Sie prüfen ob sie prüfen sollen
Deutschlands Autokonzerne stehen unter Kartellverdacht. Nach dem VW-Dieselgate ist dies bereits der zweite große Skandal in wenigen Jahren. Doch keiner will zuständig sein.
Die Bundesregierung schob den Schwarzen Peter nach Brüssel. Man erwarte eine Aufklärung der Kartellvorwürfe durch die europäischen Wettbewerbshüter, heißt es in Berlin.
Doch die EU-Kommission drängt sich auch nicht vor. Man prüfe derzeit die Informationen, sagte ein Behördensprecher. Ob ein offizielles Kartellverfahren folgen wird, ließ er offen.
Das Bundeskartellamt in Bonn hatte zuvor erklärt, derzeit kein Verfahren zum Thema zu führen. Es lägen jedoch “Informationen” zu möglichen Absprachen im technischen Bereich vor.
Kurz: Sie prüfen, ob sie prüfen sollen bzw. wollen bzw. dürfen. Für mich ist das der Skandal im Skandal: Auch nach dem Dieselgate lässt man die Konzerne und ihre Lobbyisten gewähren.
Es ist eine organisierte Verantwortungslosigkeit. Und der schamlose Versuch, die Verantwortung für deutsche Kungelei und Schlamperei an die EU abzuschieben…
Claus
25. Juli 2017 @ 07:53
So so, nach Waldsterben, Klimaerwärmung, Rinderwahn und Vogelgrippe uns anderem wird nun die nächste mediale Sau durchs Dorf getrieben: Der Dieselskandal und das Kartell-Thema noch obendrauf, wobei letzteres zusammenfallen wird wie ein missglücktes Souffleè, denn dass die Autoindustrie ihr Abgas-Thema gemeinsam bearbeitet, ist ein alter Hut, macht ja auch Sinn wegen der Kosten, wurde bereits vor Jahren kartellmässig geprüft und als unbedenklich empfunden. Deshalb ermittelt das Bundeskartellamt auch nicht. Also überhaupt kein „Skandal“, wie ich hier lese, und in anderen Branchen zwecks Entwicklung gemeinsamer Standards genauso Usus.
Warum die Bundesregierung nichts tut? Solange sich der Deutsche Michel über Diesel, Feinstaub und das allgegenwärtige Böse in den Vorstandsetagen der deutschen Autoindustrie aufregen kann (soll!), beschäftigt er sich zur BTW im September hoffentlich nicht mit zukunftsrelevanten Themen.
Was ich der Autoindustrie vorwerfe? Dass sie es trotz erheblicher Lobbyaufwendungen nicht geschafft hat, den Einfluss dieser Vielzahl von Öko-Spinnern, Grenzwert-Masochisten und Opportunisten in Berlin und Brüssel, die sich auch aus der Wertschöpfung dieser Industrie bestens alimentieren lassen, einzuschränken.
Da glaubt selbst eine Frau Göring-Eckardt, die von der Sache absolut nichts versteht, etwas in die Mikrofone der Tagesschau sagen zu müssen. Absolut erbärmlich!
Winston
25. Juli 2017 @ 03:12
Sollte das überraschen ?
Bundesregierung die 20% an VW hält und auch die EU-Kommission wussten über die illegale Software von VW bescheid und das bereits 2010 oder früher.
Übrigens EU-Umwelt Kommissar damals hiess Tajani, der heutige EU Parlaments Präsident.
Tajani hat damals den massiven Druck der Europäischen Autolobby, bestehend hauptsächlich aus deutschen Autokonzernen nachgegeben und beide Augen zu gedrückt betr. Umweltproblematik.
Hier wird plastisch vor Augen geführt was die EU eigentlich ist, ein LOBBYVEREIN, sonst nix.
Nutzen für das einfach arbeitende Volk = 0
EU und vor allem die Euro-Zone richten sich ganz klar gegen die Arbeiterklasse.
Oudejans
24. Juli 2017 @ 15:00
Man sollte die Verantwortlichen einfach mit einem Begleitschreiben, die Verräter seien nun gefunden, mfG, an Erdogan übergeben.
Kartellbildung ist verzeihlich; Erwischenlassen, das geht so nicht.
ebo
24. Juli 2017 @ 15:03
@oudejans Das Problem ist, dass man ja auch noch prüft, wer eigentlich für Erdogan zuständig ist 🙂
Oudejans
24. Juli 2017 @ 15:47
Zetsche.
paul7rear
24. Juli 2017 @ 17:09
@Ebo
Für Erdoğan ist Rheinmetall, Blohm + Voss und Krauss-Maffei
Wegmann zuständig.
Peter Nemschak
24. Juli 2017 @ 14:12
Vor der Prüfung durch die Behörden, was erlaubt war und was nicht, würde ich von einem Skandal noch nicht sprechen, ebenso wenig von deutscher Kungelei, die sich durchaus als europäische Kungelei herausstellen könnte. Alle haben getrickst. Bis das Verfahren abgeschlossen ist, sind wir wahrscheinlich schon im Zeitalter der Elektromobilität angekommen. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, hätte der Gesetzgeber durch steuerliche Maßnahmen früher Druck in Richtung Elektromobilität gemacht.