnahme und Interessenkonflikte vorzugehen. Dabei pflegt sie selbst die Kumpanei. So machte sie ihren Schwager zum Kabinettschef. Zudem “vergaß” sie, ihren Ehemann zu melden, der als Lobbyist für die Royal Caribbean Group – eine Kreuzfahrt-Gesellschaft – arbeitet. Die neuen Transparenz-Regel gelten wohl nur für gewöhnliche EU-Abgeordnete, nicht für die Chefin… Mehr bei M. Sonneborn (X)
- (K)ein Rezept gegen den Bauernaufstand: Niedrigere Steuern auf Lebensmittel und ein neues europäisches Tierwohlkennzeichen: Das empfiehlt ein Expertenbericht zur Agrarpolitik. Von der Leyen kündigte an, die Vorschläge sorgfältig zu prüfen und “eine neue Vision für Ernährung und Landwirtschaft in Europa erarbeiten”. – Ist das alles, was ihr nach dem Bauernaufstand der letzten Monate einfällt?
- Selenskyjs letztes Aufgebot: Einer großen Kabinettsumbildung in der Ukraine ist auch der in der EU geschätzte Außenminister Kuleba zum Opfer gefallen. Präsident Selenskyj verspricht einen “Neustart” – oder ist es das letzte Aufgebot vor der finalen Schlacht im Herbst ? – Mehr im Blog
Das Letzte
Audi in Brüssel kriegt die Krise. Die Krise der deutschen Autoindustrie fordert ein erstes Opfer – in Belgien. Das Brüsseler Audi-Werk mit rund 3000 Arbeitsplätzen steckt in der Krise und könnte geschlossen werden. Aus Sorge um ihre Jobs traten nun mehrere hundert Audi-Arbeiter in den Streik. Zuvor hatte die Werksleitung bekannt gegeben, dass für die Fabrik im Brüsseler Stadtteil Forest keine neue Produktionslinie vorgesehen sei. Da sich das bisher produzierte Modell Q8 e-tron – ein teurer elektrischer SUV – nicht gut verkauft, soll die Produktion bald auslaufen. Dabei sind E-Autos doch die Zukunft…
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Monika
5. September 2024 @ 12:07
Ein 3l-Auto, klein, leicht, günstig…. Lohnt sich nicht, haben sie vorgerrechnet. müssten wir ja 4 Stück verkaufen für den gleichen Umsatz eines bescheidenen SUV… Kein Markt dafür… Also das Sparpotential der Motoren in Größe, Gewicht, “Leistung” gepumpt um bei “gleichem Verbrauch” vermeintlichen Mehrwert zu schaffen, das in Stein gemeißelte Dienstwagenprivileg ist dafür die perfekte Rückversicherung. Und dass China ernst machen könnte mit E-Mobilität? Never in den nächsten 50 Jahren…Die wollen “es” doch auch, unser “Prestige” unsere Art von Wohlstand, da gibt es fast endlosen “Nachholbedarf”… Davon haben sich die Chinesen und der globale Süden -nicht zuletzt wegen der Klimadiskussionen- aber schon aus eigener Betroffenheit verabschiedet. Und die emsigen Asiaten haben den eingebildeten, faulen und rücksichtslosen “Wertewesten” abgehängt, ohne dass es dieser dank seiner Hybris und aus jahrhundertelanger Gewohnheit, so recht mitbekommen hat. Jetzt brennt die Hütte, und man will notfalls atomar den suprematistischen “Ansprüchen” die “gebührende Geltung” verschaffen.
Vom 3l-Auto bis zum wirtschaftlichen Selbstmord …eigentlich gar kein langer Weg. Es reicht die Hybris von einem dreckigen Dutzend abgehobener, gieriger Oligarchen und ein winziger Prozentsatz Möchte-a-gern-dabei…
european
5. September 2024 @ 11:03
Hier ist das Infoblatt fuer VW von boerse.de
Fuer 2024 hat VW eine Dividende von 9 Euro pro VZ-Aktie angekuendigt, ds entspricht einer Rendite von 7.94 Prozent
https://www.boerse.de/dividenden/Volkswagen-Vz-Aktie/DE0007664039
Stammaktien und Vorzugsaktien haben in den letzten Jahren sehr dicht beieinander gelegen was die Dividenden anbetrifft.
Ich hab da keine weiteren Fragen mehr.
Helmut Höft
5. September 2024 @ 10:02
Wieviel Milliarden hat der VW-Konzern mit seinen Töchtern an Strafen und Gewinneinbußen gezahl? 30 Mrd.? Im Endeffekt sicher mehr. Und das alles nur für die Großmannsträume des Menetschments: “Wir wollen die Größten sein!” Schafft das Pack hinter Gitter!
Michael
5. September 2024 @ 08:36
Auto Krise in Brüssel und/oder Deutschland? Ich glaube Schumpeter hat recht: Volkswagen und die deutsche Autoindustrie sind ein Paradebeispiel für “creative (self-)destruction”!
european
5. September 2024 @ 05:46
Mir tun die Leute leid, die jetzt ihre Jobs verlieren werden, denn da kommt nicht mehr viel. Die gesamte Führungsriege der Autobauer sollte jedoch m.E. wegen Untätigkeit entlassen werden. Während der Coronakrise haben sie alle die staatlichen Zuwendungen nahtlos an ihre Aktionäre weitergegeben. Insbesondere in Deutschland hat man sich zurückgelehnt. Man glaubte, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Wir senken einfach nur immer weiter die Löhne bzw. erhöhen sie nicht und bauen auf billige Leiharbeit. Verbunden mit ein bisschen Schummelsoftware und ein paar Veränderungen im Design war das das Zukunftskonzept. Perfekt. Und wenn dann die anderen Länder nachziehen mit den Negativlöhnen, dann senken wir eben weiter. Hauptsache wir sind damit vorn. Man lehnte sich im Chefsessel zurück.
Es wurde nichts in die Entwicklung von Zukunftstechnologien entwickelt und jetzt ist das Geheule groß, weil andere Länder eben nicht geschlafen haben. DIE wollen nach oben. VW ist teilstaatlich. Wo war denn der Aufsichtsrat? Man sollte mal die letzten ausländischen Investitionen überprüfen. Vielleicht findet man dort die 5 Mrd, die jetzt in Deutschland eingespart werden „müssen“. Für mich klingt das sehr nach der Hoffnung auf staatliche Rettung.
Dummerweise ist dieses Tu-Nichts-Und-Warte-Ab-Syndrom nicht nur auf die Autobauer beschränkt, sondern gerade in Deutschland eine flächendeckende Angelegenheit, weshalb jetzt gerade alles zusammenkracht. Nichts funktioniert mehr, nicht einmal mehr die Bahn. Investitionsbedarfe in mehrstelliger Milliardenhöhe, so sehr, dass man nicht mal mehr weiß, wo man anfangen soll.
Die fehlgeleitete Russlandpolitik kommt jetzt noch obendrauf.
Die beiden Analysten von The Duran haben gestern eine m.E. sehr treffende Analyse über den wirtschaftlichen Zustand Deutschlands und der EU gebracht. Wenn man genau zuhört, muss man ihnen zustimmen.
https://youtu.be/oB3HedQCoJs?feature=shared
Helmut Höft
5. September 2024 @ 10:10
(Ironie on) Dass die DE-Autoindustrie nix gemacht hat, kann man so nicht sagen. Sie haben kräftig was für das Dienstwagenprivileg entwickelt: Größer, breiter, schwerer, bunter, noch mehr PS, noch mehr Gewicht (für Straßenlage + Komfort), noch mehr Assistenzsysteme (+ApplecarPlay, + AndroidcarPlay …) damit sich der Handwerkermeister(?) endlich auch mal einen “anständigen Dienstwagen” für 70.000 + zulegen kann. (Ironie off)
Unternehmerrisiko trägt das angestellte Management ja nicht, das einzige Risiko was man in der Betriebsführung trägt ist der “goldene Handschlag!” *mir_wir_übel*
exKK
5. September 2024 @ 13:58
Und der Gesetzgeber hat noch einen draufgelegt und soviel unnötigen SchnickSchnack verpflichtend gemacht, der nicht nur die Autos schwerer und damit ineffizienter vom Kraftstoffverbrauch macht, sondern auch so teuer, dass es inzwischen keine neuen Kleinwagen mehr gibt, da die sich angeblich für die Autobauer „nicht mehr lohnen“.