Sommerzeit: Das Ende vom Lied
Eigentlich sollte sie schon 2019 abgeschafft werden, rechtzeitig zur letzten Europawahl. Doch vier Jahre später ist die nervige Zeitumstellung von Sommerzeit auf Normalzeit immer noch da.
Woran das liegt, zeigt dieser Repost – vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere bei der Europawahl 2024 an das gebrochene Versprechen. Unsere EU-Politiker schweigen…
Repost vom 26. Oktober 2018. Der Originalpost hatte den Titel “Sommerzeit: Das Ende vom Ende?”
Für Wirtschaftsminister Altmaier ist der Fall klar: Die gesamte EU soll Deutschland auch bei der Zeitumstellung folgen und so schnell wie möglich die ewige Sommerzeit einführen. Doch der Widerstand wächst.
So setzt sich Belgien dafür ein, die Entscheidung zu vertagen. Dies hatte der österreichische EU-Vorsitz vorgeschlagen – das Ende der Zeitumstellung soll nach den Planungen aus Wien frühestens 2021 kommen!
Dies ist ein Rückschlag für die EU-Kommission, die das Ende bereits 2019 einleiten wollte, rechtzeitig vor der Europawahl. Doch mit ihrer plötzlichen, populistischen Kehrtwende hat die EU-Behörde für Chaos gesorgt.
Sie hat die Entscheidung nämlich den EU-Staaten zugeschoben – angeblich im Namen der Subsidiarität, in Wahrheit aber, um den deutschen Winterzeit-Muffeln einen Gefallen zu tun und sich bürgernah zu geben.
Dies führt nun zu Durcheinander. So will Portugal an der Zeitumstellung festhalten, die Balten wollen die ewige Sommerzeit. Doch die Slowakei möchte einfach bei der Winterzeit bleiben, was auch viele Mediziner für das Vernünftigste halten.
Am Montag beugen sich die EU-Verkehrsminister in Graz erstmals über das leidige Thema. Bei der informellen Zusammenkunft hinter verschlossenen Türen dürfte es hoch her gehen.
Und all jene, die nun hoffen, am Sonntag werde zum letzten Mal an der Uhr gedreht, dürften enttäuscht werden. Wenn es dumm läuft, könnte das Treffen sogar das Ende vom Ende der Zeitumstellung einleiten…
Siehe auch “Summertime madness”
Kleopatra
2. November 2023 @ 08:50
Die Kritik an der Kommission, weil sie die Entscheidung den Mitgliedstaaten überlassen hat, ist unangebracht. Die EU ist schließlich in ihrer West-Ost-Ausdehnung groß genug, dass sie immer mehrere Zeitzonen umfassen dürfte. Allenfalls das Datum der Umstallung von Winter- auf Sommerzeit und zurück regelt man sinnvollerweise einheitlich. Aber wenn die Staaten selbst über ihre jeweilige Zeitzone entscheiden weshalb soll die Grundsatzentscheidung für oder gegen Sommerzeitumstellung nicht auch von den Staaten getroffen werden?
Monika
30. Oktober 2023 @ 15:27
Wir haben ja in der EU gerade keine wichtigeren Themen, die der Betrachtung und der intellektuellen Durchdringung harren…
sich dann aber verwundert die Augen reiben, wenn, während des Schwätzchens oder Schläfchens, „die Welt wie wir sie kennen“ untergeht…
„Deutschland muss wieder kriegstauglich werden“ auf einer Stufe mit „haben sie Probleme mit der Zeitumstellung“ … Nun denn.
KK
1. November 2023 @ 23:52
Vielleicht beendet ja auch bald eine ewige Nacht mit vorausgehender Götterdämmerung oder meinertwegen auch Ragnarök diese Diskussion um die Sommerzeit… das ist dann wohl eigentliche die Zeitenwende im Sinne von Scholz und seinem Adjutanten Pistorius.
Sommerzeit oder Normalzeit? Endzeit!
Karl
30. Oktober 2023 @ 08:51
Als Frühaufsteher finde ich die Sommerzeit mit der Zeitumstellung prima: Im Sommer den kühlen Morgen genießen, aber im Winter wirds trotzdem noch morgens Licht! Wenn die schlecht gelaunten Spätaufsteher endlich ihren Kreislauf auf Betriebstemperatur zu bringen versuchen und über „Umstellungen“ meckern, habe ich schon einen schönen Morgen gehabt!
Als Schüler auf Schüleraustausch in Frankreich vor langer Zeit war ich immer etwas neidisch auf die Franzosen wegen der Sommerzeit. Aber seitdem wir sie auch haben, freue ich mich über dieses Stück Lebenskultur.
Thomas Damrau
30. Oktober 2023 @ 09:26
@Karl
Es hindert Sie niemand von Ende März bis Ende Oktober morgens eine Stunden früher aufzustehen, um den Morgen zu genießen.
Denn nichts anderes ist die Sommerzeit-Regelung: Eine kollektive Verabredung, eine Stunde früher aufzustehen.
Aber das kann sollte man dem Individuum überlassen und nicht zentral verordnen.
KK
30. Oktober 2023 @ 15:08
Als schlechtgelaunter Spätaufsteher seit Kindheitstagen und fast ebensolange Nachtmensch an wüsste ich nicht, warum ich mich Ihren Vorlieben anpassen sollte. der frühe Vogel kann mich mal!
Zu den Zeitzonen und um welche Uhrzeit die Sonne darin jeweils im Zenith stehen sollte, wurde bereits alles gesagt!
Thomas Damrau
30. Oktober 2023 @ 08:45
Sicher ein schönes Beispiel für eine fragwürdige Regelung, die die EU nicht mehr los wird, auch wenn sie sich als nutzlos (bis schädlich) erwiesen hat: Irgendwann ist die EU von der geradlinigen (astronomischen) Idee „Mittag sollte in der Mitte des Tages liegen und Mitternacht in der Mitte Nacht“ abgewichen. (Westspanien liegt auch ohne Sommerzeit schon 23 Grad vom Referenzlängengrad der MEZ, 15 Grad Ost, entfernt. Mit Sommerzeit sind es 38 Grad: das sind 2 1/2 Stunden, um die Mittag und Mitternacht verschoben sind.)
Jetzt sind die divergierenden Interessen nicht mehr unter einen Hut zu bringen: Wechsel beibehalten, zurück zur astromonischen Zeit, ewige Sommerzeit, … Irgendwann wird die Biergarten-Lobby fordern, die Zeitzone gleich um drei Stunden anzupassen, damit man zur Sommersonnenwende im Juni auch noch nach 23:00 hell hat.
Aber das sehen wir ja überall bei der EU:
– Die EU wurde irgendwo im Niemandsland zwischen Freihandelszone und föderalem Staat gegründet. Und aus dem Niemandsland kann sie auch nicht mehr weg bewegt werden, weil die verschiedenen Akteure sie in jeweils verschiedene Richtungen verschieben wollen. Und so bleibt alles beim Alten.
– Die EU wurde als Bürokratie und nicht als Demokratie aufgesetzt. Das hat sich für Regierungen der Einzelstaaten bewährt: Unangenehme und im eigenen Land umstrittene Entscheidungen konnten nach Brüssel delegiert werden und am Ende haben die Regierungs-Chefs immer das letzte Wort. Wozu daran etwas ändern? Um den Schein zu wahren, hat man etwas Demokratie-Folklore in Form des Europa-Parlaments eingefügt.
So gesehen ist für mich die Debatte um die Sommerzeit nur ein Symptom struktureller Defizite: Die EU ist Änderungs-resistent.
ebo
30. Oktober 2023 @ 09:16
So ist es. Ein weiteres aktuelles Beispiel: Die unmögliche Reform der Schuldenregeln aus dem Stabilitätspakt…
Helmut Höft
30. Oktober 2023 @ 09:24
@Thomas Damrau
Ja, ein schönes Beispiel dafür, dass Menschen sich offensichtlich (?) nicht einigen wollen/können, zumindest dann wenn sie in einer Menge < 3 zusammen kommen. Gerne werden Rahmenbedingungen installiert, die dieses geradezu erzwingen; niemand interessiert sich für die Folgen!
Warum muss einer (zwanghaft?) Hott! sagen, wenn ein anderer gerade Hüh! gesagt hat? Wozu ist Populismus gut wenn er doch nur der aktuellen Stimmungslage (eines Haufens) nachläuft?
Bevor ich es vergesse: Die EU muss erweitert werden ("… esse delendam"). *facepalm*
Arthur Dent
29. Oktober 2023 @ 17:18
Warum nur wundert mich das jetzt nicht. Die EU kann sich mal wieder nicht einigen. Vielleicht geht es schneller, wenn die Ukraine mit am Tisch sitzt. Sommerzeit, Winterzeit, Endzeit..
KK
29. Oktober 2023 @ 13:21
Es gibt keine „Winterzeit“ – die Erde ist in vierundzwanzig Zeitzonen unterteilt, die idR jeweils eine Stunde Differenz zu den benachbarten aufweisen. Das künstliche Konstrukt ist die „Sommerzeit“.
Will ich dieses Konstrukt wieder abschaffen, bleibt – allein schon aus Gründen der Logik – nur, zur Normalzeit (bei uns in Deutschland oder Brüssel ist das die MEZ) zurückzukehren. Denn sonst läuft man Gefahr, ganzjährig oder zumindest teilweise eine Differenz von zwei Stunden zwischen direkt benachbarten Zeitzonen zu etablieren.
MarMo
31. Oktober 2023 @ 18:19
So ist es. Und die MEZ wird von Chronobiologen aus guten Gründen favorisiert. Vielen Menschen würde damit geholfen, Unfälle würden verhindert, Kinder vielleicht wenigstes etwas besser ausgeschlafen in die Schule geschickt, wenn wir diesen Unsinn mit der “Sommerzeit” ließen – ud das würde nichts kosten.