Ukraine: EU-Beitrittsgespräche erst nach der Europawahl
Hat die Ukraine ihre Hausaufgaben nicht gemacht – oder hat die EU plötzlich Angst vor den Wählern? Die groß angekündigten Beitrittsgespräche sollen nun erst nach der Europawahl im Juni beginnen.
Ursprünglich war der Startschuß noch im März erwartet worden, etwa zum EU-Gipfel nächste Woche. Präsident Selenskyj wollte die Verhandlungen sogar schon im vergangenen Jahr starten.
Doch erst jetzt hat die EU-Kommission den sog. Verhandlungsrahmen fertiggestellt. Darin werden Leitlinien und Grundsätze für die Beitrittsgespräche festgelegt – auch die Verhandlungsthemen.
Warum es so lange dauerte, wurde nicht bekannt gegeben. Vermutlich hat die Ukraine immer noch nicht alle Kriterien der Kommission erfüllt – dabei waren sie eigenes für Kiew aufgeweicht worden.
Denkbar ist aber auch, dass die EU-Chefs plötzlich kalte Füsse bekommen haben. So kurz vor der Europawahl will man womöglich keinen Streit riskieren, den Verhandlungen zwangläufig mit sich bringen…
Vielleicht soll das Wahlvolk auch einfach nicht merken, dass zur Ukraine schon alle wichtigen Weichen gestellt wurden – und die Bürger nichts mehr zu melden haben?
Siehe auch “Für die Ukraine ist die Europawahl schon gelaufen”
“Stimmen aus der Ukraine: Noch glaubt Selenskyj an Revanche”
“Die Moral der ukrainischen Armee ist durch die Niederlagen geschwächt, aber von einem Zusammenbruch ist nicht die Rede. Die ukrainische Gesellschaft glaubt immer weniger an einen Sieg, würde aber Verhandlungen als Kapitulation ansehen. Einige in der politischen Elite wären zu Kompromissen bereit, aber Wolodymyr Selenskyj glaubt noch immer an eine Revanche und würde bis zum Ende durchhalten. Der Westen hat es nicht eilig, Kiew zum Verhandeln zu bewegen, ebenso wenig wie Moskau, das auf die Zermürbung setzt.
Zwei Jahre nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sprach der Chefredakteur des ungarischen Fachportals #Moszkvatér, Gábor Stier, mit dem ukrainischen Politikwissenschaftler Konstantin Bondarenko, Leiter der Stiftung Ukrainskaya Politika, über die vergangenen zwei Jahre, die Lage in der Ukraine und die Aussichten. Den Text hat Éva Péli ins Deutsche übersetzt.”
https://www.nachdenkseiten.de/?p=112337