Trump bittet zur Kasse, Kallas begrüßt Kurswechsel – und EU kürzt Strafpaket

Die Watchlist EUropa vom 15. Juli 2025 – Heute mit News und Updates zur neuen Ukraine-Politik der USA und einem Ultimatum an Russland sowie zum Handelskrieg zwischen Washington und Brüssel

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US-Präsident Trump legt eine Kehrtwende in der Ukraine-Politik hin. Plötzlich will er amerikanische Patriot-Luftabwehrsysteme liefern, und EUropa soll zahlen. Das dürfte Deutschland und die EU mehrere Milliarden kosten.

Zuvor hatte der MAGA-Mann gedroht, einen Zoll von 30 Prozent auf europäische Exporte zu erheben. Dies liefe auf eine Handelssperre hinaus, heißt es in Brüssel. Der Preis geht in dutzende, wenn nicht hunderte Milliarden.

Trump bittet zur Kasse – und die EUropäer zahlen. Dafür sorgen, zumindest auf den ersten Blick, Nato-Generalsekretär Rutte und EU-Kommissionschefin von der Leyen. Sie lesen Trump jeden Wunsch von den Lippen ab.

Dammbruch in Deutschland

Möglich ist das aber nur, weil zuvor in Deutschland alle Dämme gebrochen sind. Mit der unbegrenzten Schuldenfinanzierung für Rüstung und Verteidigung hat Kanzler Merz dem US-Präsidenten de facto einen Freibrief ausgestellt.

Erst hat Merz, ohne mit der Wimper zu zucken, Trumps absurdes Fünf-Prozent-Ziel für die Nato abgenickt. Damit machte er den Weg für Rutte frei, die europäischen Nato-Mitglieder mußten folgen. Nur Spanien zieht nicht mit.

Nun will der CDU-Kanzler auch noch Milliarden für Waffenkäufe in den USA locker machen. Das Patriot-System für die Ukraine dürfte nur der Anfang sein. Trump will noch mehr Waffen verkaufen, die Zölle nutzt er als Hebel.

EUropa ist nun erpressbar

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Die deutsche Exportabhängigkeit, die Nibelungentreue zu den USA und die romantische Überhöhung der Ukraine haben Deutschland und die EU erpressbar gemacht. Trump weiß das – und nutzt es schamlos aus.

Lässt sich dieser Wahnsinn noch stoppen? Ich fürchte, nein. Zum einen ist die Angst vor Russland schon zu groß, Frankreich schürt sie sogar am heiligen Nationalfeiertag. Zudem haben alle demokratischen Kontrollen versagt.

Die Parlamente haben sich als unfähig erwiesen, Merz, von der Leyen oder Rutte in die Schranken zu weisen. Sie haben zugestimmt oder weggeguckt, als die Kassen für den Krieg geöffnet wurden. Nun fließt das Geld – in die USA…

Siehe auch Von der Leyens Kommission ist außer Kontrolle

P. S. Mit seiner neuen Ukraine-Politik rückt Trump wohl endgültig von seinen Wahlversprechen ab. Das gibt Ärger an der MAGA-Basis – vielleicht eine kleine Hoffnung?

News & Updates

  • Kallas begrüßt Kurswechsel in den USA. Die EU-Außenbeauftragte Kallas hat ein Ultimatum von US-Präsident Trump gegenüber Russland begrüßt. Es sei “sehr positiv”, dass Trump eine harte Haltung gegenüber Russland einnehme, sagte Kallas. “Andererseits sind 50 Tage eine sehr lange Zeit”, gab sie zu bedenken. Trump hatte zuvor Russlands Verbündeten wie China und Indien mit Strafzöllen von 100 Prozent gedroht. Die USA würden die sogenannten Sekundärzölle erheben, wenn es in 50 Tagen keine Waffenruhe-Vereinbarung im Ukraine-Krieg gebe. – Bisher hat die EU Sekundär-Sanktionen stets als illegal verurteilt. Nun können sie ihr plötzlich nicht schnell genug kommen…
  • Selenskyj bildet Regierung um. Der ukrainische Präsident will seine Wirtschaftsministerin zur neuen Ministerpräsidentin machen. “Ich habe vorgeschlagen, dass Julia Swyrydenko die Regierung führen und deren Arbeit wesentlich erneuern soll”, erklärte Selenskyj . Sie soll den bisherigen Amtsinhaber Denys Schmygal als Ministerpräsidentin ablösen. – Der Wechsel könnte ein Zugeständnis an US-Präsident Trump sein – aber auch ein Eingeständnis der Schwäche im Krieg.Mehr im Blog
  • Brüssel will Kindersperren im Internet. Ein neuer digitaler Alterscheck soll künftig verhindern, dass Kinder und Jugendliche in der EU auf Pornografie und andere nicht altersgerechte Inhalte zugreifen können. Die EU-Kommission stellte dafür eine technische Vorlage zur Verfügung, die zunächst in Dänemark, Frankreich, Spanien, Griechenland und Italien getestet wird. Langfristig ist geplant, die Technik in den digitalen EU-Ausweis zu integrieren. – Die digitale Schlinge zieht sich zu – wie zu befürchten war…

Das Letzte

Die EU kürzt ihr Strafpaket. Erst hat die EU-Kommission im Handelskrieg mit den USA auf längst beschlossene Gegenmaßnahmen verzichtet. Nun kürzt sie auch noch ihr zweites, noch nicht verabschiedetes Strafpaket: Die möglichen Gegenzölle auf US-Produkte wurden von zuvor 95 Mrd. Euro auf 72 Milliarden Euro zusammengestrichen. Die EU-Kommission habe den Mitgliedsländern eine Liste vorgelegt, die in Kraft treten solle, sollten die Verhandlungen mit der US-Regierung scheitern, sagte Handelskommissar Sefcovic . Das Ziel sei aber weiter, einen Kompromiss zu finden. – Wenn man vorher den Schwanz einzieht und auch noch mögliche Gegenmaßnahmen abschwächt, dürfte das US-Präsident Trump kaum beeindrucken…

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