Ukraine-Krieg überschattet Lateinamerika-Gipfel
Der Lateinamerika-Gipfel in Brüssel wird vom Ukraine-Krieg überschattet. Brasilien, Nicaragua und Kuba widersetzen sich den EU-Wünschen nach einer Verurteilung Russlands.
Schon im Vorfeld des zweitägigen Treffens hatten die Gäste aus Lateinamerika und der Karibik sich geweigert, eine von der EU vorbereitete Erklärung zum Ukraine-Krieg abzusegnen.
Zu Beginn des Gipfels erklärte dann Brasilien, dass der Krieg zwar ein wichtiges Thema sei, man sich aber auf die bilateralen Bezeihungen konzentrieren wolle – etwa das Mercosur-Freihandelsabkommen.
Der Mercosur-Deal wird aber erst für das Jahresende erwartet. Und so rückte dann doch wieder der Krieg in den Fokus – mit dem Angriff der Ukraine auf die Krim-Brücke und dem russischen Stopp des Getreidedeals.
Die EUropäer wollen die jüngste Eskalation nutzen, um ihren Gästen doch noch eine Verurteilung Russlands abzuringen. Dem widersetzen sich jedoch vor allem Nicaragua und Kuba.
Ergebnis: Am Montag gab es keine Einigung auf eine gemeinsame Erklärung, dafür aber viel böses Blut. Einige Diplomaten beschuldigten Nicaragua und Kuba, von Moskau “ferngesteuert” zu sein.
Umgekehrt heißt es bei den Gästen, die EUropäer wollten der ganzen Welt ihre Sicht auf die Ukraine und Russland aufdrängen – und ihre eigene koloniale Vergangenheit vergessen machen…
P.S. Wegen des anhaltenden Widerstands wird Russland in der Abschlußerklärung mit keinem Wort erwähnt. Am Ende brachten die 27 EU-Staaten und die 33 Länder der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) lediglich ihre “tiefe Besorgnis über den anhaltenden Krieg gegen die Ukraine” zum Ausdruck, der immenses menschliches Leid verursache und bestehende Verwundbarkeiten der Weltwirtschaft verstärke. Siehe auch unseren Update hier
KK
19. Juli 2023 @ 19:59
@ ebo:
„Die Meldung kam von dpa, der Deutschen Presseagentur.“
Müsste die dpa nicht ehrlicherweise in „Deutsche Propagandaagentur“ umfirmieren?
Hier (in der unteren Hälfte) gibts ein paar Fakten zu dem „Verein“:https://www.nachdenkseiten.de/?p=101250
Darin findet sich dieser bemerkenswerte Satz:
„Die rund 170 Gesellschafter der dpa sind übrigens ausschließlich Medienunternehmen wie Verlage und Rundfunkanstalten. Damit sind Gesellschafter und Kunden der Nachrichtenagentur größtenteils identisch. Ein in der Welt ziemlich einmaliges und verqueres Konstrukt.“
Annette Hauschild
19. Juli 2023 @ 14:23
Wer war es, der/die Kuba und nicragua vergeworfen hat/haben, von Moskau gesteuert zu sein. Namen bitte. Und ünrigens: tut die EU etwas aktiv gegen die Blockade von Kuba durch die USA?
ebo
19. Juli 2023 @ 17:56
Die Meldung kam von dpa, der Deutschen Presseagentur. Als Quellen wurden “Diplomaten” genannt.
Gegen die Kuba-Blockade unternimmt die EU meines Wissens – nichts!
WBD
19. Juli 2023 @ 09:14
Mich hätte mal interessiert, ob Frankreich doppelt (drei-?, vier-fach??) vertreten war: ist es doch als hauptberufliche EU-Grossmacht vertreten, ist aber auch gleichzeitig nebenberuflicher Kolonialherr in Südamerika (Frz-Guyana) und in der Karibik (Martinique, Guadeloupe, und ein paar weitere Inselchen).
Wurde diese Doppelrolle von irgendwem thematisiert?
european
19. Juli 2023 @ 08:38
Gestern las ich in einer headline und subheadline auf Euraktiv, dass es zwischen der EU und Argentinien zu einem „non-binding“ agreement gekommen sei, wonach Argentinien der EU LNG liefert und die EU im Gegenzug in „grüne“ Energieprojekte investieren wird, z.B. Wasserstoff. Euraktiv schaltet den Bericht nur für Mitglieder frei und ich bin kein Mitglied. Aber man findet auch andere Quellen.
Nun ist Argentinien bisher kein LNG Exporteur, die Produktion ist in den letzten Jahren sogar zurückgegangen. Aber im März hat sich ein Investor gefunden, der den ersten LNG Exporthafen Argentiniens bauen wird. In einem anderen Artikel las ich, dass eine LNG-Lieferung an die EU frühestens in 2027 erst möglich sein wird.
https://www.offshore-technology.com/news/european-commission-argentina-lng-hydrogen/
https://energynews.biz/europe-and-argentina-forge-non-binding-agreement-for-green-energy-cooperation/
Auch dafür wird man Schiffe benötigen, die es nicht gibt, bzw. weitere ausrangierte Seelenverkäufer über den Atlantik schicken müssen, um dieses klima- und umweltschädliche LNG nach Europa zu schiffen.
Argentinien braucht Geld und da kommen die selbstgerechten Europäer gerade recht. Auch hier ist Umwelt- und Klimaschutz nicht mehr das Thema. Weder für die Argentinier noch für die Europäer. Ob die Alles-außer-Russland-Strategie unseren Planeten weiter schädigt, ist uns nämlich eigentlich egal.
KK
18. Juli 2023 @ 19:40
@ Monika:
„Haben die EU ein geheimes Pokerspiel gegen die USA verloren, und müssen nun ihre Spielschulden zahlen?“
Das muss dann aber Strip-Poker gewesen sein, so wie die gerade alle die Hosen runterlassen!
Monika
18. Juli 2023 @ 17:59
„Gerade hat die EU-Kommission die US-Amerikanerin Fiona Scott Morton zur Chefökonomin ihrer Generaldirektion Wettbewerb ernannt. Damit wird die Regulierung der digitalen Märkte einer mit Interessenskonflikten überladenen Lobbyistin der Big-Tech-Konzerne übertragen.“ (aus einem längerren Artikel des EU-Abgeordneten Sonneborn)
Nachdem „Abhören unter Freunden GAR nicht geht“, werden jetzt die einschlägigen Posten in der EU gleich an US-Amerikaner mit einschlägigen Erfahrungen vergeben.
(In ihrem 3-Jahresvertrag, sind 2 Jahre als Abklingphase wegen eventueller Interessenkollisionen „vorgesehen“). Da spielt EU-Recht keine Rolle, alles völlig ungeniert, wer hier noch von „regelbasierter Ordnung“ reden mag, leugnet jede Realität.
Was könnte die Europäer zu solch umfassender Selbstaufgabe bewegen?
Haben die EU ein geheimes Pokerspiel gegen die USA verloren, und müssen nun ihre Spielschulden zahlen? Sorry, rational ist diese Politik nicht mehr fassbar.
Katla
18. Juli 2023 @ 12:55
Es steht schlimmer um die EU, als ich sowieso schon dachte. Wenn inzwischen in allen Fragen, ob es um politische oder um wirtschaftliche Kooperation geht, fast als einziges Kriterium nur noch das jeweilige Verhältnis zur Ukraine oder zu Russland zählt… ja, das belasse ich mal am besten „ohne Worte“.
Arthur Dent
18. Juli 2023 @ 12:41
weder sehe ich die Welt wie „Uschi“ noch wie Wilhelm II. Aber offensichtlich kommt man einfach in eine Schublade als gesellschaftsrelevanter Typus „EUropäer“.
KK
18. Juli 2023 @ 11:20
“Umgekehrt heißt es bei den Gästen, die EUropäer wollten der ganzen Welt ihre Sicht auf die Ukraine und Russland aufdrängen – und ihre eigene koloniale Vergangenheit vergessen machen…”
Wo sie Recht haben, haben sie Recht!
Ich hätte aber “aufzwingen” geschrieben, denn vor allem durch die Sekundärsanktionen ist es ja eher Nötigung als Argumentation.
european
18. Juli 2023 @ 07:59
“Umgekehrt heißt es bei den Gästen, die EUropäer wollten der ganzen Welt ihre Sicht auf die Ukraine und Russland aufdrängen – und ihre eigene koloniale Vergangenheit vergessen machen…”
Dem kann man nur zustimmen.