Das nukleare “Armageddon” war nahe
Ein beliebtes Argument der Hardliner im Ukraine-Krieg lautet, die russischen Drohungen mit Atomwaffen könne und dürfe man nicht ernst nehmen. Doch die USA tun dies durchaus – einmal schien das nukleare “Armageddon” sogar verdammt nahe.
Dies geht aus einem Bericht der “New York Times” hervor. “Biden’s Armageddon Moment: When Nuclear Detonation Seemed Possible in Ukraine” heißt der Artikel. Im Herbst 2022 habe sogar US-Präsident Biden eine nukleare Eskalation gefürchtet.
“Zum ersten Mal seit der Kubakrise” habe es eine “direkte Drohung” mit einem Atomwaffeneinsatz gegeben. Russland könne eine taktische A-Bombe in der Ukraine einsetzen. Allerdings hätten die USA dann doch keine suspekten Waffen-Bewegungen festgestellt.
Der Artikel zeigt, dass die Atomkriegs-Gefahr real ist – und dass sie auch bzw. gerade von den USA ernst genommen wird (und nicht nur von den ängstlichen Deutschen, wie die Propagandisten eines Krieges gegen Russland gern behaupten).
Er zeigt auch, dass die USA Notfallpläne vorbereitet haben und Kanzler Scholz einweihten. Der schaffte es dann auf seiner China-Reise, Präsident Xi zu einer öffentlichen Warnung vor einem Atombomben-Einsatz zu überreden – ein diplomatischer Erfolg.
Leider folgten ihm keine weiteren diplomatischen Bemühungen, um die Krise zu entschärfen und den Konflikt zu beenden, wie in der Kubakrise. Biden schickte lediglich CIA-Chef Burns nach Moskau, um vor einem Atomeinsatz zu warnen.
Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes Naryshkin reagierte laut “NYT” enttäuscht. Er hatte mit Verhandlungen über einen Waffenstillstand gerechnet. Präsident Putin habe keine Absicht, A-Waffen einzusetzen, beteuerte er.
Damit endet der Artikel – zu Verhandlungen ist es offenbar nicht gekommen…
Siehe auch “Ukraine-Krieg: Kommen doch noch Verhandlungen?”
Art Vanderley
13. März 2024 @ 19:19
Bidens Vergleich hinkt. Die Kubakrise war bekanntlich eine hochakute Krise in der auf beiden Seiten auch Leute standen die den Krieg wollten, in den USA haben die Falken sogar die offene Insubordination versucht, um den Krieg zu provozieren, was so nebenbei zeigt wie wichtig diese Leute ihre eigenen Werte von Pflicht und Gehorsam nehmen.
In der Blockade kam es zudem zu einem dramatischen Vorfall, es ist einem einzelnen russischen Offizier zu verdanken daß es nicht zur Eskalation kam, weil der sein Einverständnis verweigerte zum Abschuß einer Atomwaffe von einem russischen U-Boot aus.
Das ist nicht dasselbe wie die Ukrainekrise bisher, eher ist diese mit den letzten und recht gefährlichen Monaten der Koreakrise vergleichbar, und auch das (noch) nicht so richtig.
Außerdem ist das ein typischer Putin, immer so weit verbal eskalieren daß es gerade noch so im Rahmen bleibt, bei gleichzeitiger offener Nichtaktivität bei Waffenbewegungen. Geheimdienstmethoden, aggressiv, aber berechenbar.
Thomas Damrau
13. März 2024 @ 09:04
@Kleopatra
Nein – es geht um die Frage, was die Forderung “Russland soll diesen Krieg verlieren” angesichts des angehäuften Vernichtungspotentials auf beiden Seiten konkret bedeutet.
Wir sind nicht mehr im 1. Weltkrieg, in dem man sich solange gegenseitig beschossen hat, bis einer Seite die Luft ausgegangen ist und diese dann aufgegeben hat.
Kriege haben heutzutage sehr viele “End Game”-Szenarios.
KK
13. März 2024 @ 10:48
Richtig – Russland kann als Atommacht mit dem Potential, die ganze Welt gleich mehrfach unbewohnbar zu machen, gar nicht ALLEINE verlieren. Bevor das geschieht, verlieren wir alle, zumindest aber ganz EUropa.
Kleopatra
13. März 2024 @ 08:28
Warum soll die Annahme, dass die Russen fähig und bereit wären, Atomwaffen einzusetzen, gegen einen “Hardliner”-Standpunkt sprechen und nicht eher für eine Haltung wie während des Kalten Kriegs, d.h. massive Aufrüstung und militärische Abschreckung? Wollen Sie suggerieren, sobald die Russen mit Atomraketen drohen, solle man kapitulieren?
ebo
13. März 2024 @ 09:18
Wo steht etwas von Kapitulation? Das ist gar nicht das Thema. Es geht um die nukleare Gefahr.
Wenn der Vorfall ähnlich ernst war wie in der Kubakrise, wie Biden ofenbar selbst behauptet hat, dann hätte er auch entsprechend handeln müssen – und eine schnelle Verhandlungslösung suchen. Stattdessen schickte er Scholz vor, der nun zum Prügelknaben für die Hardliner geworden ist…
KK
13. März 2024 @ 10:46
Er hat ganz sicher deshalb völlig bewusst nicht gehandelt wie JFK, weil es sich diesmal nicht vor der US-Haustür abgespielt und vorrangig EUropa das nukleare Schlachtfeld gewesen wäre… wenn US-Präsidenten seit Kennedy eines bewiesen haben, dann ist es Skrupellosigkeit. Das schliesst Friedensnobelpreisträger wie Carter und Obama ausdrücklich ein!
WBD
13. März 2024 @ 09:22
@Kleopatra: Dass die Russen technisch in der Lage sind, einen der circa sechseinhalb Tausend Atomsprengköpfe zu zünden, werden Sie doch nicht ernsthaft bestreiten wollen?
Ob sie es moralisch / taktisch / strategisch wollen oder gar tun, ist sicher eine andere Frage. Bislang hat nur eine Grossmacht den moralisch-taktisch- strategisch und sogar technisch begründeten Willen dazu gehabt.
Ich denke, man sollte nicht kapitulieren bei einer solchen Drohung – aber man sollte sie verdammt ernst nehmen! Die Leichtfertigkeit, mit der gerade in Deutschland Politiker vom Paulus zum Saulus werden, ist wahrhaft erschreckend!
Arthur Dent
12. März 2024 @ 21:50
Die deutschen Hardliner fürchten sich nur vor Atomstrom, Verbrennerautos, zu hohem Zucker-und Fleischkonsum & CO2.
Nicht der Krieg ist der Ernstfall, Frieden ist der Ernstfall. Hinter dem Frieden gibt es keine Existenz mehr.
(G. Heinemann).
Das deutsche Volk, beseelt vom Willen als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen.
(Präambel GG – vielleicht ja zum Teil jelogen).
KK
13. März 2024 @ 00:22
” (Präambel GG – vielleicht ja zum Teil jelogen).”
“Jelogen” sicher nicht, hatte ja immerhin einige Jahrzehnte, zuvorderst mit und dann nach Willy Brandt, durchaus Bestand – “vajessen” würde es heutzutage, wo man Brandt aus der SPD heraus auch schon mal als “gefallenen Engel” bezeichnen würde, wohl eher treffen.
KK
12. März 2024 @ 18:03
“Im Herbst 2022 habe sogar US-Präsident Biden eine nukleare Eskalation gefürchtet.”
In Bidens Alter relativiert sich leider die Furcht vor dem Tod…