Die gute Nachricht aus Brüssel: Saubere Luft und erschwingliche Autos
Doch, es gibt sie noch – die guten Nachrichten aus Brüssel. Diese Woche: Die neue Abgasnorm Euro-7 verheißt saubere Luft und erschwingliche Autos.
Was bedeutet der Vorschlag zur Euro-7 Norm, mit dem die EU-Kommission die Schadstoffemissionen von Fahrzeugen reduzieren will? Welche Kosten pro Fahrzeug sind zu erwarten und reicht die Zeit für die Umsetzung? In Deutschland zirkulieren teilweise irreführende und alarmistische Aussagen zum Vorschlag der Kommission. Die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland hat deshalb noch einmal alle Fakten zusammengetragen und geht in einem Fragen-Antworten-Katalog auch auf geäußerte Bedenken ein.
Neufahrzeuge, die auf Europas Straßen fahren, sollen in Zukunft sauberer werden. Dazu hat die EU-Kommission im November 2022 einen Vorschlag für Pkw, Transporter, Lkw und Busse vorgelegt, die Euro-7-Norm. Die zweite öffentliche Konsultation dazu endet heute. Die EU-Kommission schlägt einen planbaren und realistischen Weg zu schadstofffreien Fahrzeugen vor, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Umwelt zu schützen. Gleichzeitig soll Europas Automobilindustrie wettbewerbsfähig bleiben.
„Wir können keine Gesellschaft akzeptieren, in der die Belastung durch Luftverschmutzung allein in der EU-27 jährlich für mehr als 300 000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich ist“, sagte die für die Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin Margrethe Vestager bei der Vorstellung des Vorschlags. „Die neuen Vorschriften werden uns helfen, sauberere Luft zu atmen und den Sektor grüner und widerstandsfähiger zu machen. Wir müssen an dem Ziel des europäischen Green Deal festhalten und weltweit Maßstäbe setzen.“ Der Straßenverkehr ist die größte Quelle der Luftverschmutzung in den Städten.
EINORDNUNG: Nicht nur die Autoindustrie, auch die IG Metall läuft Sturm gegen die neue Abgasnorm. Sie bringe wenig und mache vor allem Kleinwagen noch teurer, so die Kritiker. Auch im Europaparlament gibt es Widerstand. Die EU-Kommission versucht nun in einer Charmeoffensive in letzter Minute, den Widerstand in Deutschland zu brechen…
Mehr hier (Pressemitteilung der EU-Kommission). Mehr gute Nachrichten aus Brüssel hier.
KK
14. Februar 2023 @ 01:53
@ Thomas Damrau:
“Und so hat der Fortschritt bei der Motortechnik in erster Linie schwerere und leistungsstärkere PKW hervorgebracht, während der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch kaum gesunken ist.”
Nicht nur der Fortschritt bei der Motortechnik hat immer schwerere PKW hervorgebracht, die dann eben auch besonders in Deutschland mit dem fehlenden Tempolimit auf Autobahnen zwangsläufig auch immer leistungshungriger wurden.
Und hier hat der Gesetzgeber, der immer mehr an Sicherheitseinrichtung fordert, auch eine Teilschuld: Sicherheitstechnik wie Airbags wiegen nun mal, die ganze Technik um das gesetzlich vorgeschriebene andere Equipment ebenfalls. So ein Tinneff wie die inzwischen vorgeschriebene automatische Reifendrucküberwachung bringt mehr Gewicht, aber keinen wirklichen Nutzen – ausser dem für die Werkstätten, dass man einen Reifen nicht mehr einfach selber wechseln kann.
Heute wiegt selbst ein Golf in der Grundausstattung gut zwei Drittel oder eine halbe Tonne mehr als früher: der I damals 750 KG, der VIII heute 1255 KG.
Und obwohl jetzt nach der neuesten Studie eigentlich klar ist, dass ein generelles Tempolimit erheblich mehr CO2 einsparen würde als bislang postuliert und dabei keinen einzigen Cent kosten würde, sorgt die kleine Bonzenpartei FDP weiterhin dafür, dass kein solches eingeführt wird, und die beiden grossen “Ampel”-Parteien lassen sich von dieser am Nasenring über die Autobahn führen!
Thomas Damrau
13. Februar 2023 @ 07:45
@KK
Es hilft aber nicht weiter, wenn wir argumentieren “Da drüben wird so was von gesündigt – da kommt es auf unser bisschen Sünde auch nicht mehr.” Jeder verteidigt sein klein bisschen Sünde. Nur summieren sich tausend kleinen Sünden zum großen Problem auf.
Und die deutsche Autoindustrie ist seit Jahrzehnten auf dem falschen Trip. Vor allem deshalb, weil die deutsche Regierung immer wieder ihr Veto eingelegt hat, wenn Brüssel umwelt-schonendere PKW gefordert hat.
Und so hat der Fortschritt bei der Motortechnik in erster Linie schwerere und leistungsstärkere PKW hervorgebracht, während der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch kaum gesunken ist. Dieses Geschäftsmodell ist nicht zukunftsfähig, weil wir auch beim Verkehr Energie sparen müssen – egal ob das Fahrzeug mit Verbrenner oder elektrisch angetrieben wird.
KK
12. Februar 2023 @ 17:55
@ Thomas Damrau:
Es geht um ein paar Jahre… und bei den ganzen Klimaemissionen wurden auf sämtlichen Klimakonferenzen alles militärische komplett ausgespart. Mit dem jetzigen Rüstungswahnsinn wird soviel an Schadstoffen produziert werden, dass dagegen die Autoindustrie ein nur geringes Problem sein wird.
Sollte hier in EUropa nicht in Zukunftstechnologien investiert werden, dann wird auch die e-Automobilindustrie künftig eine chinesische (und vielleicht auch US-)Domäne sein.
Und ansonsten halte ich es mit Armin Christ: Bei einer weiteren Eskalation durch Brüssel (NAhTOd und EU) wird die kriegsbedingte Sterblichkeit (nicht: ÜBERsterblichkeit) in Kontinental-EUropa wohl bei nahezu 100% liegen! Ganz ohne durch zivile Autoabgase verursachte Emissionen…
Thomas Damrau
12. Februar 2023 @ 12:30
@KK + @Arthur Dent
Ich habe mir vor einiger Zeit als statistischer Halb-Laie mal eine Studie mit hochgerechneten Todeszahlen durch Luftschadstoffe durchgelesen und fand sie methodisch auch gewagt.
Trotz dieses Vorbehalts würde ich davor warnen, auf die Anti-Euro-7-Kampagne aufzuspringen:
– Dass Luftschadstoffe gesundheitsschädlich sind (qualitativ), lässt sich nicht leugnen, lediglich die hochgerechneten Zahlen stehen auf wackligen Beinen (quantitativ). Die Studie, die ich gelesen habe, hat ein breites Konfidenzintervall auch zugegeben (Konfidenzintervall : “wie viel Abweichung nach unten und oben muss man einräumen, damit man den tatsächlichen Wert mit hoher Wahrscheinlichkeit einschließt?”). Diese Einschränkung der Studien wird in den Pressemitteilungen meist unterschlagen …
– “Übersterblichkeit” wird notorisch falsch interpretiert. Statt “Mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben pro Jahr unter Bedingung A 50 Menschen mehr als unter Bedingung B”, wird suggeriert, es gäbe 50 Gräber mit den Opfern von Bedingung A. Letzteres ist Unsinn (wenige sterben z.B. allein an Luftverschmutzung, aber für einige ist die schlechte Luft der letzte Sargnagel) – macht aber die ursprünglich statistische Aussage nicht unsinnig, wie von interessierter Seite gerne behauptet wird.
– Ansonsten scheint mir die Anti-Euro-7-Kampagne von der Auto-Lobby inszeniert zu sein, die sehr wohl die Entwicklungskapazitäten hat, um immer schnellere und schwerere Diesel-PKW zu bauen. (Daimler hat ja schon angekündigt, das preiswerte Segment des PKW-Markts aufzugeben und nur noch teure Limousinen produzieren zu wollen.)
– Es geht also vor allem um’s Geschäft. Und um das Geschäftsmodell am Leben zu halten, werden Unmengen von Nebelkerzen geworfen. Beispielhaft das Interview, das der FDP-Umweltexperte Köhler dem Deutschlandfunk gegeben hat: https://www.deutschlandfunk.de/int-lukas-koehler-fdp-fraktionsvize-zu-klimaschutz-und-autobahnen-dlf-32ff222c-100.html
Zu den klassischen Nebelkerzen gehören:
(1) “Mit E-Mobilität sind alle Umweltprobleme gelöst”
– Stand heute wird der Strom für E-Autos zu 50% fossil erzeugt.
– Auch E-Autos unterliegen den Gesetzen der Physik: Der Energiebedarf nimmt linear mit der Masse des Auto und quadratisch mit der Geschwindigkeit zu.
– Auch E-Autos fahren auf Reifen, die mit ihrem Abrieb die größte Quelle für Mikroplastik sind. Diese Statistik steht nicht auf wackligen Beinen.
(2) “E-Fuels für alle sind eine realistische Option”
– Auf dem Weg vom erneuerbaren Strom über Wasserstoff zu langkettigen Kohlenwasserstoffen, dann über den Verbrennungsmotor auf die Straße geht 90% der ursprünglichen Energie verloren.
– Solche Verschwendung kann man sich leisten, wenn es für ein Szenario wirklich keine Alternative gibt, oder wenn man erneuerbaren Strom im Überfluss hat. Letzteres ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.
– Damit ist auch meist noch die Option verbunden, den Verbrennungsmotor in die zweite Häflte des 21. Jahrhunderts retten zu können. Wer so denkt (und das sind nicht wenige), darf nicht mit dem Argument “Euro-7 lohnt sich nicht” kommen.
(3) “Tempolimits bringen nix”
Der All-Time-Favorite: “Ach komm, mein 1%-Anteil an der Problemlösung ist doch vernachlässigbar. Das kann doch im Bereich XY sehr viel einfacher erreicht werden.” Nur argumentiert Bereich XY genau so.
Armin Christ
12. Februar 2023 @ 11:02
Bigotteie ! Da wird auf die saubere Luft in der EU hingewiesen und gleichzeitig wird über Zerstörung und Tod bringende Waffen für das Regime in Banderastan gejube4lt. Ist Krieg keine Umweltverschmutzung ?
KK
11. Februar 2023 @ 14:23
Völlig gaga – wo der Verbrennerausstieg terminiert ist, sollte die Industrie alle Investitionen in die dann noch zugelassenen Alternativen stecken können – und nicht einen signifikanten Teil davon jetzt für eine noch schärfere Abgasnorm, die mit der real existierenden Technik nicht zu schaffen ist, sondern neuer Investitionen bedarf, um das letzte bisschen für ein paar Jahre rauszukitzeln.
Denn andernfalls dürfen sie in dieser Zeit gar keine Autos mehr verkaufen und sind dann schlicht und ergreifend weg – inklusive Arnbeitsplätzen und europäischer Wertschöpfung!
Arthur Dent
11. Februar 2023 @ 13:29
„Wir können keine Gesellschaft akzeptieren, in der die Belastung durch Luftverschmutzung allein in der EU-27 jährlich für mehr als 300 000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich ist“, sagte die für die Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin Margrethe Vestager bei der Vorstellung des Vorschlags.
Die Märchen, Die Vestager erzählt, werden nicht wahrer nur wenn man sie ständig wiederholt. Niemand stirbt durch Stickoxide. Die vielen Toten sind reine statistische Modellrechnungen (siehe z.B. Gigerenzer)