Ukraine: “100 Jahre Partnerschaft” und ewige Sanktionen
Die europäische Ukraine-Politik wird immer absurder. Während der britische Premier Starmer dem Land 100 Jahre Treue verspricht, will die EU an Russland-Sanktionen festhalten – trotz Trump.
Keir Starmer has announced a “historic” 100-year partnership with Ukraine, saying the UK would support the country “beyond this terrible war” and into a future where it is “free and thriving again”. Das meldet der “Guardian”.
Starmer war zu Gesprächen nach Kiew gereist. Noch während er sein Treue-Gelöbnis abgab, flogen russische Drohnen über den Präsidentenpalast, in dem er sich mit Staatschef Selenskyj traf.
Ähnlich absurd muten Aussagen des EU-Verantwortlichen für die Russland-Sanktionen an. Der Ire O’Sullivan sagte bei einer Debatte in Brüssel, dass die EU an ihren Sanktionen gegen Russland festhalten werde.
Daran würde auch US-Präsident Trump nichts ändern, behauptete er. Schließlich verfolge die EU ihren eigenen “Pfad”. Dass dieser “Pfad” eine Absage an Diplomatie bedeutet und immer tiefer in die Rezession führt, sagte er nicht.
Stattdessen kündigte er schon das nächste Sanktionspaket an. Zum 3. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine soll es um Aluminium und um russisches Flüssiggas gehen. Die nächste Energiekrise ist programmiert...
Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
Es kommt noch doller: Ohne die ukrainische Armee sei EUropa verloren, sagt Selenskyj. Da fehlen einem die Worte. Denn in Wahrheit ist es ja so, dass EUropa ohne die Ukraine in Frieden mit Russland gelebt hat…
Michael
17. Januar 2025 @ 16:22
Eine ganz nebensächliche Bemerkung:
Dies ist eine (nicht ganz vollständige) Liste der Länder, die nach WWII von den USA bombardiert wurden. Keines der Bombardements war voelkerrechtskonform.
Japan 6.08 and 9.08 1945 • Korea and China 1950-53 (Korean War) • Guatemala 1954 • Indonesia (1958) • Cuba (1959-1961) • Guatemala (1960) • Congo (1964) • Laos (1964-1973) • Vietnam (1961-1973) • Cambodia (1969-1970) • Guatemala (1967-1969) • Grenada (1983) • Lebanon (1983, 1984) (hitting targets in the territories of Lebanon and Syria) • Libya (1986) • Salvador (1980) • Nicaragua (1980) • Iran (1987) • Panama (1989) • Iraq (1991) (Gulf War) • Kuwait (1991) • Somalia (1993) • Bosnia (1994, 1995) • Sudan (1998) • Afghanistan (1998) • Yugoslavia (1999) • Yemen (2002) • Iraq (1991-2003) (joint US and British troops) • Iraq (2003-2015) • Afghanistan (2001-2015) • Pakistan (2007-2015) • Somalia (2007-2008, 2011) • Yemen (2009, 2011) • Libya (2011, 2015) • Syria (2014-2015), etc., etc..
KK
17. Januar 2025 @ 17:47
Nun, die beiden Atombomben auf japanische Städte im August 1945 muss man m.E. dem WWII zurechnen.
Allerdings sind die USA damit bislang auch die einzige Nation, die Atomwaffen eingesetzt und auf Städte und deren Zivilbevölkreung abgeworfen hat.
Ein guter Grund für jede andere Nation, diesem Land mit gesundem Misstrauen zu begegnen, wenn es atomwaffenfähiges Material mehr oder weniger direkt an einer Grenze auch in einem Drittland aufstellen möchte…
Stef
17. Januar 2025 @ 13:06
@Kleopatra hat durchaus recht. Russland akzeptiert jedenfalls nicht die volle Souveränität seiner Nachbarn. Das gilt aber für alle Imperien. So auch z.B. für die USA und China.
Nur Europa ist auf dem Trip, einem einzigen Imperium dafür Sanktionen aufzuhalsen, die den USA nützen und Europa schaden. Ob das historisch als vernünftige Reaktion auf die Renaissance des Imperialismus angesehen wird?
Man muss Imperialismus beileibe nicht mögen. Aber muss man deshalb gleich Selbstmord begehen?
Reykjavik
17. Januar 2025 @ 13:46
@Stef: Russland hat sehr viele Nachbarn; mit einem(!) von ihnen führt er – aus Gründen, die es mehrfach deutlich benannt hat – Krieg. Daraus abzuleiten, dass “Russland akzeptiert jedenfalls nicht die volle Souveränität seiner Nachbarn”, ist dann etwas gewagt. Mit seinen anderen Nachbarn lebt er meines Wissens friedlich zusammen und ich sehe keine Anzeichen dafür, dass es die volle Souveränität seiner Nachbarn grundsätzlich nicht akzeptiert.
KK
17. Januar 2025 @ 14:03
„Mit seinen anderen Nachbarn lebt er meines Wissens friedlich zusammen…“
Und muss sich dabei mit Nachbarn abfinden, denen die Sicherheitsinteressen Russlands am Rektum vorbeigehen. Ich spreche hier in erster Linie – neben der Ukraine selbst – von den NAhTOd-Mitgliedern Polen, Estland, Lettland, Litauen – und neuerdings auch Finnland.
Stef
17. Januar 2025 @ 15:49
Von grundsätzlich habe ich auch nicht gesprochen. Im Fall der Ukraine ist es die offizielle Linie Russlands. Das ist m.E. für ein Land im großmachtpolitischen Wettbewerb verständlich. Aber auch nur da, weil alle Großmächte es sich rausnehmen.
Kleopatra
17. Januar 2025 @ 07:06
Russland hat die Ukraine angegriffen, sobald (im Jahr 2014) klar war, dass sie sich mit der EU assoziieren und langfristig ihr beitreten wollte. Wenn das keiner Widerlegung der Behauptung, die EU habe „ohne die Ukraine“ im Frieden mit Russland gelebt, ist, was denn sonst? Das Problem ist eben, dass Russland nicht bereit ist, die Selbstständigkeit der Territorien zu akzeptieren, die einmal zum Russischen Reich (pardon Sowjetunion) gehört haben.
Guido B.
17. Januar 2025 @ 09:03
@Kleopatra:
Das Problem ist eben, dass Wahnvorstellungen wie Ihre über Russland kursieren und das „Reich des Bösen“ keinen Platz mehr in der Weltgemeinschadt haben darf. Solche Wahnvorstellungen und nicht die nüchterne Analyse der Realität sind der Nährboden für Genozide.
Arthur Dent
17. Januar 2025 @ 09:43
@Kleopatra
Die EU hat sich kräftig in die inneren Angelegenheiten der Ukraine eingemischt, um Janukovic “wegzuputschen”. Victoria Nuland hat ja bestätigt, dass die USA sich den “Regime-Change” haben 5 Mrd. Dollar kosten lassen.
Und wenn ich richtig informiert bin, hat die Ukraine bei ihrer Unabhängigkeitserklärung 1991 per Referendum festgelegt, ein souveräner und blockfreier Staat sein zu wollen. Und warum war es allen angeblich unmöglich, die völkerechtsverbindlichen Minsk-Abkommen einzuhalten?
A. Lesemann
17. Januar 2025 @ 11:17
Man stelle sich in diesem Zusammenhang vor, dass umgekehrt ein paar TikTok-Beiträge genügen sollen, um eine Wahl zu annullieren…..
Arthur Dent
16. Januar 2025 @ 23:59
“Die nächste Energiekrise ist programmiert” – Man extrahiert das Sonnenlicht aus Gurken, dieses verpackt man in Säcke und trägt sie in Rathäuser ohne Fenster. Schon wirds hell. Einen Teil des Sonnenlichts bewahrt man als Reserve auf – für kalte und regnerische Tage 🙂
Kein Scherz – so ähnlich verfährt man beim Wasserstoffhochlauf. Man will grünen Wasserstoff aus Namibia, dann stellt man fest, dass man weder Spezialschiffe noch Pipelines hat. Also nimmt man jetzt lieber grünen Ammoniak, der lässt sich leichter transportieren (BASF in Ludwigshafen hat die Produktion bereits eingestellt – zu teuer). Aus 2 Mio. Tonnen Ammoniak (entsprach in etwa der deutschen Jahresproduktion) lassen sich mit Cracking-Anlagen unter hohem Energieaufwand rund 350.000 Tonnen Wasserstoff zurückgewinnen. Man füge das Wörtchen grün hinzu, da scheuen wir weder Kosten noch Mühen. So ein Green Deal ist schon mal einen Karlspreis wert.
KK
16. Januar 2025 @ 19:45
Das Verhalten der EU hinsichtlich der Russland-Sanktionen gemahnt mich an einen Bluter mit Borderline, der partout nicht aufhören kann, sich zu ritzen…
Reykjavik
16. Januar 2025 @ 19:38
„Denn in Wahrheit ist es ja so, dass EUropa ohne die Ukraine in Frieden mit Russland gelebt hat…“
Das ist die prägnanteste Beschreibung der Situation, die ich je gelesen habe.
Guido B.
16. Januar 2025 @ 17:57
Wer noch die Hoffnung hat, dass Europa in naher Zukunft wieder zum Frieden zurückkehrt, sollte aufwachen! Die Eliten EUropas sind fest entschlossen, Russland mit allen Mitteln zu besiegen. Ihr Hass auf Russland hat sie in einen kollektiven Fanatismus getrieben, den Europa das letzte Mal in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte. Wieder tragen Massenmedien erheblich zur Eskalation bei. Damals riefen der Kommunismus und die angebliche jüdische Weltherrschaft eine kollektive Paranoia und Vernichtungshysterie hervor. Heute vernebelt der eingebildete russisch-chinesische Imperialismus die Sinne. Die Hassprediger, allen voran Selenski, bombardieren uns täglich mit ihrer Kriegspropaganda.
Es ist unmöglich, dass dieser Fanatismus nicht in einem großen Krieg endet. EUropas Eliten WOLLEN den Krieg mit Russland, weil sie sich mit Russland keinen Frieden mehr vorstellen können und sich moralisch, militärisch und wirtschaftlich überlegen fühlen. Je mehr sie sich mit ihrem Russenhass selbst schaden, desto größer wird ihr Russenhass. Russland muss krepieren! Die destruktive Dynamik ist nicht mehr zu stoppen.
ebo
16. Januar 2025 @ 18:21
Doch, Trump könnte diese Dynamik vielleicht noch stoppen. Die Frage ist nur, ob er es will!
Guido B.
16. Januar 2025 @ 18:41
Möglich, aber wie? Fanatiker finden immer einen Weg, die Katastrophe zu provozieren, und von dieser Sorte gibt es in EUropa mehr als genug. In der Russenfrage sind mittlerweile fast alle Fanatiker.
Marschall
16. Januar 2025 @ 21:53
Und welches Interesse sollte er daran haben die für die USA erfolgreiche Politik nicht forzusetzen?
Seine Base will keinen Krieg und denkt teilweise auch dass die Abermilliarden hätten besser at home investiert werden sollen direkt, aber seine von ihm direkt profitierenden Propagandisten werden dieser schon verklickern dass es ihnen im Endeffekt mehrfach indirekt nutze den Konkurrenten auszuschalten, den MIC zu füttern und wenn sie klug sind, die Profite zu nutzen damit die Infrastruktur zu verbessern und auch mit diesen (High Tech) Jobs zufrieden zu stellen.
Ich fürchte wir müssen uns selbst helfen.
Helmut Höft
17. Januar 2025 @ 09:45
“… ob er es will!” Nö! Die Frage ist zu welchem Preis. Die Bereitschaft der €U irgendeinen Preis zu zahlen ist ja grds. immer da!
Aber @Guido B hat ja leider nicht unrecht: An Russlandphobie, an Putinphobie sind unsere Eliten und Propagandaapparate (öffentliche und private) nicht zu überbieten.
Monika
16. Januar 2025 @ 17:46
a “historic” 100-year partnership with Ukraine…
warum nicht gleich ein 1000-jähriges gemeinsames Reich? Das wäre wohl, ich gebe es zu, zu übertrieben. Die Bodenschätze und was sich sonst noch lohnt rauszuholen aus der Ukraine wird in diesen 100 Jahren wohl rausgeholt sein.
Und die “EU auf eigenem Pfad”, Straßen und Wege sind in den nächsten 100 Jahren den angloamerikanischen Herren vorbehalten. Der Ukrainer an sich stört da nur bei der Plünderung, deshalb muss der Krieg auch noch ein wenig andauern! Schließlich sind die Angloamerikaner nicht Mutter Theresa…
Marschall
16. Januar 2025 @ 22:01
Zeigt vor allem wie undemokratisch diese Leute wie Starmer sind, eine außenpolitische Verpflichtung die man ja zugunsten vermeintlich sonst eingeschränkter bis verlorener Glaubwürdigkeit des Staates einhält selbst wenn sie der Politik der nächste oder xten Regierung widerspräche und somit das Prinzip der austauschbaren Herrschaft auf beschränkte Zeit ad absurdum führt.
Muss man natürlich gerade bei einem politikerfahrenen Anwalt von ausgehen dass er das weiß und deswegen auch einen entsprechenden Vorsatz annehmen darf.
Weiß dass du das indirekt auch schon schriebst aber ich fand es relevant noch einmal auszubuchstabieren.
BTW, Du erwähntest die Tage US Studien über den politischen Einfluss in Deutschland, kannst Du sie benennen oder direkt verlinken, Monika?
W. Nissing
17. Januar 2025 @ 09:45
https://www.nachdenkseiten.de/?p=127273
Nur ein Baustein
Monika
17. Januar 2025 @ 17:50
Das ist eigentlich eine alte Kamelle aus den 20zehner-Jahren, aber aktueller denn ja finde ich.https://www.cambridge.org/core/journals/perspectives-on-politics/article/testing-theories-of-american-politics-elites-interest-groups-and-average-citizens/62327F513959D0A304D4893B382B992B
Genauso wie viele der unverstellten Schriften von Walter Lippmann (public opinion z.B.) und anderen. Unverstellt weil in vordigitalen Zeiten viele Schriften meist nur Fachleuten zugänglich waren, und daher kein Blatt vor den Mund genommen wurde.