EZB beschert Banken saftige Profite – und schaut weg
Weiß die Europäische Zentralbank, was sie macht? Diese Frage wirft eine Anhörung von EZB-Chefin Lagarde im Europaparlament auf. Es ging um Unternehmens-Gewinne, die die Inflation treiben – und um Extra-Profite, die die Geschäftsbanken kassieren.
Auf die Frage nach der Rolle der Unternehmens-Gewinne bei den historischen Preissteigerungen in der Eurozone sagte Lagarde, sie habe davon gehört, doch leider lägen keine verlässlichen Daten vor.
Dabei treiben die Firmengewinne die Preise derzeit weitaus stärker als Lohnerhöhungen. Arbeitnehmer müssen sogar Reallohn-Verluste hinnehmen!
Noch krasser die Unkenntnis bei den Extra-Profiten, die die Geschäftsbanken wegen der steigenden Leitzinsen einfahren. Nach einem Bericht des “EU Observer” geht es um 135 Mrd. Euro – fast so viel, wie das EU-Budget in einem Jahr ausmacht.
Doch Lagarde erklärte, ihr lägen dazu keine Erkenntnisse vor – und das interessiere sie auch nicht.
Die Profite aus den höheren Zinseinnahmen gehen zwar nicht zu Lasten der Steuerzahler – denn die EZB kann ja so viel Geld drucken, wie sie will. Sie sind jedoch obszön, wenn man bedenkt, wie wenig die Banken an ihre Kunden weitergeben.
Die Sparzinsen sind immer noch viel zu niedrig – trotz der hohen Leitzinsen der EZB…
Arthur Dent
6. Juni 2023 @ 23:37
“Doch Lagarde erklärte, ihr lägen dazu keine Erkenntnisse vor – und das interessiere sie auch nicht.” – ??? was gibt es denn daran nicht zu verstehen? Die Zentralbanken haben die Zinsen erhöht, dann steigen auch für alle Kredite mit flexiblen Zinsen die Kreditzinsen. Zu Beginn des Ukraine-Krieges schossen die Energiekosten in die Höhe – und diese Kosten schlugen sich auf andere Produkte nieder. (Auch Lebensmittel wurden teurer und sind es noch). Also machen Firmen und Banken schöne Gewinne.
Über die Zinssätze der Zentralbanken wird ein massiver Vermögenstransfer durchgesetzt. Pech für alle, die Zinsen zahlen müssen.
ebo
6. Juni 2023 @ 23:42
Sie interessiert sich angeblich nur für die Inflation 🙂
european
6. Juni 2023 @ 19:25
Es scheint generell ein wachsender Trend zu sein, oben zu schonen und unten wegzunehmen. Europa startet seinen neuen Austeritätsansatz, der zwar schon beim letzten Mal erfolglos war, aber wen interessiert das schon.
https://intellinews.com/central-europe-launches-new-austerity-drive-280585
Jetzt kommt zum Argument des “swollen deficits” auch noch das Argument des IWF, dass man mit guten budget cuts die Inflation bekämpft. Kein Wort von Greedflation, davon dass Unternehmen willkürlich die Preise anheben können und dieses auch nach wie vor ungehindert tun. Die Bürger zahlen jetzt schon durch Lohndefizite diese ganze Rechnung und nun kommt auch noch so eine Weisheit um die Ecke. Lindner wird das sofort aufgreifen und damit auf Europatournee gehen.
https://www.imf.org/en/News/Articles/2023/06/02/sp060323-md-opening-remarks-at-policymaking-in-choppy-watters-cesee?cid=em-COM-123-46680
“Consolidation should be even more ambitious than currently planned in most of the region. While this will require difficult choices, it will bring the triple benefit of reducing inflation, lowering debt service costs, and bolstering financial stability.”
Sehr schön auch diese Feststellung:
“And it is important to remember that integrating Ukrainian refugees into host countries’ labor markets is also an investment in the future of Ukraine—providing its citizens with new skills and connections that they can bring back with them.”
Bei den Aussichten auf Zero-hour-contract, null Mindestlohn und noch weniger Arbeitnehmerrechte hätte ich gern mal einen Grund, weshalb die Leute zurückkehren wollen/sollen. Je länger der Krieg hinausgezögert wird, umso mehr sind die Menschen integriert und umso weniger wollen sie zurück. Das ist so menschlich, dass das jedem klar sein sollte. Denn wer will schon, wie kürzlich auf hintergrund.de benannt, nur noch billiges Arbeitskräftereservoir für westliche Firmen sein?
Es ist egal, welchen Weg wir einschlagen. Die Hauptsache ist, dass er falsch ist. Gestern standen wir noch vor einem Abgrund. Heute haben wir den entscheidenden Schritt nach vorne getan. 😉
KK
6. Juni 2023 @ 17:55
“Doch Lagarde erklärte, ihr lägen dazu keine Erkenntnisse vor – und das interessiere sie auch nicht.”
Wenn Madame ihr Job nicht interessiert, sollte sie ihn für einen frei machen, der mehr Interesse dafür aufbringen würde. Vorzugsweise jemand, der nicht wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig gesprochen wurde wie Madame.