Sagt Brüssel jetzt “No”? – Hat Weber etwas zu bieten?
Theresa May fordert einen neuen Aufschub beim Brexit. Die EU dürfte das eigentlich nicht mitmachen. Auch Manfred Weber erhebt neue Forderungen. Dabei hat der Spitzenkandidat bisher noch nicht viel geboten. Und dann wäre da noch Italien – rutscht es pünktlich zur Europawahl in die nächste Krise?
Ist es die letzte Warnung – oder ein verzweifelter Versuch, das Steuer doch noch herumzureißen? Eine Woche vor dem Krisengipfel zum Brexit am 10. April haben EU-Politiker die Gefahr eines chaotischen Brexit heraufbeschworen.
Ein Austritt ohne Deal werde “von Tag zu Tag wahrscheinlicher“, sagte EU-Chefunterhändler Michel Barnier. Auch der Brexit-Koordinator des Europaparlaments, Guy Verhofstadt, erklärte, ein harter Brexit sei “fast unvermeidlich”.
Am Montag waren vier mögliche Alternativen zum Brexit-Deal im britischen Unterhaus durchgefallen. In Brüssel wird dies als Alarmsignal gewertet. In London sieht man es gelassener.
So schreibt die „Times“, mit dem vierfachen „No“ sei die Wahrscheinlichkeit gewachsen, dass Premierministerin Theresa May „ihren“ Deal doch noch durchbringen könnte – zur Not verbunden mit einer Rücktrittsdrohung.
Zunächst wählte sie aber eine andere Taktik: May spielt auf Zeit – und fordert eine Verlängerung von der EU. Die sei nötig, um Oppositionsführer Jeremy Corbyn einzubinden.
Es ist der durchsichtige Versuch, den Schwarzen Peter an Corbyn weiterzugeben – dabei sind es Mays Tories, die jede Einigung verhindert haben. Corbyns Zollunion hätte fast eine Mehrheit gefunden.
Die große Frage ist nun, ob die EU dieses Spielchen mitspielt – oder ob Brüssel nun seinerseits “No” sagt. Eigentlich wäre das fällig, denn ein weiterer Aufschub würde die Europawahl gefährden.
Doch die üblichen Verdächtigen haben schon wieder ein “Ja” signalisiert: EU-Ratspräsident Donald Tusk und Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Ihnen ist alles Recht, was UK in der EU hält und einen “No Deal” verhindert.
Demgegenüber warnt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron: Die EU dürfe sich nicht zur “Geisel” von Mays Hinhaltetaktik machen. Der Gipfel nächste Woche kann spannend werden…
Watchlist
- EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber will nun doch noch seinen Wahlkampf eröffnen. Nach einer langen “Listening Tour”, die fast völlig ohne politische Positionen auskam, hält Weber am Mittwoch ein großes Meeting in Brüssel ab. Zuletzt hatte er gefordert, die EU-Kommission müsse künftig nach der Pfeife des Europaparlaments tanzen und dessen Prioritäten aufgreifen. Doch welche könnten das sein, Herr Weber?
Was fehlt
- Die Mahnung von Kommissionschef Jean-Claude Juncker an Italien, mehr fürs Wachstum zu tun. Die lahmende Konjunktur mache ihm Sorgen, sagte Juncker, die Schulden seien zu hoch. Allerdings blieb er eine Antwort auf die Frage schuldig, was Rom denn tun solle. Die lieferte Premier Giuseppe Conte: Andere EU-Länder sollten mehr Geld ausgeben und die Konjunktur ankurbeln. Ein naheliegender Gedanke – mehr hier.
Baer
3. April 2019 @ 20:17
Wen interessiert schon was Merkel will? Sie ist in kurzer Zeit eine unrühmliche Geschichte.nicht zum Wohle Deutschlands.
Wenn dieBriten gehenwollen ,lässt sie ziehen.Die EU ist sowas von tot,das es keine Rolle mehr spielt.
Holly01
3. April 2019 @ 11:21
“Es ist der durchsichtige Versuch, den Schwarzen Peter an Corbyn weiterzugeben – dabei sind es Mays Tories, die jede Einigung verhindert haben. Corbyns Zollunion hätte fast eine Mehrheit gefunden.”
Genau so ist das. Und genauso klar wird die EU die Frist bis zum Tag vor der Wahl verlängern.
Denn Die EU will auf gar keinen Fall dastehen, als “die haben die armen und desorientierten Briten rausgeschmissen”.
Alle haben sich mit dem “no deal” angefreundet. Natürlich als das kleinste (erreichbare) Übel. Naja alle außer Irland.
Seien wir realistisch. Das UK wird mit der Diskussion genau so wenig umgehen können wie mit dem EU Beitritt.
So wie das UK (oder besser Teile der politischen Elite) die EU-Mitgliedschaft permanent hintertrieben und in Frage gestellt haben, so wird es nun umgekehrt.
Außerdem sind die “Brexit Täter” nicht weg. Die sind weiter mächtig und in Ämtern. Die haben weiter Kampagnen Fähigkeiten. Die können die show jederzeit wiederholen.
Was soll die EU mit so einem Mitglied anfangen? Genau, eine Kerze aufstellen und ein Dankgebet, wenn die raus sind …..
vlg
ebo
3. April 2019 @ 11:26
Nein, den “No Deal” will Merkel auf gar keinen Fall. Lieber verlängern bis zum St. Nimmerleinstag! Und alle Probleme, die den Brexit verursacht haben, auf die lange Bank schieben – genauso wie jene, die erst nach dem Brexit entstanden sind. Und bloß nicht über Alternativen reden, oder gar Visionen. STATUS QUO + WAIT AND SEE = EU Politik zum Brexit
Holly01
3. April 2019 @ 11:41
DAS ist keine europäische Entscheidung.
DAS ist kein Wunschkonzert.
Es wird der „no deal“ weil man bis zum Tag X alle anderen Varianten blockieren wird.
Es wird ein zweites Referendum geben, ja klar.
Aber die Brexiter sind kampagnenfähig, nicht die remainer.
– Die EU hat das UK wie Dreck behandelt.
– Die EU mag größer sein, aber wir stecken lieber die Schmerzen weg und behalten eine „steife Oberlippe“ als das wir einknicken und zu Kreuze kriechen.
Das wird grob die Referendum Posi der Brexiter sein und damit machen die locker 60%.
Und weil es keine andere Festlegung geben wird, kommt es zum „no deal“.
Die Brexiter blockieren die EU (win).
Die EU kann von sich sagen alles getan zu haben (win).
Ergibt also eine Hängepartie, bei der das Ergebnis (brexit) ebenso klar ist wie der Ablauf (no deal).
Wirtschaft? Hörte ich Wirtschaft? *lach, gacker* Wer interessiert sich denn für die realen Folgen? NIEMAND.
Wir spielen „dreh dich nicht um, der Plums Sack der geht um“ ….
vlg