Ohne Prüfung: EU macht Russland für Dammbruch verantwortlich

EU-Ratspräsident Michel hat Russland für den „Angriff“ auf einen Staudamm im Süden der Ukraine verantwortlich gemacht. Dabei wurde noch nicht einmal eine Untersuchung eingeleitet – und ein Motiv hätte auch Kiew.

Er sei „schockiert über den beispiellosen Angriff auf den Nowa-Kachowka-Staudamm“, schrieb Michel auf Twitter. „Die Zerstörung ziviler Infrastruktur gilt klar als Kriegsverbrechen – und wir werden Russland und seine Stellvertreter zur Verantwortung ziehen“.

Der Belgier will den Vorfall beim nächsten EU-Gipfel Ende Juni ansprechen. Er spricht sogar schon von Hilfen für die überfluteten Gebiete. Dabei wurde bisher noch nicht einmal eine Untersuchung über die möglichen Ursachen und ihre Folgen eingeleitet.

Der EU-Chef stützt sich einzig und allein auf Aussagen von Präsident Selenskyj, der schon kurz nach den ersten Meldungen über den Dammbruch „russische Terroristen“ verantwortlich machte und von einem „Kriegsverbrechen“ sprach.

Dabei hätte auch Kiew ein Motiv. Durch die nun begonnene Überschwemmung wird nämlich auch der Betrieb des AKW Saporischschja gefährdet, das in russischer Hand ist. Zudem droht Wassermangel auf der Krim, die aus der betroffenen Region versorgt wurde.

Russland würde sich mit einem Angriff auf den Damm selbst ins Knie schießen, so ein US-Experte: [Destroying the dam] would mean Russia essentially blowing its own foot off,” military analyst Michael Kofman said on the War on the Rocks podcast last month.

Doch was schert uns unser Geschwätz von gestern? Nach dem Dammbruch sind sich Kofman & Co. einig, dass es nur die Russen gewesen sein können – genau wie bei dem Attentat auf ihre eigene Pipeline Nord Stream und den Angriffen auf Saporischschja…

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P.S. Auch das Europaparlament weist die Schuld ohne nähere Prüfung Russland zu. Eine grüne EU-Abgeordnete stellt sogar die Berichterstattung des MDR infrage, weil der sich nicht sofort auf die Seite der Ukraine geschlagen hat. Dabei ist der Fall auch für die „New York Times“ noch längst nicht geklärt. Laut „Le Soir“ kommen auch Materialermüdung und mangelnde Wartung infrage…