Sie prüfen ob sie prüfen sollen
Deutschlands Autokonzerne stehen unter Kartellverdacht. Nach dem VW-Dieselgate ist dies bereits der zweite große Skandal in wenigen Jahren. Doch keiner will zuständig sein.
Die Bundesregierung schob den Schwarzen Peter nach Brüssel. Man erwarte eine Aufklärung der Kartellvorwürfe durch die europäischen Wettbewerbshüter, heißt es in Berlin.
Doch die EU-Kommission drängt sich auch nicht vor. Man prüfe derzeit die Informationen, sagte ein Behördensprecher. Ob ein offizielles Kartellverfahren folgen wird, ließ er offen.
Das Bundeskartellamt in Bonn hatte zuvor erklärt, derzeit kein Verfahren zum Thema zu führen. Es lägen jedoch “Informationen” zu möglichen Absprachen im technischen Bereich vor.
Kurz: Sie prüfen, ob sie prüfen sollen bzw. wollen bzw. dürfen. Für mich ist das der Skandal im Skandal: Auch nach dem Dieselgate lässt man die Konzerne und ihre Lobbyisten gewähren.
Es ist eine organisierte Verantwortungslosigkeit. Und der schamlose Versuch, die Verantwortung für deutsche Kungelei und Schlamperei an die EU abzuschieben…
So so, nach Waldsterben, Klimaerwärmung, Rinderwahn und Vogelgrippe uns anderem wird nun die nächste mediale Sau durchs Dorf getrieben: Der Dieselskandal und das Kartell-Thema noch obendrauf, wobei letzteres zusammenfallen wird wie ein missglücktes Souffleè, denn dass die Autoindustrie ihr Abgas-Thema gemeinsam bearbeitet, ist ein alter Hut, macht ja auch Sinn wegen der Kosten, wurde bereits vor Jahren kartellmässig geprüft und als unbedenklich empfunden. Deshalb ermittelt das Bundeskartellamt auch nicht. Also überhaupt kein „Skandal“, wie ich hier lese, und in anderen Branchen zwecks Entwicklung gemeinsamer Standards genauso Usus.
Warum die Bundesregierung nichts tut? Solange sich der Deutsche Michel über Diesel, Feinstaub und das allgegenwärtige Böse in den Vorstandsetagen der deutschen Autoindustrie aufregen kann (soll!), beschäftigt er sich zur BTW im September hoffentlich nicht mit zukunftsrelevanten Themen.
Was ich der Autoindustrie vorwerfe? Dass sie es trotz erheblicher Lobbyaufwendungen nicht geschafft hat, den Einfluss dieser Vielzahl von Öko-Spinnern, Grenzwert-Masochisten und Opportunisten in Berlin und Brüssel, die sich auch aus der Wertschöpfung dieser Industrie bestens alimentieren lassen, einzuschränken.
Da glaubt selbst eine Frau Göring-Eckardt, die von der Sache absolut nichts versteht, etwas in die Mikrofone der Tagesschau sagen zu müssen. Absolut erbärmlich!