Friedensinitiative: Es rumort in der SPD
Einen Tag, nachdem Kanzler Scholz demonstrativ in einen Panzer gestiegen ist, rumort es in seiner Partei. Mehrere SPD-Abgeordnete im Bundestag und im Europaparlament fordern eine Waffenruhe in der Ukraine und eine Friedensinitiative.
„Wir brauchen einen schnellstmöglichen Waffenstillstand als Ausgangspunkt für umfassende Friedensverhandlungen“, heißt es in dem Aufruf mit dem Titel „Die Waffen müssen schweigen!“. Die SPD müsse zur Entspannungspolitik zurückfinden und eine weitere Eskalation verhindern.
Die Lieferung schwerer Waffen, wie sie derzeit in Berlin diskutiert wird, lehnen die Abgeordneten ab. Nötig sei eine Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland. Dafür solle sich die Bundesregierung einsetzen, womöglich auch unter Beteiligung Chinas.
Es ist die Zeit der Diplomatie. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen ihre diplomati- schen Anstrengungen verstärken, um eine Waffenruhe zu befördern. Dazu muss der Austausch mit bisher neutralen Ländern wie Indonesien, Indien oder Südafrika, aber auch mit China intensiviert werden, um sie für eine Vermittlerrolle zwischen den Kriegsparteien zu gewinnen. Auch die Vereinten Nationen müssen neue Initiativen starten.
Aus dem Aufruf „Die Waffen müssen schweigen“
Zu den Unterzeichnern gehören neben den die Bundestagsabgeordneten Jan Dieren, Michael Müller, Rainer Keller, Tina Rudolph, Carolin Wagner und Jens Peick auch die Europaabgeordneten Dietmar Köster, Constanze Krehl und Joachim Schuster. Sie werden dem linken Flügel zugerechnet.
Ausdrücklich warnen die Unterzeichner vor den wirtschaftlichen Folgen des Konflikts. „Der Krieg droht die Welt in eine Rezession mit wachsender Arbeitslosigkeit zu stürzen“, heißt es. Die SPD müsse „Kriegsgewinner zur Kasse bitten und hohe Einkommen stärker besteuern“.
Die Frage, ob die Ukraine und Russland zu Verhandlungen bereit sind, beantworten die Genossen nicht. Allerdings hatte es zuletzt erfolgreiche Gespräche über die Getreide-Exporte gegeben. Sie standen unter der Ägide der Uno und der Türkei.
Deutschland spielte, so weit bekannt, keine Rolle. Auch die EU ist diplomatisch nicht aktiv geworden – sie setzt auf eine Entscheidung „auf dem Schlachtfeld“ und will künftig auch ukrainische Soldaten trainieren…
Der Appell steht hier (PDF). Siehe auch „Wie steht die EU zu Verhandlungen mit Russland?“
Gunther L.
27. August 2022 @ 23:11
Wenn jemand ehrlich etwas für die Ukraine tun will , dann sollte er Kohle, Gas , Holz, Mehl, Kartoffel und Strom dort hinschicken. Alle jammern im kollektiven Westen das alles teurer wird. Lächerlich! Dort in der Ukraine beginnt in 6-8 Wochen der Winter. Die Wertschöpfung der Ukraine fand im Osten und Süden statt. Somit wurden auch die Kraftwerke dort gebaut. Die Weizenanbaugebiete sind im Osten und Süden. Die Kohle kam aus den Osten . Der Teil der Ukraine in den wir jetzt Waffen schicken , hat nichts um zu überleben nur gute Schauspieler und Boxer. Die werden erfrieren und auch noch hungern weil ja unbedingt noch das Getreide von Feldern die erst unter Selenski an Ausländer verkauft wurden, jetzt schnell noch verschifft werden müssen.
Und noch was :
Wer glaubt das es eine Winterpause im Krieg von Seiten Russland geben wird , der kennt die Geschichte nicht !
Nach Stalingrad war die erste Pause an der Elbe und auch der Napoleon hat in Russland das erste mal gefroren, und dann nie wieder.
european
27. August 2022 @ 10:47
Jeffrey D. Sachs meldet sich wieder zu Wort. Lesenswert und auf den Punkt gebracht.
https://www.heise.de/tp/features/Das-gefaehrliche-Narrativ-des-Westens-ueber-Russland-und-China-7243179.html
Das Original findet sich hier:
https://www.commondreams.org/views/2022/08/23/wests-dangerously-simple-minded-narrative-about-russia-and-china
Unterdessen berichtet die deutsche Außenministerin amerikanischen Studenten, dass deutsche Kinder ihren Eltern beim Frühstück erzählen, dass sie die Nato wirklich mögen.
KK
27. August 2022 @ 09:51
Ein letztes Zucken der Vernunft innerhalb der SPD?
Dann kriegt (Achtung, bewusste Wortwahl! „bekommt“ war mir zu lasch…) Herr Mützenich sicher bald Gesellschaft von einigen seiner Genossen auf der Feindesliste aus Kiew…
Armin Christ
27. August 2022 @ 08:16
Anscheinend gibt es in der SPD doch noch Hoffnungsträger. Hoffentlich werden es mehr.
european
26. August 2022 @ 14:01
Der Brief wimmelt zwar von Ungenauigkeiten, aber immerhin ist er ein Anfang.
„Letztlich wird eine grundsätzliche Verbesserung der Beziehungen zwischen Russland und der EU und dem Westen erst in einer Nach-Putin-Ära möglich sein“
Auch davon wird man sich verabschieden muessen. Man wird sehen, wie lange Putin sich oben halten kann. Bisher sieht es nicht nach Veraenderung aus und man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass ein potenzieller Nachfolger automatisch eine EU-freundliche Politik anstreben wird.
Ich moechte hier noch gern auf einen neuen Dreiteiler von bzw. mit Paul Jay hinweisen. Insbesondere im letzten Teil geht es um die Prioritaeten der Welt und das Verhalten gegenueber der Ukraine. Man darf gespannt sein, wie lange das auf youtube online bleiben darf. Alle drei Teile sind auch auf der Webseite analysis.news zu finden.
Ein kleiner Ausschnitt:
„So I would say to the Ukrainians, honestly, your problems of sovereignty aren’t as important as having a liveable planet. We’re in a time frame where you, on behalf of the planet, but on yourselves, Ukrainian children are going to grow up in the same climate catastrophe as the rest of us. Have your sovereignty in an unliveable world; what does that sovereignty mean? Nobody’s talking about it. As far as I can tell, I can’t even find a glimmer of that conversation in Ukraine. I understand why. When you’re being invaded, thousands of people are dying, but that is the truth of it.
What is this issue of America has to stand up to Putin? Why? For prestige? For geopolitical influence? Yeah, prestige and influence over what? An unliveable planet? I mean, it’s insane. It’s totally insane. This capitalism is at the point of utter irrationality.
So what should progressive people do in solidarity with Ukraine? Demand a resolution of this. Compromise, yes. End the killing. End the war. Do your best to get back to or as close to February 23 borders as you can. Try to insist on as much as you can. The Ukrainians don’t have much leverage here but try to make climate part of the conversation and make clear declarations.“
(Anm.: Insbesondere unsere Parteien, die wegen der Klimawandel-Agenda gewaehlt wurden, haben diese als allererstes ueber Bord geworfen und legen nun eine Rolle rueckwaerts nach der anderen hin)
Hier nun zum Interview:
„Answering Criticism of our Ukraine coverage“ – Part 1-3
https://theanalysis.news/search-and-reset/
Wenn man auf die Videos klickt, oeffnet sich eine neue Seite, die auch das nachlesbare Transcript zur Sendung enthaelt. Wenn man im englischen nicht so fit ist, kann man sich das leicht uebersetzen lassen.
ebo
26. August 2022 @ 14:50
Da hätte ich auch einen Lesetipp – vor allem für die Freunde der Aufrüstung der Ukraine: Adam Tooze’s „Chartbook“
Er weist darauf hin, dass die Ukraine für die angekündigte Rückeroberung der besetzten Gebiete eine dreifache Überlegenheit braucht. Dies sei nicht einmal mehr in Kherson erreichbar. Die westlichen Waffen reichten gerade mal aus, die Front zu halten, die Russen zu sticheln und einen Abnutzungskrieg zu führen – aber bei weitem nicht, um die Ukraine zu befreien…
european
26. August 2022 @ 14:56
Vielen Dank fuer den Hinweis.
Adam Tooze ist auch immer eine sehr gute Adresse, wenn es um qualifizierte Informationen geht.
Ich verstehe unsere Politiker nicht.