Nie war EUropa so abhängig von China

Die EU hat ein neues “Buzzword” erfunden – die “offene strategische Autonomie”. Sie soll künftig die Handelspolitik leiten, heißt es in Brüssel. Doch die Praxis sieht anders aus: Noch nie war EUropa so abhängig wie heute – vor allem von China.

Die EU-Kommisison hat eine neue Handelsstrategie für die kommenden Jahre vorgelegt. Sie “trägt dem Konzept der offenen strategischen Autonomie Rechnung”, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde.

Es gehe darum, “durch die Förderung des ökologischen und digitalen Wandels zur wirtschaftlichen Erholung beizutragen”. Anders gesagt: Das neoliberale Freihandels-Dogma bekommt einen grünen Anstrich.

Gleichzeitig wird es um Versatzstücke aus dem außenpolitischen Diskurs ergänzt, wo seit einiger Zeit von “strategischer Autonomie” die Rede ist. Will heißen: EUropa kann sich zur Not auch alleine durchschlagen.

Von der Praxis ist all dies jedoch weit entfernt. Der entfesselte globale Freihandel ist per se nicht ökologisch. Die weltweiten Lieferketten tragen entscheidend dazu bei, die Umwelt zu verpesten und das Klima zu schädigen.

Und von strategischer Autonomie kann schon gar keine Rede sein, wie die neuesten Zahlen aus der Handelsstatistik zeigen. EUropa ist abhängiger denn je vom Außenhandel – vor allem von China.

Wie die EU-Statistikbehörde Eurostat mitteilte, betrug das Handelsvolumen mit der Volksrepublik 586 Mrd. Euro im Jahr 2020. Bei den USA waren es 555 Mrd. Euro. China liegt damit zum ersten Mal vor den USA – eine historische Wende.

Trotz der Coronakrise hat der Handel mit China erneut zugelegt. Eurostat zufolge stiegen die Exporte der EU um 2,2 Prozent auf 202,5 Mrd. Die Importe aus der Volksrepublik erhöhten sich um 5,6 Prozent auf 383,5 Mr.

Besonders stark ist die Abhängigkeit bei strategisch wichtigen Gütern wie seltenen Erden und Mikroprozessoren (wo derzeit Mangel herrscht), aber auch bei medizinischer Schutzausrüstung und Corona-Masken.

Sogar bei Impfstoffen ist EUropa zunehmend auf China angewiesen. Gerade sind 550.000 Dosen mit chinesischem Impfstoff in Ungarn eingetroffen.

Deutschland profitiert am meisten

Selbst wenn es der EU gelingen sollte, ihre Abhängigkeit in einigen Bereichen zu verringern, so bleibt sie doch auf die Wachstumsimpulse aus Fernost angewiesen.

Chinas Wirtschaft hatte sich durch Erfolge bei der Eindämmung der Ausbreitung des Virus deutlich schneller von der Corona-Krise erholt als die der USA. Auch im neuen Jahr liegt China vorn.

Und wer profitiert davon am meisten? Natürlich Deutschland, dessen Wirtschaft auch am engsten mit China verwoben ist. Kein Wunder also, dass Kanzlerin Merkel 2020 schnell noch ein Investitonsabkommen mit China durchgeboxt hat…

Siehe auch “And the Winner is – China?” und “Merkels letzter Deal – ausgerechnet mit China