Russischer Revisionismus: Wie weit geht Wladmir der “Große”?
Wladimir Putin vergleicht sich neuerdings gern mit Peter dem Großen. Genau wie der alte Zar will auch er “Land zurückholen”. Das weckt die Sorge, dass sich der russische Revisionismus nicht auf die Ukraine beschränken könne.
„Peter der Große hat nichts genommen, sondern er hat das Land zurückgeholt”, erklärte Putin. “Ja, er holte das Land zurück und stärkte es. Genau das hat er getan. Offensichtlich sind jetzt wir an der Reihe, das Land zurückzuholen und zu stärken.”
Das lässt nichts Gutes ahnen. Der russische Revisionismus ist offenbar nicht nur auf das Zurückdrängen der Nato, sondern auch auf eine Vergrößerung und “Stärkung” des Reiches aus. Die Ukraine könnte bloß der Anfang sein.
Wer kommt als Nächstes? Moldau, das Baltikum, Finnland und Polen? Oder vielleicht sogar Alaska – und damit die USA? Alaska gehörte auch mal zum großrussischen Reich, betont die “Welt”.
“An diese Nato-Länder denkt Putin, wenn er von „Großrussland“ redet”, behauptet das Springer-Blatt – ganz so, als habe “Wladimir der Große” seinen Schlachtplan schon festgelegt, und als wolle er tatsächlich die Nato angreifen.
Dafür gibt es aber keine Anhaltspunkte. Im Gegenteil: Auf den geplanten Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens hat Putin bemerkenswert gelassen reagiert. An einer Ausweitung des Konflikts scheint er derzeit nicht interessiert.
Das könne sich jedoch ändern, wenn der Donbass erobert ist und Russland seine Ziele erreicht, heißt es in EU- und Nato-Kreisen in Brüssel. Putin müsse gestoppt und zurückgedrängt werden, sonst wolle er bald mehr.
Doch auch das ist eine unbewiesene Behauptung. Sie stützt auf eine gewagte, historisch falsche Parallele zwischen Putin und Hitler – und auf ein paar wildgewordene Politiker und Experten im russischen Fernsehen.
Was Putin wirklich will, können wir nur wissen, wenn es endlich zu Verhandlungen kommt. Doch dieselben, die sich in wilden Spekulationen über Putins vermeintliche Absichten ergehen, lehnen Verhandlungen kategorisch ab.
Sie setzen auf Krieg – genau wie “Wladimir Gerne-Groß”…
Mehr zum Ukraine-Krieg hier
P. S. Auch Präsident Selenskyj pokert hoch : Er will alle von Russland besetzten Gebiete zurück erobern – einschließlich der Krim, wo die Schwarzmeerflotte liegt. Wenn er ernst macht, wäre das ein neues “Pearl Harbour” – das Signal für den 3. Weltkrieg?
Armin Christ
20. Juni 2022 @ 08:20
Nebenbei findet unser Presselandschaft allerhand Krankheiten unter denen Putin leidet. Die historisierenden Vergleiche nehmen überhand – Iwan IV, Peter I….. aber es war unter der Herrschaft von Sophie von Anhalt-Zerbst unter deren Herrschaft das Krimkhanat platt gemacht wurde und mitsamt Budschak und Neurussland in ihr Reich eingegliedert wurde.
Auf der Gegenseite gab es aber immer wieder proeuropäische Kräfte wie Stanislaus Wasa, Napoleon oder Hitler, die der Expansion Russland entgegenwirken wollten.
european
17. Juni 2022 @ 08:23
Ein anderer Blickwinkel. Sehr lesenswerter Gastkommentar heute auf Telepolis von Ramzy Baroud, Senior Researcher am Zentrum für Islam und Globale Angelegenheiten in Istanbul.
“Vor dem Russland-Ukraine-Krieg blieb die Diskussion über die Notwendigkeit, die Globalisierung in Frage zu stellen oder neu zu definieren, weitgehend auf akademische Kreise beschränkt. Durch den Krieg wurde diese theoretische Diskussion zu einer konkreten, dringenden Angelegenheit. Die Unterstützung der USA, Europas und des Westens für Kiew hat wenig mit der Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine zu tun und sehr viel mit der realen Befürchtung, dass ein russischer Erfolg die derzeitige Version der wirtschaftlichen Globalisierung, wie sie von den USA und ihren Verbündeten angestrebt wird, zerstören oder zumindest ernsthaft beschädigen wird.”
https://www.heise.de/tp/features/Wie-Russland-die-Weltwirtschaft-zu-aendern-versucht-7142766.html
Alexander
15. Juni 2022 @ 22:26
Der Betreiber des hochgelobten Youtube-Kanals ‚Military Summary‘ berichtet in der heutigen Folge (v=iZxPMm9Iybc) davon, dass die Ukraine bisher etwa 200000 Soldaten verloren haben soll und dass Russland eine Mobilisierung plant, um die Militäroperation auch im Hinblick auf die aufziehende Taiwan-Krise stark zu beschleunigen.
Für die internationale Stimmungslage nicht ganz unwichtig könnte der Umstand sein, dass sich unter den etwa 2500 eingekesselten ukrainischen Soldaten auf dem Gelände des Chemiewerks Azot ungefähr 500 ausländische Söldner (darunter viele Polen) befinden sollen, was bei einer Gefangennahme und einem Prozess nach Donezker Rechtssprechung zu 500 Todesurteilen führen könnte.
Darüber hinaus muss wohl leider bei Nord Stream 1 eine weitere Gasturbine gestoppt werden … (wie war das mit dem „spätestens zum 30.9.“ ?)
Art Vanderley
15. Juni 2022 @ 21:32
“Die Ukraine könnte bloß der Anfang sein. ”
Das ist ziemlich wahrscheinlich. Die Frage lautet, ob Putin bereit ist, dafür die Welt anzuzünden, oder ob er es mit einer alten russischen Tradition hält, die auch Stalin betrieben hat- ziemlich kalt zu berechnen, wie weit gegangen werden kann.
Vergleiche mit Hitler kann man da schon machen, aber eben ergebnisoffen.
Hitler hat immer voll auf Frieden gemacht und kaum über seine weitergehenden Pläne geredet (und war vermutlich froh, wie wenige “Mein Kampf” gelesen oder ernst genommen hatten).
Putin macht gerne diese mehrdeutigen Anspielungen, die immer auch die völlige Eskalation beinhalten könnten- genauso wie das genaue Gegenteil, und alles dazwischen.
Nichts Genaues weiß man nicht, mehr kann man da kaum draus ableiten.
Hitlervergleiche müssen übrigens nicht automatisch negativ ausgehen. Es ist eigentlich ein Mythos, daß Hitler bereit war, die Welt komplett in die Luft zu jagen, die Fakten sprechen sogar dagegen.
Alexander
15. Juni 2022 @ 22:43
“Es ist eigentlich ein Mythos, daß Hitler bereit war, die Welt komplett in die Luft zu jagen, die Fakten sprechen sogar dagegen.”
Sorry, kein guter Beitrag! Bevor das am Ende noch irgendwo haften bleibt, ein kurzes Zitat:
‘Am 19. März 1945 erklärte Hitler seinem Rüstungsminister Albert Speer: “Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das deutsche Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es ist besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrigbleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen.”‘
https://www.zeit.de/2013/08/Goebbels-Sportpalastrede-1943/seite-3
Art Vanderley
16. Juni 2022 @ 20:58
@Alexander
Hätte mich genauer ausdrücken sollen. Gemeint war die komplette atomare Zerstörung der Welt, die Hitler nicht zur Verfügung stand. Er hat es aber auch nie ernsthaft versucht, die Mittel dafür in die Hand zu bekommen, obwohl die Zeit reif dazu war und das Deutsche Reich eine gewisse Chance hatte, die Atombombe als erstes zu entwickeln. Seit kurzem weiß man, daß die Nazis da viel weiter waren als bisher gedacht, nur ging das eher auf die SS zurück und wurde von Hitler selber eher hintertrieben als gefördert, und da stellt sich schon die Frage nach dem warum.
Daß Hitler ein Massenmörder und bereit war Deutschland und viele weitere Millionen mit in den Tod zu nehmen, klar, aber daraus läßt sich nicht automatisch folgern, daß er auch bereit war, die Welt komplett in die Luft zu jagen, hätte er es denn gekonnt.
Daher kann ein Hitlervergleich sogar bedeuten, daß man Putin unterschätzt in seiner Bereitschaft zum atomaren Weltkrieg.
european
16. Juni 2022 @ 07:08
@Art Vanderley
Sobald der Westen einen neuen Hitler ausruft, sollte man sofort einen genauen Blick auf die Ressourcen des Landes werfen, dem er vorsteht. Da gibt es unmittelbare Zusammenhänge mit eigenen Interessen.
Der Westen würde niemals in ein armes Land einfallen, auch wenn der Anführer noch so grausam ist. Bei reichen Ländern ist das etwas anderes und da kommt dann auch schnell der „neue Hitler“.
Fakt ist jedoch, dass diese absurden Hitlervergleiche zur konsequenten Abnutzung der Nazirealitaet führen. Irgendwann hoert niemand mehr hin. Das ist die eigentliche Tragödie.
Gaddafi war ein neuer Hitler, Assad, Saddam, Mubarak, jetzt Putin.
Erstaunlicherweise alles reiche Länder
european
16. Juni 2022 @ 07:41
@Art Vanderley
Sobald der Westen einen neuen Hitler ausruft, sollte man sofort einen genauen Blick auf die Ressourcen des Landes werfen, dem er vorsteht. Da gibt es unmittelbare Zusammenhänge mit eigenen Interessen.
Der Westen würde niemals in ein armes Land einfallen, auch wenn der Anführer noch so grausam ist. Bei reichen Ländern ist das etwas anderes und da kommt dann auch schnell der “neue Hitler”.
Fakt ist jedoch, dass diese absurden Hitlervergleiche zur konsequenten Abnutzung der Nazirealitaet führen. Irgendwann hoert niemand mehr hin. Das ist die eigentliche Tragödie.
Gaddafi war ein neuer Hitler, Assad, Saddam, Mubarak, jetzt Putin.
Erstaunlicherweise alles reiche Länder, deren Landesfuersten aber irgendwie nicht mehr so wollten, wie der Westen es vorab. As-Sisi in Ägypten ist schlimmer als Mubarak je war, ist aber dem Westen sehr zugeneigt. Da drücken wir doch gern beide Augen zu.
Arme Länder würden wir nie von “neuen Hitlern” befreien. 😉
Art Vanderley
16. Juni 2022 @ 21:00
“Fakt ist jedoch…die eigentliche Tragödie”
Eine erhebliche Gefahr, Zustimmung.
Cornelia Praetorius
19. Juni 2022 @ 10:37
Symptomatisch für westliche Fehlbeurteilungen ist, dass nicht auf das gehört wird, was die russ. Regierung immer wieder klar und deutlich formuliert hat als es seine Sicherheitsforderungen formulierte und dabei – nach 8 Jahren provokativer Verhandlungsunfähigkeit und -Unwilligkeit – immer das diplomatische Protokoll des Anstands wahrte. Stattdessen wird auch von ‘Linken’ eine imperialistische Denkweise, die dem kapitalistischen NATO- und EU-Bündnis eigen ist, auf Russland und demnächst wahrscheinlich auch noch auf China projiziert. Das beweist nur eins: die NATO-gebundenen Länder unter dem Drohpotenzial der USA sind nicht willig/fähig Frieden zu stiften und sollen möglichst die Kriegskosten allein tragen, wenn die USA sich mehr und mehr China zuwenden, um neues Unheil zu versuchen.
Genau deswegen bekämpft Russland das Nazi-Regime (westliche Duldung) weiter, bis die Gefahr der atomaren Ausrüstung dieses kaputten Landes endgültig gebannt. ist. Dabei geht das russische Militär nach beschlossener Weisung des Parlaments bedachtsam und Bevölkerung schonend vor. Die Verheerungen kommen gezielt aus dem Selenskij-Kommando, das kapitulieren wird, aber alles Russland in die Schuhe schieben will. Selenskij-Berater A. Arestovic auf die Frage, wie man die Ukrainer dazu bekommt, gegen Russland Krieg zu führen:
Ganz einfach: Man muss nur das Gegenteil von dem behaupten, was wahr ist.
Soviel zur Beweisfähigkeit unserer (NATO-)Medien.
european
15. Juni 2022 @ 08:24
Unterdessen scheint zumindest die Nato endlich einzulenken. Die jüngsten Äußerungen Stoltenbergs lassen darauf schließen. Der Frieden kann nur durch Verhandlungen geschlossen werden – mit Zugeständnissen an Russland.
Sieh an.
Kurzer Ausschnitt
https://mobile.twitter.com/DrLuetke/status/1536084270258724866
Alexander
15. Juni 2022 @ 12:08
“mit Zugeständnissen an Russland”
Was für Zugeständnisse könnten das denn sein? Russland hat die Erfahrung gemacht, dass Zusagen des Imperiums nichts wert sind! Und da davon auszugehen ist, dass ein Waffenstillstand dazu genutzt würde, um die Ukraine mit neuen Waffen vollzupumpen, werden die Russen die Angelegenheit nun endgültig in ihrem Sinne regeln wollen. Mal sehen, ob China im nächsten Frühjahr Russland ermahnen wird, “den (kollabierenden!) Westen” nicht zu sehr zu demütigen …
european
15. Juni 2022 @ 12:59
@Alexander
Naja, Stoltenberg war im Video erstaunlich offen, als er deutlich machte, dass die Ukraine auf wesentliche Forderungen wird verzichten müssen, um einen Friedensvertrag zu erzielen. Unterstützung ja, aber nicht grenzenlos…
Das war für Stoltenberg schon fast ein Quantensprung. 😉
Alexander
15. Juni 2022 @ 14:08
@european: Das große Blame Game hat begonnen. Und an der NATO soll es am Ende in den Augen der Öffentlichkeit auf keinen Fall gelegen haben.
Wer wirklich will, dass das barbarische Gemetzel aufhört, der muss eine bedingungslose Kapitulation der Ukraine fordern! Anschließend nimmt sich Russland alle Gebiete, die es haben will und um den Rest kann sich ein Militärregime in der Hauptstadt der Rest-Ukraine kümmern. Einen besseren Deal als diesen wird die Ukraine kaum noch bekommen können. Sollten Meldungen der letzten Tage zutreffen, dann wird in Kiew zumindest darüber nachgedacht, zunächst noch Frauen sowie Jugendliche ab 16 Jahren an der Front zu verheizen …
Thomas Damrau
15. Juni 2022 @ 05:58
Im Augenblick zählt nur die unmittelbare Gegenwart.
Selenskyis Zukunfts-Vision einer Ukraine in den Grenzen von 2013 hilft wenig in einer Situation, in der sich die russische Armee langsam nach Westen vorfrisst.
Genau so wenig hilft der Blick in die Vergangenheit. Putin verweist auf die Eroberungspolitik Peters des Großen. Und sofort gehen in den deutschen Medien die Spekulationen los: „Was will Wladimir der Große uns damit sagen?“ Die Antwort ist so schwierig nicht: Putin Referenzpunkt ist ein gefühltes historisches Russland in den Grenzen von … Eigentlich nix Neues – nur dass Putin mit der Referenz auf einen russischen Nationalhelden seiner Politik die höheren Weihen geben möchte. Revisionismus, bei dem Wollen und Können weit auseinanderklaffen.
Und da befindet sich Putin ja in guter Gesellschaft:
1) Die USA erträumen sich eine Welt, in der China stramm steht, wenn die einzige Führungsmacht ihren Willen verkündigt.
2) Die EU benimmt sich auch so, als sei die Welt südlich des nördlichen 35. Breitengrades immer noch irgendwie Kolonie.
Wirklich unsinnig ist die Suche nach Analogien zum 2. Weltkrieg. Lieblingsfrage der Medien: Wie viel Hitler steckt in Putin? Der historisch korrekte Umrechnungskurs lautet: 1 Putin = 0,6534 Hitler. Was ist mit solchen Überlegungen gewonnen? Eigentlich nichts – aber je dämonischer der Gegner, desto eher kann man der Bevölkerung irrationales Handeln verkaufen.
Den Vogel in dieser Disziplin hat der EVP-Abgeordnete Michael Gahler ( https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Gahler ) abgeschossen. In einem Interview mit dem DLF unter der Überschrift „Abkehr vom Appeasement“ beglückt er die HörerInnen mit der steilen These „Wenn die freie Welt 1939 Polen angemessen mit Waffen versorgt hätte, hätte Hitler sich schon an Polen die Zähne ausgebissen. Der 2. Weltkrieg wäre schon im Keim erstickt worden.“ ( https://www.deutschlandfunk.de/scholz-unterwegs-bedenken-im-osten-ausgeraeumt-interview-michael-gahler-cdu-dlf-7941625a-100.html ,
, 2 min 50 sec)
Angesichts
– des erst 1939 gescheiterten Versuchs Hitler, Polen auf seine Seite zu ziehen
– der logistischen Schwierigkeiten Frankreichs und Englands, Polen in irgendeiner Form zu unterstützen
– des Hitler-Stalin-Paktes, durch den Polen von zwei Seiten in die Zange genommen wurde
eindeutig historischer Blödsinn.
Was lernen wir daraus?
1) Im Geschichtsunterricht auf dem Friedrich-Dessauer-Gymnasium in Höchst wurde in den 70er ein seltsames Bild der Nazi-Zeit vermittelt. (War in meiner Schule auch so.)
2) Der Stahlhelm-Fraktion ist kein Argument zu schräg, um ihr „Frieden schaffen mit immer mehr Waffen für die Ukraine“ zu begründen.
Tony
14. Juni 2022 @ 23:57
Es schockiert mich dass diesen verblendeten,unverbesserlichen Putin-Verstehetn und Vaterlandsverrätern hier eine Plattform geboten wird. Wenn Russland so Klasse ist – ein kleiner Tipp; Köfferchen packen und nichts wie hin
ebo
15. Juni 2022 @ 08:06
Was ist ein Putin-Versteher? Wir versuchen, die russische und europäische Politik zu verstehen, nicht zu rechtfertigen
european
15. Juni 2022 @ 08:18
@ebo
Danke für die klaren Worte.
Armin Christ
15. Juni 2022 @ 08:19
Lange nicht gehört: Geh doch rüber wenns dir hier nicht passt
european
14. Juni 2022 @ 19:33
@ebo
Ich glaube der deutschen Medienpropaganda nichts mehr, völlig unabhängig von dem, was sie so schreiben. Die haben schon lange den Boden aller Sachlichkeit verlassen, von Neutralität ganz zu schweigen. Sie haben sich von der 4. Macht mit Kontrollfunktion zur treibenden Kraft aufgeschwungen.
Alexander
14. Juni 2022 @ 18:27
Putin wurde doch kurz nach dem Einmarsch in die Ukraine von Stimmen im Westen für verrückt erklärt? Er selber soll einmal gesagt haben, dass man, falls ein Kampf unvermeidlich sei, stets als Erster zuschlagen sollte! Und genau das hat er meiner Meinung nach im Bezug auf die vom bröckelnden Imperium gegen Russland in Stellung gebrachte Ukraine getan! Putin spielt Schach, Amoklaufland Poker.
Für mich sieht es so aus, als wäre ein Präsident Putin mit das Beste, was „wir“ bekommen können. Wenn man auch verfolgt, was „der Feindsender“ veröffentlicht, dann kann man zum Beispiel so etwas lesen:
‚Ungewöhnlich scharfe Äußerungen fand der russische Intellektuelle Jewgeni Satanowski für das aktuelle Verhältnis seines Landes gegenüber Deutschland und Europa. Seine Worte kommen einem Tabubruch gleich. Sie markieren eine Zeitenwende in der russischen Wahrnehmung.‘
‚Spätestens nach dem Auftritt des Bundeskanzlers Olaf Scholz in Moskau Mitte Februar, als er den Völkermord-Vorwurf gegen die Ukraine wegen des Donbass-Krieges als „lächerlich“ bezeichnete, konnte man von einer endgültigen Entfremdung zwischen beiden Ländern sprechen.‘
‚Abgesehen von Putin gibt es im Moment nichts, was den Instinkt des größten Teils der Bevölkerung des Landes, in dem ich lebe, bremsen könnte, dass es kein Deutschland mehr geben wird. Und dass, wenn nötig, alle Länder in Europa, die jetzt Waffen an die Ukraine liefern, in einen flachen, leicht geschmolzenen Ort verwandelt werden sollten. Den Menschen wird jede Möglichkeit gegeben, in Frieden zu leben. Und dann liefern sie Waffen in die Ukraine, die unsere Leute töten sollen? Die Ukraine ist unsere Familienangelegenheit, keine europäische Angelegenheit‘, so Herr S.
‚Die große Hoffnung für Europa und Amerika, überhaupt eine Zukunft zu haben, sei ihm zufolge „seltsamerweise“ Putin, der der „prowestlichste“ russischer Politiker sei. Seine Nachfolger würden nicht die gleichen Zwänge, Verpflichtungen und „Sympathie für dieses Deutschland“ haben wie er.‘
‚“Die überwältigende Mehrheit derjenigen, die seine Nachfolge antreten, wird nichts anderes als das grausame Gefühl der Demütigung, der auf die Spitze getriebenen Feindseligkeit und der Erkenntnis haben, dass es auf der anderen Seite der Grenze einen Feind gibt. Und ein Feind, der noch nicht erledigt wurde und der erledigt werden muss“, schloss Satanowski.‘
‚Ob es stimmen könnte, dass derart antideutsche Stimmungen in Russland nun tatsächlich mehrheitsfähig sind, fragten wir den führenden russischen Deutschland-Experten und wissenschaftlichen Mitarbeiter der Russischen Akademie der Wissenschaften Alexander Kamkin. Er konnte die Wut des ehemaligen Vertreters der russischen Juden nachvollziehen. „Satanowski hat gewissermaßen Recht. Viele in Russland verstehen nicht, warum der Westen und insbesondere Deutschland, wo Rechtsradikale von der Politik, den Medien und der Zivilgesellschaft verfolgt werden, in Bezug auf die Neonazis in der Ukraine auf dem rechten Auge blind sind“, sagte der Experte. Die Fackelzüge der Bandera-Anhänger fänden in der Ukraine seit vielen Jahren statt und die deutschen Medien hätten sie weder erörtert noch kritisiert. „Das gleiche gilt fürs Erwachen des Neonazismus in den baltischen Staaten“.
Die Unterstützung der Nazis in der Ukraine – lassen wir uns im Klartext reden – hat in der russischen Gesellschaft diese Phantomwunden des Großen Vaterländischen Krieges erweckt und historische Vorurteile gegenüber Deutschland wiederbelebt“, so Kamkin.
Am 13. Mai berichtete RT DE über die Äußerungen vom Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin, die dieser in einer Radiosendung gemacht hatte. So nannte er Scholz‘ Worte, dass Deutschland gezwungen sei, der Ukraine Waffen zu liefern, „völlig flegelhaft“. „Wir dachten, dass es eine Entnazifizierung Deutschlands und der ganzen nazistisch-faschistischen Achse gegeben hat“, merkte Rogosin an und führte weiter aus: „Wir vergeben alles, und jetzt spucken die uns ins Gesicht, deren Großeltern unser Land einst ausraubten und mordeten“. ‚
‚Als „Point of no return“ in den deutsch-russischen Beziehungen nannte Kamkin den Beschuss der Bundesregierung, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern.‘
european
14. Juni 2022 @ 19:29
@Alexander
Ich stimme Ihnen zu. Ich denke auch, dass Putin bis kurz vor dem Krieg der beste Russlandvertreter war, den Europa sich hätte wünschen können. Wenn irgendjemand in USA je geglaubt hat, dass man dort einen regime-change durchführen und einen Jelzin ohne Saufen dort installieren könnte, der wird auf die Nase fallen. Alles, was danach kommt, wird noch mehr anti-westlich sein. Es ist nicht nur der Nationalismus, der zusammenschweißt, der größte Teil der Welt macht gar nicht mit bei den Sanktionen. Das überzeugt auch den letzten Zweifler.
Der Westen sollte den Frieden mit Putin anstreben und hoffen, dass noch genügend Zeit vergeht, um eine friedliche Gemeinschaft auf diesem Kontinent zu schaffen. Mit diesen aktuellen Perspektiven wird es nach Putin nur ungemütlicher werden.
Soweit mir bekannt ist, hat Putin durch die Deutschen im Krieg einen seiner Brüder verloren. Allein diese Tatsache hätte schon ausreichen müssen, ihm nach der Rede im Bundestag einen anderen Stellenwert zu geben. Aber soviel Tiefgang seitens des Westens war wohl zuviel erwartet.
Art Vanderley
15. Juni 2022 @ 21:21
“Alles, was danach kommt, wird noch mehr anti-westlich sein.”
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Man stelle sich vor, die NATO hätte sich bereits bis Ukraine und Georgien erweitert, wer weiß, was für vollirre dann an die Macht gekommen wäre. Klingt zynisch, aber es kann durchaus viel schlimmer kommen als mit Putin.
Pjotr56
14. Juni 2022 @ 23:12
Auch ich kann Ihnen da nur komplett zustimmen. Das war es mit Russland und dem Westen.
An Versuchen Putins eine gute Nachbarschaft speziell mit Deutschland aufzubauen, hat es ab 2001 nicht gemangelt. Bis Ende 2021 gab es zudem seitens Russland diverse Versuche seine völlig legitimen Sicherheitsinteressen mit dem Westen/USA-Nato zu besprechen – keine Chance.
Der seit 2014 andauernde Beschuss des Donbass durch die Ukraine mit bislang 14000 Toten fand in den westlichen Medien ebenso wenig statt, wie die 50 von ukrainischen Nazis am 2. Mai 2014 im Gewerkschaftshaus von Odessa ermordeten Russen.
Interessierten empfehle ich die Dokumentationen von Oliver Stone, Wilhelm Domke-Schulz und Mark Bartalmay (Ukrainian agony).