Polen und Ukraine auf dem Weg zur Kriegsunion?
Ukraines Präsident Selenskyj hat sich bei einem Besuch in Warschau für die massive Hilfe aus Polen bedankt. Präsident Duda sagte noch mehr Unterstützung zu – kommt eine Art Kriegsunion?
“Ich möchte Ihnen danken für diese Brüderlichkeit, für diese echte Freundschaft, für die Stärke, mit der Sie uns seit Beginn des großen Krieges, seit dem Beginn des aggressiven blutigen Marsches der Russischen Föderation zur Seite stehen”, sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit Staatschef Duda.
Duda revanchierte sich mit weit reichenden Ankündigungen. Warschau werde “in Zukunft in der Lage sein, seine gesamte MiG-Flotte” aus etwa 30 Flugzeugen an Kiew zu übergeben, “sofern die Nato-Verbündeten zustimmen”, sagte er.
Beim Nato-Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius im Juli werde sein Land versuchen, für die Ukraine “zusätzliche Sicherheitsgarantien zu erhalten, die das militärische Potenzial der Ukraine und das Sicherheitsgefühl des ukrainischen Volkes stärken werden”.
Außerdem sprach man über die polnische Flüchtlingshilfe und den kleinen Grenzverkehr. Selenskyj wünscht sich eine weitgehende Öffnung. “Keinerlei Grenzen in politischer, wirtschaftlicher und – besonders wichtig – in historischer Hinsicht” – so seine Vision.
Nimmt man alles zusammen, so drängt sich der Eindruck auf, dass hier zwei Länder eine Art Kriegsunion eingehen. Hier und da ist sogar von einer Konföderation die Rede. Bleibt die Frage, ob Nato und EU mitspielen – oder ob sie sich von Polen mitziehen lassen.
Eine neue Grenzziehung wäre sicher nicht mit den EU-Regeln zu vereinbaren. Auch “zusätzliche Sicherheitsgarantien” der Nato sind kein Selbstläufer. Auf der anderen Seite wurden im Krieg gegen Russland schon so viele Regel geändert oder gebrochen – nichts scheint unmöglich…
“We are working on a new agreement between our countries. The future will fill this agreement with content. We hope that we will be able to sign such an agreement in the near future,” Duda said at a press conference in Warsaw on Wednesday following talks with Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy.
Interfax Ukraine
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P.S. Überschattet wurde der Besuch von massiven Bauernprotesten. Sie richten sich gegen die ukrainischen Getreide-Exporte zu Dumping-Preisen, die von der EU gefördert werden – angeblich, um den ärmsten Ländern der Welt zu helfen. Stattdessen landet das Getreide zum Großteil in der EU und gefährdet die Existenz der osteuropäischen Bauern…
KK
6. April 2023 @ 12:22
@ Kleopatra:
“Offenbar sind auch Sie der Meinung, dass die Ukraine jedenfalls nicht mit Russland zusammengehört.”
Nein, ich meine, dass da zwei nationalistische Russlandhassernationen zusammenwachsen, denen an weiterer Eskalation und Ausweitung des Krieges auf ganz EUropa gelegen ist.
european
6. April 2023 @ 10:53
Ich verstehe die Polen nicht. Einerseits berufen sie sich auf geschichtliche Ereignisse bezueglich Russlands, die nicht nur Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte zurueckliegen und sich auch auf ein voellig anderes Russland und andere politische Verhaeltnisse beziehen.
Gleichzeitig aber schliessen sie sich heute zusammen mit offen bekennenden Naziverehrern, Anhaengern Banderas, z.B. Melnyk, der in juengster Geschichte fuer hunderttausende ermordete Polen verantwortlich war. Auch die Beerdigung des Neonazis Dmitry Kotsyubailo, an dem auch Selenskyj und westliche Politiker teilnahmen duerfte jedem in lebhafter Erinnerung sein.
Ich vermisse die Logik. In meinem Kopf geht das nicht zusammen.
MichaelB
6. April 2023 @ 10:21
Polen agiert doch schon seit Beginn der 2000er Jahre als verlängerter Arm Washingtons und Spaltpilz in der EU. Die Neocons und Falken in den USA reiben sich doch die Hände, dass Polen die Europäer immer tiefer in den Krieg hineinzieht. Den Preis zahlen die Europäer auch mit wirtschaftlichem Abstieg, während die USA keine Belastungen oder Schäden hat, sondern rundum sagenhafte Gewinne macht.
Kleopatra
6. April 2023 @ 05:28
Offenbar sind auch Sie der Meinung, dass die Ukraine jedenfalls nicht mit Russland zusammengehört. Dem kann ich nur zustimmen…
ebo
6. April 2023 @ 09:43
Dazu verweise ich gern auf Wikipedia
Schon eine griechisch-byzantinische Urkunde aus dem Jahr 1380 im Zusammenhang mit den Aktivitäten zur Einsetzung Kiprians als Metropolit von Kiew bezeichnete den Norden mit Nowgorod und Moskau als Großrussland, den Süden als Kleinrussland.[16]
Der Begriff Ukraina wurde erstmals 1187 in der Hypatiuschronik für die südwestlichen Gebiete des Kiewer Reiches, später für das galizisch-wolhynische Gebiet verwendet. Es bedeutete zunächst „Grenzland“, ein Begriff, der in der Rus bis zum 17. Jahrhundert auch für viele andere Gebiete benutzt wurde. Bezogen auf die heutige Ukraine war dieser Name lange Zeit eine enge Regionalbezeichnung für die Gebiete am mittleren Dnepr und war nicht mit dem breiteren geografischen Begriff Kleinrussland identisch.
Bevor man seit dem 19. Jahrhundert von einer ukrainischen oder weißrussischen Nation zu sprechen beginnt, war für die ostslawischen Bewohner der heutigen Ukraine der deutsche Begriff „Ruthenen“ (ukr. русини) und Kleinrussen (ukr. малороси) gebräuchlich.
Arthur Dent
6. April 2023 @ 00:05
Na, die “Fürsten” verdienen doch ganz prächtig am Krieg – vor allem, wenn man nicht direkt hineingezogen wird. Opfer sind schließlich immer “die Bauern”.
KK
5. April 2023 @ 23:49
Es wächst zusammen, was zusammen gehört…