So hat Selenskyj den EU-Gipfel zum Waffenbasar umfunktioniert

Ukraines Präsident hat seinen Besuch in Brüssel nicht nur dafür genutzt, für den Krieg gegen Russland zu werben. Er hat auch den EU-Gipfel instrumentalisiert – offenbar mithilfe von Geheimdienst-Erkenntnissen.

Dies geht aus einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa hervor, die sich auf einen ranghohen EU-Beamten beruft. Demnach hat Selenskyj bei seinem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs detaillierte Wunschlisten für mögliche Waffenlieferungen verteilt.

Die Wünsche waren offenbar gezielt auf die (geheimen) Lagerbestände der jeweiligen Mitgliedstaaten zugeschnitten. Damit solle der Druck auf die einzelnen Staaten erhöht werden, zur Verteidigung im Krieg gegen Russland mehr zu liefern.

Die Ukrainer wüssten besser als die Staats- und Regierungschefs, was in den Lagern vorhanden sei, ergänzte der EU-Beamte. Auf die Frage, woher die Ukrainer die Informationen haben, sagte der Beamte: „Sie sind informiert, sie haben Kontakte.“

Offenbar war Selenskyj von Geheimdiensten „gebrieft“ worden. Man darf davon ausgehen, dass nicht nur ukrainische Dienste beteiligt waren. Selenskyj war vor Brüssel auch in Washington und London, seine Armee profitiert von umfangreichen US-Daten.

Der EU-Michel half

Dass Selensky den EU-Gipfel umfunktionieren konnte, hat er aber auch Gipfelchef Charles Michel zu danken. Der hatte am Donnerstag vier Ländergruppen gebildet, in denen Selenskyj gezielt auf die Staaten zugehen konnte – hinter verschlossenen Türen.

Deutschland und Frankreich wurden nichts ins Gebet genommen – vermutlich, weil sie sich nicht herumschubsen lassen und Selenskyj schon am Vorabend Macron und Scholz in Paris getroffen hatte. Alle anderen mußten in den „Beichtstuhl“.

Bleibt die Frage, warum keiner protestiert hat. Ein EU-Gipfel ist kein Waffenbasar, er soll die Teilnehmer nicht unter Druck setzen. Michels Job wäre es vielmehr gewesen, die 27 zusammenzuführen und endlich eine gemeinsame Strategie zu formulieren.

Stattdessen ließ sich der liberale Belgier auch manipulieren – pardon: instrumentalisieren…

Mehr zum Selenskyj-Gipfel in Brüssel hier. Siehe auch meinen Beitrag für den Cicero: „Kriegsrhetorik in Brüssel“, leider hinter Paywall.

___STEADY_PAYWALL___