Ukraine-Gespräche: Selenskyj ändert Haltung in letzter Minute
Der ukrainische Präsident Selenskyj fährt nun doch nicht zu Friedensgesprächen mit Russland nach Istanbul, sondern schickt eine Verhandlungs-Delegation. Dies kündigte er auf einer Pressekonferenz in Ankara an.
Bisher hatte Selenskyj erklärt, er werde persönlich an den Verhandlungen teilnehmen und Kremlchef Putin herausfordern. Putin hatte jedoch nie vor, nach Istanbul zu fahren.
Stattdessen hat er dieselbe Delegation geschickt, die bereits vor drei Jahren einen Deal ausgehandelt hatte, der zumindest in Russland bis heute als wegweisend gilt.
Dies wiederum setzte Selenskyj unter Zugzwang, der seine Haltung in letzter Minute änderte. Er legte per Dekret ein Verhandlungsteam fest. Der Leiter ist Verteidigungsminister Umjerow.
Zu Selenskyjs spätem Sinneswandel dürfte auch US-Präsident Trump beigetragen haben. Er setzt beide Seiten unter Druck und könnte Selenskyj für eine “no show” abstrafen.
Die EU hingegen spielt keine erkennbare Rolle – wie so oft.
Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
P.S. Die ukrainische Delegation ist offenbar so spät in Istanbul angekommen, dass die Gespräche mit den Russen auf Freitag verschoben werden mußten. Derweil scheint Selenskyj schon wieder abgereist zu sein – seine Anreise war letztlich nur eine große Show…
KK
16. Mai 2025 @ 00:15
“Derweil scheint Selenskyj schon wieder abgereist zu sein – seine Anreise war letztlich nur eine große Show…”
Natürlich Show! Gelernt ist gelernt!
Genau dafür ist er doch für den Job gecastet worden…
Frank
15. Mai 2025 @ 20:39
Selenskyj hatte seinen PR-Auftritt, der nach hinten losging. Er hat das Schicksal der Ukraine in die Hände seiner westlichen Verbündeten gelegt und einen Sieg an ihre Hilfen geknüpft. Umgekehrt träumen diese von einem Sieg der Ukraine. Diese Illusion fällt täglich zusammen. Einen Plan B gibt es nicht. So befindet sich Selenskyj in einem Dilemma, welches auch mit seinem eigenen politischem und physischem Überleben verbunden ist. Dmitro Yarosch (Chef des Rechten Sektors) hat Selenskyj offen in ukrainischen Medien mit dem Tod gedroht.
Die „Siegesvorstellung der Ukraine“, verlorenes Territorium zurückzuerlangen, ist mittlerweile unerfüllbar. Der russische „Zermürbungskrieg“ treibt die Ukraine an ihre Grenzen und führt letztlich zu einem Verhandlungsende (Kapitulation) und die Territorien, die der russischen Föderation beigetreten sind, sind weg.
Der Konflikt in der Ukraine befindet sich in einer asymmetrischen Situation. D.h. die Ukraine könnte ihren „Siegbegriff“ nach anderen Kriterien anpassen. Zum Beispiel, die Volksrepubliken im Donbass wollten zu Russland, sollen sie dort bleiben. Wir wollen sie auch nicht mehr, weil sie sich weigerten Ukrainisch zu sprechen und das als Sieg verkaufen. Wenn da nicht die Ultranationalisten im Wege stehen würden, die Russland am Boden sehen wollen.
Karl
16. Mai 2025 @ 08:47
@ Frank: Könntest Du bitte die Quelle angeben für die interessanten Aussagen des Dmitro Yarosch?
Frank
18. Mai 2025 @ 15:59
@Karl alles herausgesucht. Es handelt sich um die Bücher von Petra Erler und Günter Verheugen “Der lange Weg zum Krieg” und von Lothar Schröter “Der Ukrainekrieg Die Wurzeln die Akteure und die Rolle der NATO” Es sind noch zwei funktionierende Links.
https://www.moonofalabama.org/2022/03/zelensky-and-the-fascists-he-will-hang-on-some-tree-on-khreshchatyk.html
https://vz.ru/news/2019/5/27/979636.html
Auch Jacques Baud hat darauf verwiesen, allerdings ohne Quellenangabe. Einige Links sind mittlerweile nicht mehr verfügbar.
Michael
15. Mai 2025 @ 17:39
Was heißt „Selenskyj hat seine Haltung geändert“!? Putin hat ihn meisterlich bloßgestellt und lächerlich gemacht, ebenso wie die Willigen und ihre Ultimaten, allen voran Merz! Nochmals, Verhandlungsdelegationen werden sich um Details kümmern, entscheiden werden Putin und Trump! Die EU – einschließlich der großen Führungsmacht Deutschland – dürfen zuschauen und anschließend die Zeche bezahl3n!
Michael
15. Mai 2025 @ 21:04
… und zur unpassendsten Zeit hat sich Merz in weitere Sanktionen verbissen und glaubt weiterhin drohen zu müssen! Wie hieß es sinngemäß kürzlich so treffend im Bundestag: Sie [Merz] begreifen es nicht und dass ist ein verdammtes Problem!
Frank
17. Mai 2025 @ 00:10
@Karl Bitte etwas Geduld. Ich habe es aus zwei Bücher, dort ist auch ein Link als Quelle angegeben. Muss ich erst aussuchen.
jens
15. Mai 2025 @ 17:29
NDR-Info heute früh: Die russische Delegetation wäre dieselbe, die schon vor 3 Jahren die Verhandlungen von Istanbul scheitern ließ.
Da ist Propaganda schon eine dreiste Verharmlosung.
ebo
15. Mai 2025 @ 17:39
Allerdings. Gescheitert ist es am Westen.
Andererseits zeigt es, dass Putin da wieder anfangen will, wo er vor 3 Jahren aufgehört hat. Und das wird Selenskyj nicht wollen, die EU auch nicht…
Kleopatra
16. Mai 2025 @ 06:32
@ebo: Bei allen Verträgen sind in der Regel 90% des Textes unstrittig, das heißt aber nicht, dass es an den restlichen Prozent nicht scheitern könnte. MW. war das Problem hier, dass die Ukraine Sicherheitsgarantien wünschte – angesichts der zweifachen Hinterrücksüberfälle Russlands innerhalb von acht Jahren ein ausgesprochen nachvollziehbarer Wunsch –, die kein westlicher Staat geben wollte.
Außerdem sind Kriegführung und Diplomatie immer zusammen zu sehen. Wer als Kriegspartei an einem Frieden mit dem Gegner interessiert ist, der darf sich eben nicht benehmen wie die russische Armee in Buča und anderen Vororten von Kyïv im März/April 2022. Damit hat Russland gezeigt, dass es nur an einer Kapitulation auf Gnade und Ungnade interessiert ist, einschließlich des Rechts, mit den Ukrainern, sofern sie nicht bereits nach Mitteleuropa geflogen wären, nach Belieben zu verfahren (und sie haben auch gezeigt, wie dieses Belieben aussehen würde).
Der Delegationsleiter ist übrigens ein Autor von Schulbüchern, die die staatliche Selbstständigkeit ua. der Ukraine als illegitim darstellen. Schon damit zeigt Putin seinen fehlenden guten Willen zu ernsthaften Friedensverhandlungen.
Frank
17. Mai 2025 @ 16:57
@Karl alles herausgesucht. Es handelt sich um die Bücher von Petra Erler und Günter Verheugen “Der lange Weg zum Krieg” und von Lothar Schröter “Der Ukrainekrieg Die Wurzeln die Akteure und die Rolle der NATO” Es sind noch zwei funktionierende Links.
https://www.moonofalabama.org/2022/03/zelensky-and-the-fascists-he-will-hang-on-some-tree-on-khreshchatyk.html
https://vz.ru/news/2019/5/27/979636.html
Auch Jacques Baud hat darauf verwiesen, allerdings ohne Quellenangabe. Einige Links sind mittlerweile nicht mehr verfügbar.
Guido B.
15. Mai 2025 @ 17:00
Selenski hat heute erneut betont, dass eine Gebietsabtretung nicht in Frage käme. Die Krim sei Teil der Ukraine.
Man kann das so sehen und bis in alle Ewigkeit vertreten. Die Position ist deckungsgleich mit der Position der europäischen Kriegssponsoren.
Was das bedeutet, ist auch klar: Die NATO muss Russland auf dem Schlachtfeld besiegen, egal wie hoch der Preis ist. Und genau das ist ihr Plan.
Kleopatra
16. Mai 2025 @ 06:59
Dass erzwungene Gebietsabtretungen nicht in Frage kommen, ist auch der Standpunkt des UNO-Generalsekretärs (und der vertritt insofern den klaren Standpunkt der UNO-Statuten).
Guido B.
16. Mai 2025 @ 08:18
Die Zahl der Staaten, die den Kosovo anerkennen, liegt zwischen 84 und 117, abhängig von der jeweiligen Quelle und politischen Einschätzung. Zu den Staaten, die den Kosovo nicht anerkennen, gehören fünf EU-Mitgliedsländer: Spanien, Griechenland, die Slowakei, Rumänien und Zypern.
Karl
16. Mai 2025 @ 09:08
@ Guido B.: “genau das ist ihr Plan”: Den Russlandhass im Westen bis ins Unendliche zu schüren, weil die herrschenden Neocons (USA) und Banderas (UA) ganz fest glauben, dass “Putin” und Russland schwach und konventionell besiegbar seien. In diesem Sinne sagt es Jacques Baud: https://dieschweiz-online.ch/jacques-baud-die-ukraine-hat-den-krieg-provoziert/
Nach 10 Jahren Bürgerkrieg in der Ukraine (2,5 Millionen Vertriebene im Donbass 2014, Sprach- und Kirchenverbote usw.) wären von der UNO beaufsichtigte Volksabstimmungen entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht der Völker sehr naheliegend. Auf der Krim hat es eine unbeaufsichtigte Volksabstimmung auf Basis der Autonomen Republik Krim bereits gegeben (von der Ukraine nicht anerkannt).
Kleopatra
16. Mai 2025 @ 09:57
Die Volksabstimmungen, auf die man sich als Parallelen beziehen kann, sind die nach dem Ersten Weltkrieg. Diese fanden über Territorien besiegter Staaten ab und wurden durch internationale (Besatzungs-)Armeen abgesichert.
Außerdem kam die Frage hinzu, wer abstimmen durfte. In Deutschland (Schlesien, Ostpreußen) mW. zum Beispiel Menschen, die von dort an andere Orte in Deutschland gezogen waren. Im Fall der von Russland besetzten Gebiete würden etwa die von der russischen Besatzungsmacht zu einem großen Teil vertriebenen Krimtataren zu nennen.