Ärger über Macron: Wer demütigt hier wen?

Frankreichs Präsident Macron hat davor gewarnt, Russland zu demütigen. Man müsse Kremlchef Putin eine Brücke bauen, um Verhandlungen zu ermöglichen, heißt es in Paris. In Kiew kommt dies nicht gut an.

Ukrainische Diplomaten und Politiker haben Macrons Warnung, Russland nicht zu demütigen, scharf kritisiert. “Denn Russland demütigt sich selbst”, schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. “Wir alle sollten uns besser darauf konzentrieren, wie wir Russland in die Schranken weisen können.”

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videoansprache, es gebe eine Person in Moskau, die die schrecklichen Folgen des Krieges mit einem kurzen Befehl stoppen könne. “Aber die Tatsache, dass es diesen Befehl immer noch nicht gibt, ist offensichtlich eine Demütigung für die ganze Welt.”

Allerdings ist es Selenskyj, der derzeit keinen Waffenstillstand will. Und es ist die Ukraine, die von Russland gedemütigt wird – mit bis zu hundert toten Soldaten am Tag und einer schweren Niederlage im Donbass. Wenn es dumm läuft, könnte sogar ein Großteil der ukrainischen Armee eingekesselt und vernichtet werden.

Vor diesem Hintergrund hilft es nicht weiter, sich darüber zu streiten, wer hier wen demütigt. Es geht eher darum, die Lage nüchtern und realistisch einzuschätzen – und da sieht es für die Ukraine aktuell gar nicht gut aus. Doch dies soll offenbar durch rhetorische Scheingefechte übertüncht werden.

Dabei täuschen sich Selenskyj & Co. im Ziel. Sie sollten lieber mit jenen streiten, die die Ukraine für einen zerstörerischen Stellvertreterkrieg mißbrauchen und jahrelange Kämpfe einplanen – wie z.B. Nato-Generalsekretär Stoltenberg. Das kann nicht im Interesse der Ukrainer sein.

Mit Macron hingegen sollten sie sich gut stellen. Schließlich ist Frankreich die einzige Atommacht in der EU, die zudem über ein Vetorecht im Weltsicherheitsrat verfügt. Sie wird noch gebraucht, wenn der Krieg zuende geht und eine neue europäische Friedensordnung gesucht wird.

Genau auf diese Situation bereitet sich Macron mit seiner Bemerkung vor. Sie zielt nicht auf oder gar gegen die Ukraine, sondern auf die Kriegstreiber in den USA, UK und in der Nato, die eine Friedenslösung mit Russland für alle Zeiten verhindern wollen…

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