“Panzerallianz”: Deutschland steht schon wieder allein im Regen
Zwei Wochen nach ihrer umstrittenen Kehrtwende beim “Leopard” räumt die Bundesregierung ein, dass die “Panzerallianz” auf sich warten lässt. Deutschland steht mit Waffenlieferungen an die Ukraine allein im Regen.
Nach der politischen Freigabe von “Leopard-2”-Lieferungen vor zwei Wochen sei die geplante Allianz noch nicht komplett, berichtet dpa unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin. Es ist das erste Mal, dass die Bundesregierung die Probleme einräumt.
“Die Zusammenstellung der Bataillone entpuppt sich als mühsamer Kraftakt”, hatte zuvor der “Spiegel” berichtet. Bisher gebe es keine festen Zusagen, sich an der geplanten Aufstellung von zwei Panzerbataillonen zu beteiligen.
Selbst EU-Länder, die vorher lautstark für eine “Panzerallianz” getrommelt hatten, halten sich bedeckt. Frankreich hat noch gar keine Panzer zugesagt, Griechenland und Österreich wollen dies auch künftig nicht tun, Polen und Spanien sind plötzlich ganz still.
Deutschland steht allein auf weiter Flur – und exponiert sich immer mehr: Neben den zugesagten 14 Leopard-2-Panzern will Kanzler Scholz nun auch noch dutzende Leopard-1-Modelle an die Ukraine liefern. Krelmchef Putin hat dies bereits lautstark gebrandmarkt.
Doch wir müssen uns keine Sorgen machen, so Scholz: Putins Verweis auf den 2. Weltkrieg sei ein “abstruser historischer Vergleich” – und ein Eskalationsrisiko gebe es auch nicht. Schließlich sei ja alles mit den Alliierten abgesprochen.
Ist das wirklich so? Zweifel sind erlaubt: Die USA werden ihre “Abrams”-Tanker erst im Herbst liefern, wenn überhaupt. Und die EUropäer stehen plötzlich auf der Bremse. Scholz hat sich vorführen und treiben lassen – nun steht er schon wieder allein im Regen…
Siehe auch “Panzerdebatte: Warum lässt sich Deutschland vorführen?” sowie “Panzerallianz: Eine gefährliche Blamage” (Kommentar)
KK
10. Februar 2023 @ 23:07
@ Heinz de Moll:
„Führend sind wir höchstens dadurch, dass wir einen ehrlichen besonnenen Kanzler haben, der nicht auf Marktschreier hört.“
da möchte ich korrigieren:
…dass wir einen unehrlich besonnen Kanzler haben, der lediglich vorgibt, nicht auf Marktschreier zu hören.
Denn letztlich hat er bislang noch jede selbst gezogene „rote Linie“ überschritten.
Wie die Jungfrau, die sich ihrer insgeheim ersehnten Defloration zum Anschein erwehrt, um nach Vollzug nicht als Schlampe dazustehen.
Heinz de Moll
10. Februar 2023 @ 19:57
Eigentlich ist es total peinlich für all die Politiker ( Kiesewetter, StrackZi u a), die mit verlogenem Verweis auf all die Länder, die nur auf Scholz warteten den Kanzler unter Druck setzten. Und ihn jetzt dafür angreifen, dass er das Gerede ernst genommen hat. Er soll jetzt Spanien, Polen ( die sogar mit Vertragsbestimmungen gedroht hatten) unter Druck setzen. Auf einmal ist Deutschland ( nicht Frankreich, Italien etc.) DIE Führungsmacht. Wo sind wir denn. Führend sind wir höchstens dadurch, dass wir einen ehrlichen besonnenen Kanzler haben, der nicht auf Marktschreier hört. Und Journalisten wie Bonse ( im Presseclub der Mann von der SU: ach der Bonse) . Wie Einstein warnte, gehts im Krieg der Verstand zugunsten von Reflexen flöten. Und Melnyk treibt die deutschen Medien vor sich her.
Hekla
6. Februar 2023 @ 16:03
Was ist das Ziel des Bundeskanzlers, der Bundesregierung in diesem Konflikt? Wenn das Ziel die in materieller und zeitlicher Hinsicht uneingeschränkte Unterstützung der Ukraine sein sollte – aus meiner Sicht zeichnet sich das so ab – dann geht die Bundesregierung ein durch nichts zu rechtfertigendes Risiko zu Lasten der eigenen Bevölkerung ein. Das Schlimme dabei: völlig freiwillig, denn Deutschland ist weder zu militärischen Hilfsleistungen an die Ukraine noch zu deren ständigen Ausweitung verpflichtet. Die allerwichtigste Verpflichtung jeder Regierung ist eine Existenzielle: der Schutz der eigenen Bevölkerung vor bewaffneten Konflikten mit anderen Staaten. Die Bundesregierung riskiert aber leichtfertig und ohne Not, Kriegspartei zu werden. Bedeutet der Bundesregierung ihr eigenes Volk so wenig? Sollen wir für ihre gesinnungsethische Agenda geopfert werden? Es ist eine Schande, diesen Krieg mit Waffenlieferungen zu verlängern und diplomatisch nichts für dessen Beendigung zu unternehmen und es ist eine Ungeheuerlichkeit, dafür auch noch die eigene Bevölkerung potentiell in einen Krieg rutschen zu lassen.
Sebastian
6. Februar 2023 @ 15:06
Das es um Polen ganz still geworden ist, ist nicht wahr. Polen hat bereits am Freitag gesagt dass sie bereits Ukrainer ausbilden und es sich nur um Wochen handeln kann bis sie die Panzer liefern.
ebo
6. Februar 2023 @ 15:26
Wie viele liefern sie denn? Soll weiter die EU bezahlen?
kurt strohmaier
6. Februar 2023 @ 10:29
trotz der neutraslitätswidrigen stellungnahmen des bundespräsidenten, wird österreich keine panzer liefern, da dies entgegen der geltenden verfassung wäre.
österreich ist ein neutraler staat, somit sollte klargestellt werden, dass keine waffen ins krisengebiet geliefert werden können, somit die textliche gleichstellung mit griechenland nicht annehmbar ist, da im gegensatz zum neutralen österreich griechenland mitglied der nato ist
Arthur Dent
5. Februar 2023 @ 23:37
@european
Nun Biden und Scholz haben ganz fest versprochen, dass es keinen Atomkrieg geben wird – die Eskalation fällt daher aus 🙂
Allerdings habe ich kürzlich im österreichischen Blog militäraktuell.at einen im Mai 2022 erschienenen Artikel “Erhält die Ukraine nun auch F-16-Kampfjets” gelesen. Es gab auch einen Überblick über die in der damals neuesten Version des land-lease-acts für die Ukraine 2022/23 aufgeführten Waffensysteme. Neben den Abrams und Bradleys und weiteren Waffensystemen standen auch F-16-Jets darauf. Man kann auch davon ausgehen, dass die Ausbildung ukrainischer Piloten darauf schon lange läuft. Allerdings werden von den USA die Geschehnisse in der Ukraine immer unter dem Aspekt “Who rules the world” betrachtet. In der Geopolitik gibt es kein Vakuum – wird Russland zu sehr geschwächt, würde der Einfluss, den es in der Welt verliert, sofort von China gefüllt. Man ist also in der Zwickmühle. Auch ist vor wenigen Tagen ein Artikel von der Rand-Corporation mit dem Titel erschienen: Avoiding a long war.
KK
5. Februar 2023 @ 22:08
@ european:
“Es wäre schön, wenn so langsam mal das Denken über das Handeln siegt, i.d.S. dass man zuerst über die Folgen nachdenkt und dann handelt. Es wäre ein kluger Schritt in Richtung Diplomatie.”
Denken ist beim Vollzug des Kadavergehorsams gegen Uncle Sam nur hinderlich – es wurde in den vergangenen Jahren alles unternommen, möglichst diejenigen Gestalten an die entscheidenden Stellen zu platzieren, damit eben nicht mehr gedacht, sondern nur noch exekutiert wird. Unsere Aussenministerin und die EUCO-Präsindentin sind nur krasse, aber längst nicht alle Beispiele…
Dass jetzt nicht Friedrich “IM Blackrock” Merz in Deutschland seinem (Ex-?)-Arbeitgeber Blackrock, dem ja schon der lukrative Wiederaufbau der Ukraine zugesachanzt worden ist, nicht als Kanzler hilfreich sein kann, ist angesichts der unterwürfigen Geschichtsvergessenheit der SPD und der Verrat Brandtscher Ostpolitik nur eine Petitesse – das offenbar nur immer wieder gespielte Zögern von Scholz soll offenbar nur das Überleben seiner Partei sichern und ist nicht wirklich glaubhaft, nachdem Scholz zuverlässig jedesmal eingeknickt ist. Denn nach der Agenda 2000 könnte dies jetzt der letzte Sargnagel der SPD vor dem Absinken in die parlamentarische Bedeutungslosigkeit sein, wenn uns das alles um die Ohren fliegt…
KK
5. Februar 2023 @ 19:24
Man kann eine Zusage zu einem Match auch wieder zurückziehen, wenn einen die Spielkameraden ohne Schirm im Regen stehen lassen.
Nur so als Anregung…
ebo
5. Februar 2023 @ 19:26
Klingt vernünftig!
european
5. Februar 2023 @ 18:37
Ich verstehe die Logik nicht. Wieso gibt es kein Eskalationsrisiko weil alles mit den Alliierten abgesprochen ist. Es sind doch gerade die Alliierten, die sich von einer Steigerung zur nächsten hangeln. Kaum waren die Panzer „bewilligt“, forderte Selenskyj Kampfjets und Streumunition. Und immer wieder die Sticheleien bezüglich Erstschlag.
Es wäre schön, wenn so langsam mal das Denken über das Handeln siegt, i.d.S. dass man zuerst über die Folgen nachdenkt und dann handelt. Es wäre ein kluger Schritt in Richtung Diplomatie. Dieser Krieg wird nicht auf dem Schlachtfeld entschieden, es sei denn auch die Europäer sind bereit, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen bzw. sich in diesen Krieg hineinziehen zu lassen.
Es ist ein Jammer, dass Europa keine eigenständige Strategie entwickelt. Man wartet auf das Signal aus Washington.