Sehenden Auges in den Krieg
Uno-Generalsekretär Guterres hat davor gewarnt, dass die Welt sehenden Auges in einen großen Krieg schlittern könne. Beim EU-Gipfel mit Präsident Selenskyj in Brüssel konnte man “live” erleben, wie das möglich wird.
“I fear the world is not sleepwalking into a wider war. I fear it is doing so with its eyes wide open.”
António Guterres
Es war ein schöner Tag in Brüssel. Die Sonne schien, die Stimmung im Europaviertel war gut, der Empfang für Wolodymyr Selenskyj eines Superstars würdig. Kaum war er angekommen, rissen sich alle um ihn.
Doch das Thema war ernst, todernst. Russland führe einen „totalen Krieg“, sagte Selenskyj im Europaparlament. Gemeinsam müsse man den „historischen Kampf“ gegen Russland zu Ende führen. “Nur unser Sieg wird den Erhalt unserer europäischen Werte garantieren“.
Beifall. Jubel. “Slawa Ukrajini”-Rufe. Aber kein Widerspruch. Nicht ein Wort der Kritik. Im Gegenteil: Parlamentspräsidentin Metsola fordert noch mehr Waffen. Die EU-Staaten müssten “Langstreckensysteme und Kampfjets” liefern, aber schnell.
Derselbe Ton im Ratsgebäude. “Jetzt ist es an der Zeit, klar zu sein und an der Zeit, maximale Unterstützung bereitzustellen”, sagt Gipfelchef Charles Michel. “Lang lebe Europa, slawa Ukrajini”, ruft Kommissionspräsidentin von der Leyen.
Beifall im Pressesaal. Von der Leyen umarmt Selenskyj, Michel geleitet ihn hinaus. Beide EU-Chefs haben sich mit ihren Treueschwüren und Hilfsversprechen überboten, wie immer. “Sie liefern sich einen Schönheitswettbewerb”, spottet ein Diplomat.
Aber kein Wort der Kritik. Nicht einmal eine Frage. Ist dieser Krieg überhaupt zu gewinnen? Und wenn ja, wie sieht die Strategie aus? Will Selenskyj mit europäischen Waffen die Krim befreien? Und wo endet der Krieg – in Sebastopol oder in Moskau?
Nichts. Nach der Pressekonferenz führt Selenskyj bilaterale Gespräche mit den Staats- und Regierungschefs. Vier Gruppen werden gebildet. Aber eine gemeinsame Aussprache zur EU-Strategie, zu den europäischen Interessen und roten Linien gibt es nicht.
So sieht es also aus, wenn man einen großen Krieg vorbereitet. “Europas Krieg”. Alle schreien hurra, niemand stellt Fragen, Bedenken werden in Kleingruppen kleingeredet. Am Ende steht die nächste Eskalation. Sage niemand, man habe es nicht wissen können…
Mehr zum Krieg in der Ukraine hier. Leseempfehlung: “We are already at war with Russia“
P.S. Nur einer hat sich dem Selenskyj-Hype beim EU-Gipfel entzogen: Ungarns Orban. Dafür trendet sein Name nun bei Twitter. Ich wünschte, es gäbe auch noch liberale und linke Politiker, die nicht klatschen, wenn es um Krieg geht…
Art Vanderley
13. Februar 2023 @ 21:50
Welches Europa?
Das der neoliberalen Wirtschaftsdogmen? Das der rassistischen, sexistischen und sozialdarwinistischen Idenditätspolitik? Das einer Entgrenzung, die nicht dem Freiheitsbegriff der Liberalen entspricht, sondern dem der Kriminellen?
Ideologie führt immer zu Krieg, auch Idenditätspolitik und Co.
KK
11. Februar 2023 @ 14:13
@ european:
“Die Frage nach dem „Recht“ ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wie sehr ist denn die aktuelle Regierung der Ukraine „im Recht“?”
Es stellt sich überhaupt die Frage, inwieweit die Regierungen nach dem inzwischen zweifelsfrei US-orchestrierten Putsch von 2014, genannt “Euromaidan”, überhaupt legitimiert sind, da ein Teil der Ukrainer ja quasi nicht an folgenden den Wahlen teilnehmen konnten. Dieser Putsch hatte ja eine demokratisch legitimierte Regierung beseitigt, um dann eine US-Marionettenregierung zu installieren.
Wer auf dem Maidan die Schüsse auf Demonstranten abgegeben bzw. befohlen hat, ist bis heute nicht aufgeklärt. Von den US-Diensten wissen wir ja, wie sie arbeiten – aus jüngerer Zeit zB die CIA-Aktionen in Venezuela, wo sie Söldner reingeschickt haben…
european
11. Februar 2023 @ 16:12
Oliver Stone widmet dem Maidan ein ziemlich umfangreiches Kapitel in der Doku Revealing Ukraine, ab Min 20, mit durchaus erschütternden Details.
https://youtu.be/jhu3lfgHhCI
Hekla
11. Februar 2023 @ 11:11
@KK: das sehe ich genauso; wie meistens im Leben, bringt der (verständliche!) Wunsch nach Monokausalität die Problemlösung nicht näher.
M.E. gibt es hier von Anfang an einen verrutschten Fokus. Das eine ist, im Recht zu sein. Das andere ist aber, tatsächlich Recht zu bekommen. Wenn man zu seinem Recht erst durch fortgesetztes und unermessliches menschliches Leid, völlige Zerstörung und Hunderttausende Todesopfer kommt, eventuell auch nur durch eine Ausweitung des Ausgangskonflikts mit buchstäblich unkalkulierbaren Risiken, ist unbedingt zu erwägen, ob es das wert ist, ob es das wert sein DARF und ob es nicht andere Wege gibt, zu seinem Recht zu kommen. Hier hätte die EU als Zivilmacht eine Hauptrolle spielen können. Müssen.
european
11. Februar 2023 @ 12:29
Die Frage nach dem „Recht“ ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wie sehr ist denn die aktuelle Regierung der Ukraine „im Recht“?
Sicherlich gibt es gemäß der OSZE – Vereinbarung, die sowohl die Ukraine als auch Russland unterschrieben haben, das Recht auf Bündnisfreiheit, SOLANGE es den Sicherheitsinteressen anderer Länder nicht widerspricht. Dieser Teil des Paragraphen 8 wird in diesem Zusammenhang immer sehr gern unter den Tisch fallen gelassen. Russland hat aber IMMER auf der Neutralität von Ukraine und Georgien bestanden aufgrund eigener, m.E. begründeter, Sicherheitsinteressen. Wenn man sich die geographischen Gegebenheiten ansieht, wird jedem einigermaßen vernunftbegabten Menschen auch klar, warum das so ist und weshalb andere Lösungen geschaffen werden müssen, die allen Parteien gerecht werden. Neutralität hätte auch ein Bonus sein können. Es kommt eben auf die Ausgestaltung an.
Es gibt sicherlich das Recht, einen Antrag auf Natomitgliedschaft zu stellen, aber es gibt keine Verpflichtung der Natomitglieder, diesem Antrag stattzugeben. Das heißt also, dass die Nato-Osterweiterung nicht etwas ist, was so ungehindert über uns gekommen ist, sondern etwas, das auch wir Deutschen aktiv betrieben haben. Wir haben unsere Versprechen gebrochen, die wir Gorbatschow gegeben haben. So einfach ist das. Warum also sollte Russland uns vertrauen? Und da bin ich noch nicht bei Minsk angekommen?
Die Ukrainische Regierung führt seit Jahren einen Bürgerkrieg gegen die eigene Bevölkerung, deren Fehler es ist, sich als ukrainische Russen zu verstehen. Setzt sie das ins Recht oder ins Unrecht? Was ist mit der nicht zu verleugnenden Naziverehrung, Bandera, Azov und anderen? Was ist mit dem Verbot von Opposition und kritischen Medien? Was mit dem neuen Gehirnwäschegesetz, wonach nach der vollständigen Widerherstellung der Ukraine die russische Bevölkerung ein Trainingsprogramm zur Anpassung durchlaufen müssen? Was ist mit dem Verbot der russischen Sprache?
Das Opfer ist die Bevölkerung, der gerade unendliches Leid zugefügt wird durch einen Krieg, der verhinderbar gewesen wäre, hätte man die Sicherheitsinteressen Russlands berücksichtigt. Aber das war nicht im Interesse der US-Amerikanischen Imperialisten und unsere Regierung hat sich willenlos vor diesen Karren spannen lassen. Die Transatlantiker unter ihnen haben sich nicht vorstellen können, dass ihnen von „unseren Freunden“ das Fell über die Ohren gezogen wird. Sie fühlten sich gebauchpinselt, mit den USA am Tisch des reichen Mannes sitzen zu können. „Fuck the EU“. Biden’s Stuhl wackelt. Selbst die Demokraten wollen nicht, dass er nochmal antritt. Es ist also die Frage, wann „unsere Freunde“ sich aus diesem unlösbaren Konflikt einfach herausziehen, ganz nach afghanischem Modell. Der Scherbenhaufen bleibt in Europa.
Zum Schluss noch: Ich verurteile ausnahmslos jeden Krieg.
ebo
11. Februar 2023 @ 12:50
Vor einem Jahr ging es um die Wahl : Sicherheitsinteressen Russlands gegen “Prinzip der offenen Tür” der Nato. Über die Interessen der EU wurde gar nicht diskutiert, eine Güterabwägung fand nicht statt. Das Recht blieb auf der Strecke…
european
11. Februar 2023 @ 13:05
@ebo
Sie haben völlig Recht. Aber auch da hatten m.E. individuelle Interessen, z.B. der EUCO-Präsidentin, Priorität vor den Interessen der europäischen Länder. Dazu muss man nur auf den Politico-Bericht verweisen, wonach diese Sanktionen bereits im November vor dem Krieg mit den USA abgesprochen waren. Da siegte persönliches Machtstreben und völlige Selbstüberschätzung über die Verantwortung gegenüber der europäischen Bevölkerung. Von Baerbock’s Anbiederei und ihrem dummen Geschwätz will ich gar nicht erst anfangen.
An die Interessen der europäischen Bürger denkt in Brüssel aktuell niemand und das ist fatal.
KK
11. Februar 2023 @ 00:41
@ Gertrud Korneli:
„Aber ein bisschen verstörend finde ich, dass Sie denjenigen, dem wir diesen Krieg zu verdanken haben, so außen vor lassen.“
Ich finde, dass man ruhig den Plural verwenden kann, wenn man von Verantwortlichen (Dankbarkeit empfinde ich da eher nicht) für diesen Krieg spricht. Sicherlich mag Putin mit den eigentlichen Kampfhandlungen in 2022 begonnen haben, allerdings haben diese eine Vorgeschichte, die weit über den Euromaidan 2014 in die Vergangenheit reicht.
Wie eigentlich nahezu jeder Krieg so hat auch dieser heutige in der Ukraine viele Väter – und auch Mütter!
Gertrud Korneli
10. Februar 2023 @ 23:34
Es wundert mich nicht, dass Sie gegen immer neue Waffenlieferungen sind. Aber ein bisschen verstörend finde ich, dass Sie denjenigen, dem wir diesen Krieg zu verdanken haben, so außen vor lassen. Selensky will also diesen Krieg – und alle machen begeistert mit? Und die armen Russen müssen diese Kriegsbegeisterung des Westens jetzt ausbaden. Zum Glück gibt es Viktor Orbán. Meinten Sie das? Wirklich?
ebo
11. Februar 2023 @ 00:27
Selenskyj war in Brüssel, nicht Putin. Die Ukraine strebt in die EU, nicht Russland. Reicht das?
KK
10. Februar 2023 @ 23:12
“Ich wünschte, es gäbe auch noch liberale und linke Politiker, die nicht klatschen, wenn es um Krieg geht…”
Kann man Politiker, die klatschen, wenn es um Krieg geht, eigentlich noch als “linke” bezeichnen? Oder ist das “links” dann nicht doch eher nur Camouflage – so wie der Schafspelz für den Wolf?
ULRIKE WIEGAND
10. Februar 2023 @ 14:52
Wenn ich mir das Video zur Veranstaltung anschaue, die Reaktionen der EU- Abgeordneten, muss ich sagen, dass ich diese für absolut überfordert halte. Frenetisches, ja fanatisches Klatschen, weil Selensky einen „struggle for Europe “ führt. Haben diese Leute blaugelbe Pillen geschluckt ? EU-Abgeordnete auf dem intellektuellen Stand von Teenagern, die eine Pop-Idol anhimmeln. An Peinlichkeit ist das nicht zu überbieten.
KK
10. Februar 2023 @ 14:28
@ ebo:
“Mit dem “fremden Drehbuch” und der “Marionette” wäre ich vorsichtig.”
Nun, nachdem die NSA ganz EUropa und ganz bestimmt deren Politikerkaste jahrelang ungeniert abgehört hat (auch bei einem “smartes” Telefon kann man selbst ausgeschaltet von ferne das Mikro einschalten, wenn man wie die US-Dienste sich entsprechende Backdoors von den Herstellern der Hard- und Software einbauen lässt), würde ich nicht ausschliessen wollen, dass über wirklich jeden Politiker dort was in der Schublade liegt, was denen die politische Karriere, soziales Ansehen oder schlicht die Ehe ruinieren könnte.
Bei Herrn Scholz mag man an Warburg und den lückenhaften Terminkalender denken, bei vdL einen Haufen angeblich gelöschter SMS sowohl aus ihrer Zeit als Verteidigungsministerin wie auch in der causa Pfizer. Und ich neige zu wetten, dass da jeder irgendwas in der Schublade hat. Man kommt heutzutage nicht mit weisser Weste bis ganz nach oben.
Auch ist bis heute wohl nicht bekannt geworden, woher die Informationen zum Fall Edathy an die Ertmittlungsbehörden kamen – genau zu der Zeit, als dieser in Sachen NSU (also rechtsextremistische Nazis) als engagierter und unbestritten akribischer Vorsitzender des Untersuchungsausschusses hätte unbequeme Fragen stellen und manches sehr Unangenehme aufdecken können… auch, was einen inzwischen offenbar selbst für die CDU zu rechten damaligen Verfassungsschutzpräsidenten und seine Förderer anging.
…und wer anders als rechtsextremistische Nazis und Bandera-Verehrer von ASOW werden denn jetzt in der Ukraine vom “Wertewesten” gepampert und uns als lupenreine Demokraten zu verkaufen versucht?
zykliker
10. Februar 2023 @ 11:47
Anmerkungen zum EU-Provinz-Personal-bashing:
– es ist egal welcher Schauspieler seine Hackfresse in die Kamera hält; das Drehbuch der hier abzuarbeitenden Agenda wird schon lange wo anders geschrieben.
– interessant wäre daher eher, welche Machtmittel der Kolonialherr besitzt, um die EU-Marionetten gefügig zu halten
– auch im oval-office sitzt nur eine Marionette, die sich zwar wie ein CEO dünken mag, in Wirklichkeit aber einfach auch nur noch ein bißchen länger leben möchte und deshalb gesundheitliche Gründe vorgibt, wenn es Fahrten mit dem Cabrio verweigert
– für die lächerlichen Durchhalteparolen gibt es großartige historische Vorbilder, die hier nicht wiedergekäut werden müssen
– folgende Analogien sollen das todernste Thema nicht verniedlichen, sondern den psychologischen Zustand der EU-Politclowns illustrieren:
nach ca 70% der Fußball-Bundesliga-Saison steht der erste Absteiger realistischerweise so gut wie fest. Vereinsfunktionäre, allen voran der Chef-Einpeitscher (hat gerade frisch übernommen) faseln vor den Kameras von Geschlossenheit, Anstrengung, Mut und unbedingtem Willen zur ….blabla wir kennen das. Intern wird längst für die 2.Liga geplant, weil das alles Realisten und außerdem keine Dummköpfe sind.
– Wollen wir uns denn immer noch wie mittelalterliche Betschwestern/-brüder behandeln lassen?
https://beruhmte-zitate.de/zitate/2082065-abraham-lincoln-man-kann-das-ganze-volk-eine-zeit-lang-tauschen-u/
– Kurz vor der Wahl steht aufgrund von Umfragen der Verlierer so gut wie fest. Er weiß das auch, will aber seinen Stimmvieh-Anhängern nicht mit bekennendem Realitätssinn den Mut rauben, damit sie trotzdem nicht resignieren und der Wahl fernbleiben. Nachvollziehbares Motiv.
– Sagen wir doch den Polit-Clowns deutlich, was wir wissen!
– Machen uns aber auch bewußt, dass ein moralisch verkommenes Machtgebilde leider eine vernichtende Niederlage (Katharsis) braucht, um einer besseren Welt Platz zu machen; und wie die aussehen könnte, wissen wohl noch nicht mal die Götter.
ebo
10. Februar 2023 @ 12:53
Mit dem “fremden Drehbuch” und der “Marionette” wäre ich vorsichtig. Natürlich kann Selenskyj nicht machen, was er will, auch Biden ist nicht völlig frei. Das heißt aber nicht, dass Scholz oder die EU diesen Herren nach dem Mund reden müssen. In Brüssel und Berlin wurde noch vor einem Jahr völlig anders geredet und gehandelt!
european
10. Februar 2023 @ 13:54
Ich denke, dass man es hier auch mit selbstgeschaffenen Problemen zu tun hat. Man hat sich bezueglich des Krieges der Staerke Russlands und der eigenen Schwaeche ganz einfach verschaetzt. Und in diesem Uebereifer hat man Zusagen gemacht, von denen man sich nicht mehr zuruecktraut. Wenn man also ueber Russland’s potenziellem Gesichtsverlust spottet, dann sollte man sich ueberlegen, was medial und (geo)politisch mit Scholz passiert, wenn er sich nun doch auf den “Diktatfrieden” (was fuer ein daemliches Wort) einliesse, oder die Waffenlieferungen verweigerte und auf Dialog mit Russland setzte. Das politische und mediale Geschrei waere ohrenbetaeubend. Diese Regierung waere sofort tot. Im aktuellen medialen Klima jedenfalls. Bei den Buergern bin ich nicht so sicher.
Wer traut sich denn noch, Selenskyj in die Schranken zu weisen, nachdem man ihm quasi die Regierungsgewalt in Deutschland uebergeben hat?
Trotzdem denke ich auch an die “Fernsteuerung” alla Buffett: Es herrscht Krieg und zwar der Krieg REICH gegen ARM und meine Klasse, die Reichen, werden ihn gewinnen.
Da gibt es die Ruestungsindustrie, den Finanzsektor uvm, die gehoerig Einfluss nehmen. Nicht zu vergessen die Medienmogule. In Deutschland bestimmen Bertelsmann und Springer das, was gelesen, gesagt und gedacht wird. In anderen Laendern sieht es ebenso aus.
Claus
10. Februar 2023 @ 11:47
Wow!!! Danke für die Kommentare, die genau meine Meinung wiederspiegeln. Ich beobachte, diese Situation seit langem und bin erstaunt über das Versagen und Hörigkeit der EU Marionetten, sowie die Gelassenheit der Bevölkerung gegenüber dieser Politik….
Hekla
10. Februar 2023 @ 10:39
@ebo: super, danke für den Hinweis!
Unter dem Manifest fand sich noch folgender Veranstaltungshinweis:
„Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht und Brigadegeneral a.D. Erich Vad haben für den 25. Februar einen Protesttag initiiert: eine Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin.“
Hekla
10. Februar 2023 @ 09:37
@KK: genau! Metsolas Subtext ist doch, dass “wir” durch Russland existenziell bedroht sind; nach diesem Verständnis wäre ein heißer Krieg mit Russland alternativlos, ja, sogar ein Muß, da es ja um unsere bloße Existenz geht. Das ist eine unfassbar gefährliche, manipulative und propagandistische Kriegsrhetorik.
Direkte Sicherheitsbedrohungen kommen m.E. derzeit auch aus einer Richtung, die ich ebenfalls sehr beunruhigend finde; hier wäre eine konsequente Reaktion existenziell wichtig! Ich erwarte z.B. vom Bundeskanzler, dass er sich zum Erkenntnisstand der Bundesregierung zu Nord Stream 2 äußert und bei dieser Gelegenheit den Anschlag aufs Schärfste verurteilt. “Pipelines sprengen unter Freunden geht gar nicht” wäre hier doch ein bißchen zu wenig.
Cornelia Henke
10. Februar 2023 @ 09:32
Die Menschheit startet mit begeisterter Kriegsrhetorik, schulterklopfend in die nächste Eskalationsstufe. Wir können stolz auf unsere Intelligenz sein!
Was macht das Menschsein aus? Was hat die Menschheit vorzuweisen:
Kriege, Massaker, Genozide und aus dem Planeten Erde, hat sie in kurzer Zeit eine Kloake gemacht! Erdbeben, Vulkanausbrüche und Überschwemmungen reichen uns nicht aus – auf geht´s in einen weiteren Krieg – zum Verbreiten unserer westlichen Werte!
Die USA möchten einen Platz im Vorzimmer von Putin haben und da werden weder Kosten noch Mühen gescheut! Das passende Narrativ gibt es dazu – von Ehre und Kampfesmut! Selbstverständlich nur für die Opfer, die sich nicht mit ihren Familien in ein gemütliches Land ihrer Wahl retten können.
Anne Frank: „Ich glaube nicht, dass der Krieg nur von den Großen, von den Regierenden und Kapitalisten gemacht wird. Nein, der kleine Mann ist ebenso dafür. Sonst hätten sich die Völker schon längst dagegen erhoben! Im Menschen ist nun mal ein Drang zur Vernichtung, ein Drang zum Totschlagen, zum Morden und Wüten, und solange die ganze Menschheit, ohne Ausnahme, keine Metamorphose durchläuft, wird Krieg wüten, wird alles, was gebaut, gepflegt und gewachsen ist, wieder abgeschnitten und vernichtet, und dann fängt es wieder von vorne an.“
„Die Waffen nieder“ „Nie wieder Krieg!“ „Das nie mehr eine Mutter ihren Sohn beweint!“ Hat alles nichts genützt! Ich muss ko…- wenn ich die v. d. L dieser Welt sehe – privilegiert, hoch gebildet und in Sicherheit!
C. Henke
Ute Plass
10. Februar 2023 @ 11:19
@Cornelia Henke:
„Ich muss ko…- wenn ich die v. d. L dieser Welt sehe – privilegiert, hoch gebildet und in Sicherheit!“
Privilegiert und in Sicherheit – ja,
aber hoch gebildet??
Einer U. v. d. L. fehlt Herzverstand und nicht nur dieser.
Danke für die Erinnerung an Anne Frank, deren Worte mir sehr zu Herzen gehen.
Die ‚Metamorphose‘, die dieses junge Mädchen anmahnte, steht immer noch
aus.
Ob sie Karl Marx gelesen hat, der postulierte:
„… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ -?
Thomas Damrau
10. Februar 2023 @ 09:10
Wenn wir mal die Emotionen außen vor lassen, stellt sich mir die Frage: Wo liegen die Denkfehler der EU?
Ich habe gerade ein Papier der Rand-Corporation gelesen (https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html) – der Link kam möglicherweise sogar aus diesem Forum. Wie-dem-auch-sei …
In diesem Papier wird vieles noch einmal systematisiert, was auch in diesem Blog schon diskutiert wurde. Für mich sind die wesentlichen Erkenntnisse aus diesem Papier, die der EU ins Stammbuch geschrieben gehören:
1) Einschätzung der eigenen Erfolgsaussichten
Es gibt wenig Interesse an Friedensverhandlung, solange beide Parteien meinen, durch eine Fortsetzung des Krieges ihre Position verbessern zu können. Im Augenblick steht Russland vermutlich auf dem Standpunkt “2022 war eine limitierte Spezialoperation, 2023 wird es ernst.”
Die Ukraine dagegen glaubt “selbst wenn wir jetzt noch nicht in der Lage, die russische Armee zurückzudrängen, werden wir es sein, wenn wir erst Waffensysteme vom Type XY vom Westen bekommen.” Durch die der Ukraine immer wieder versicherte bedingungslose Unterstützung und die schrittweise Freigabe immer neuer Waffentypen entstand die Annahme, die westlichen Waffen seien der Schlüssel zum Sieg und das einzige Hindernis auf dem Weg zum Sieg sei die Zögerlichkeit des Westen.
Das ist natürlich ein gefährliches Denkmuster:
– Die Ukraine basiert seine strategischen Überlegungen auf ein fast unendliches Reservoir an Ressourcen, dass der Westen ihr zu Verfügung stellen könne. Wie die schleppenden Leopard-Lieferungen zeigen, kann sich das als falsche Annahme herausstellen.
– Genauso gefährlich ist die Annahme, dass man “im Prinzip alles erreichen kann, wenn nur ..” Es ist aber keineswegs sicher, dass nur noch ein paar Kampfflugzeuge zum Sieg fehlen.
Die EU unterstützt durch das permanente Schulterklopfen und das Ausstellen von (scheinbaren) Blanko-Schecks eine gefährliche Selbstüberschätzung der Ukraine.
2) Beendigung des Krieges
Kriege enden (gemäß RAND) entweder durch
– einen totalen Sieg einer Partei
– einen Verständigungsfrieden
– einen Waffenstillstand
Die EU hat unreflektiert die ukrainische Sicht übernommen, eine Rückeroberung der Ostukraine und der Krim werde den Krieg beenden. Diese Sicht fußt auf zwei Annahmen, die unbedingt hinterfragt werden sollten:
– Eine Vertreibung der russischen Besatzer ist möglich. (Wenn nicht, was geschieht dann?)
– Eine russische Armee auf dem Rückzug wird Putin nicht veranlassen, die nächste Eskalationsstufe zu zünden.
Mal angenommen, diese beiden Annahmen wären solide, würde dadurch noch lange kein Frieden entstehen:
– Eine Rückeroberung der Krim wäre nicht der totale Sieg der Ukraine. Der wäre erst erreicht, wenn Selenskyjs Truppen den Kreml einnähmen. Und einen solchen Ausgang anzustreben, würde noch ganz andere Risiken kreieren. (Die Hoffnung, dass ein blamabler Rückzug der russischen Armee einen Umsturz im Kreml hervorruft, steht auf wackligen Beinen.)
– Für einen Verständigungsfrieden fehlt die Verhandlungsmasse: Die Ukraine hätte, was sie will – Russland stände mit leeren Händen da. Worüber soll da verhandelt werden?
– Bliebe maximal ein vermutlich wackliger Waffenstillstand, weil Russland erschöpft wäre und die Ukraine keine Invasion Russlands riskieren möchte.
Fazit: Mich regt die kindliche-naive Vorgehensweise der EU auf, die offensichtlich nicht bis drei zählen kann. Dass Selenskyj für seine immer gleichen Reden ständig Standing-Ovations bekommt, hake ich inzwischen als neue EU-Folklore ab: “Wolle mer ihn reilasse?” Tusch!
ebo
10. Februar 2023 @ 09:27
Danke für die ausführliche Darstellung. Die EU wird von Angst getrieben. Und zwar nicht nur von Angst vor Russland. Sondern auch die Angst, dass sich die USA zurückziehen könnten und Europa dann allein im Regen steht. Dann müsse man bereit sein, zu übernehmen heißt es in Brüssel, wo man noch vom Debakel in Afghanistan geprägt ist. Allerdings übersieht diese “Geopolitik für Anfänger” die Realität des Krieges. Man lässt sich nicht von Militärs beraten, sondern von Experten, die im Bann der Ukraine und Polens stehen (gilt auch für das Europaparlament). Fast noch schlimmer ist, dass man die Kriegsführung der Ukraine überlässt, statt politische Ziele vorzugeben. Dass der Krieg die fortsetzung der Politik mit anderen mitteln ist (Clausewitz), hat hier scheinbar noch niemand begriffen. Schließlich führen “wir” ja keinen Krieg – die blinde Katze beißt sich in den Schwanz…
Helmut Höft
10. Februar 2023 @ 08:47
Tach Eric,
hatte schon immer Interesse an Deiner Berichterstattung (v.a. auf MAKROSKOP), bin relativ neu hier, möchte mich am liebsten schon wieder verabschieden … (war nur Spaß 😉 ):
Das kann man ja alles gar nicht lesen wollen, was Du so berichtest. Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog oder, wie Du so schön schließt: Sage niemand, man habe es nicht wissen können…
ebo
10. Februar 2023 @ 09:18
Willkommen im Club! Ich möchte es oft auch nicht schreiben, was hier in Brüssel so alles passiert (und oftmals unter den Teppich gekehrt wird)…
Alexander
10. Februar 2023 @ 00:44
“im Europaparlament”
Sicher? Nicht im Sportpalast?
KK
10. Februar 2023 @ 00:03
@ Hekla:
“Das, was Metsola heute gesagt hat ( wir müssen auf die Bedrohung angemessen reagieren ” und die Bedrohung ist existenziell”), zeigt mir, dass in den EU-Köpfen schon alle Weichen auf Krieg stehen, denn bei einer existenziellen Bedrohung MUSS man ja kämpfen.”
Vor allem: Wer bedroht die EU?
Russland ist es nicht, Russland hat mir der Ukraine genug zu tun. Und würde sich auch wohl nicht ohne Not mit der NAhTOd anlegen wollen.
Wirtschaftlich und durch Terrorakte gegen de Inbfrastruktur wird die EU und darin ganz speziell Deutschland von den USA im Verbund mit den Briten und offenbar noch einigen anderen europäischen Staaten bedroht, also von der NAhTOD von innen heraus.
Und ja, auf DIESE Bedrohungen durch “Freunde und Verbündete” ist eine Reaktion tatsächlich überfällg!
KK
9. Februar 2023 @ 23:57
@ Hekla:
“Ist das ein klassischer Fall von Massenpsychose?”
Wohl eher das Stcokholm-Syndrom!
european
9. Februar 2023 @ 19:15
Mir fehlen die Worte dazu. Es ist einfach nur entsetzlich. Der Krieg, diese enthemmten und verantwortungslosen Politiker, diese Worthülsen, das gegenseitige Schulterklopfen, das gleichzeitige Schweigen und die Kriegstrommelei der Medien.
Es soll bitte keiner fragen, wie das angefangen hat.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer sind die zunehmenden Demonstrationen in Deutschland. Von anderen Ländern weiß ich es nicht. Dort gibt es sie bestimmt auch.
MarMo
9. Februar 2023 @ 20:16
Wo gibt es zunehmende Demonstrationen in Deutschland???
european
9. Februar 2023 @ 20:25
Auf youtube konnte man Mitschnitte von Demonstrationen in vielen Städten Deutschlands sehen, die letztes Wochenende und auch davor stattgefunden haben. Einige waren noch eher kurz, aber andere durchaus schon sehr gut besucht. Sie demonstrieren für ein Ende des Krieges. Frieden schaffen ohne Waffen.
Hier auf diesem Kanal findet man einige, auch aus Brüssel und Amsterdam
https://www.youtube.com/@gedichteausderzukunft5541
Es gibt bestimmt noch mehr, aber man hört und liest nichts davon. Wahrscheinlich erfährt man mehr über social media, twitter und co.
ebo
10. Februar 2023 @ 10:12
Es gibt jetzt ein “Manifest für den Frieden”, S. Wagenknecht und A. Schwarzer haben es wohl initiiert.
Steht bei Change.org, jede/r kann unterzeichnen! https://www.change.org/p/manifest-f%C3%BCr-frieden
european
10. Februar 2023 @ 10:55
@ebo
Vielen Dank. Schon unterschrieben. Ich hoffe, die Protestkundgebung in Berlin wird ein voller Erfolg.
Ich finde das Stehvermoegen von Sahra Wagenknecht absolut bewundernswert. Sie weicht wirklich keiner Debatte aus und laesst sich auch nicht die Butter vom Brot nehmen oder sich in die rechte Ecke draengen. Obwohl man das immer wieder versucht.
Genauso wie man jetzt insbesondere seitens unserer Medien versucht, Hersh zu diskreditieren anstatt ihn zu widerlegen oder zu bestaetigen. Immerhin hat er den Job erledigt, den unsere MSM nicht mal angegangen sind. Wo war der Aufschrei, als die Pipelines gesprengt wurden?
Moralischer Bankrotteur
9. Februar 2023 @ 18:45
Abenteuerliche Reden und Schulterschlüsse, unautorisiert, nicht legitimiert, losgelöst von demokratischen Prozessen der Herkunftsstaaten. So wurde im wilden Westen Medizin vom Planwagen an die staunenden und leichtgläubigen Siedler verkauft und so verhökert der ukrainische heilige Gesandte seine Botschaften an die infantilisierten und euphorisierten Abgeordneten im EU-Parlament. Fachkräftemangel allerorten. Für vermeintlich gute Bilder und mediale Aufmerksamkeit verkaufen einige ihre Seele, leider aber auch die Sicherheit der Menschen in der EU.
Monika
9. Februar 2023 @ 18:42
Eine Präsidentin der Europäischen Kommission, die „Slawa Ukrajini“ skandiert, ist einfach unerträglich. Genauso unerträglich wie die umstehenden Claqueure aus dem Parlament.
Dieser europäischen Entourage des Politikdarstellers Selensky muss Einhalt geboten werden.
Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Präsidentschaft von der Leyens mit einem Misstrauensvotum, einem juristischen Mittel (z.B. wegen nationalistischer Umtriebe mittels nazistischer Motive, was weiss ich…), einer europäischen Bürgerbefragung, egal was anzugreifen, um wenigstens das Nichteinverstanden-Sein, das „Nicht-in-meinem-Namen, die hilflose Empörung der normalen Bürgerschaft dokumentieren zu können?
Hekla
9. Februar 2023 @ 18:39
P.S.: ausserdem stelle ich fest, dass die EU ein gehöriges Führerkult-Problem zu haben scheint. Zelenskij wird schon wie ein quasigöttliches Wesen behandelt, jedes Wort aus seinem Mund ist voller göttlicher Offenbarung und Weisheit. Selenskij zeigt den Weg, den einzig richtigen und alle folgen ihm. Ist das ein klassischer Fall von Massenpsychose? Ich lese gerade, dass einige EP-Abgeordnete beobachtet und bemängelt haben, dass Orban als einiziger ihn nicht beklatscht hat. Das erinnert wirklich an unselige Geschichtsabschnitte in Europa, in denen man auch mit Argusaugen beobachtet hat, wer dem aktuellen “Führer” nicht geklatscht hat. Niederschmetternd.
Hekla
9. Februar 2023 @ 17:54
Ein Staatenverbund von souveränen Staaten, dem von den Mitgliedstaaten aus guten Gründen nur wenig Kompetenzen in der Aussen- und Sicherheitspolitik übertragen worden sind, sorgt mit Kriegsrhetorik, Sanktionen und entsprechend massiven Waffenlieferungsforderungen an die Mitgliedstaaten dafür, dass alle 27 souveräne Staaten nun als eine Einheit in den Krieg mitreingezogen werden. Was für eine unfassbare Pervertierung des ursprünglichen Gründungsgedankens!
Das, was Metsola heute gesagt hat ( wir müssen auf die Bedrohung angemessen reagieren ” und die Bedrohung ist existenziell”), zeigt mir, dass in den EU-Köpfen schon alle Weichen auf Krieg stehen, denn bei einer existenziellen Bedrohung MUSS man ja kämpfen. Es widert mich an, dass diese Menschen offenbar noch mehr Leiden und Tod billigend in Kauf nehmen, nun auch Leiden und Tod von 450 Millionen EU-Bürgern? Das sollen unsere Repräsentanten sein, die unsere Interessen und Belange vertreten? Die einen lokalen bewaffneten Konflikt lieber auf ganz Europa ausweiten statt sich um diplomatische Lösungen zu bemühen?
Vor einigen Jahren war ich glühende EU-Anhängerin. Mit dieser EU bin ich für immer fertig, ich habe nur noch Entsetzen und Verachtung übrig.
Alexander
10. Februar 2023 @ 00:40
“Mit dieser EU bin ich für immer fertig”
Ich auch. Seit 2015.
Thomas Damrau
9. Februar 2023 @ 17:43
Nicht “Parlamentspräsidentin Meloni” – sondern “Parlamentspräsidentin Metsola”.
Aber wenn immer alle dasselbe sagen, kann man schon mal den Überblick verlieren.
Nix für ungut und weiterhin Dank für die kritische Berichterstattung.
ebo
9. Februar 2023 @ 17:55
Danke schon korrigiert!